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Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801.

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Und als die Braut des Königssohns von Frankreich,
Da sie sich stets so viel gewußt, so stolz
Gethan mit der französischen Vermählung,
Noch jetzt auf Frankreichs mächt'ge Hilfe pocht!

Elisabeth (nachlässig hinwerfend).
Man peinigt mich ja sie zu sehn.
Leicester (lebhaft).
Sie foderts
Als eine Gunst, gewährt es ihr als Strafe!
Du kannst sie auf das Blutgerüste führen,
Es wird sie minder peinigen, als sich
Von deinen Reizen ausgelöscht zu sehn.
Dadurch ermordest du sie, wie sie dich
Ermorden wollte -- Wenn sie deine Schönheit
Erblickt, durch Ehrbarkeit bewacht, in Glorie
Gestellt durch einen unbefleckten Tugendruf,
Den sie, leichtsinnig bulend, von sich warf,
Erhoben durch der Krone Glanz, und jetzt
Durch zarte Bräutlichkeit geschmückt -- dann hat
Die Stunde der Vernichtung ihr geschlagen.
Ja -- wenn ich jetzt die Augen auf dich werfe --
Nie warst du, nie zu einem Sieg der Schönheit
Gerüsteter als eben jetzt -- Mich selbst
Hast du umstrahlt wie eine Lichterscheinung,
Als du vorhin ins Zimmer tratest -- Wie?
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Und als die Braut des Koͤnigsſohns von Frankreich,
Da ſie ſich ſtets ſo viel gewußt, ſo ſtolz
Gethan mit der franzoͤſiſchen Vermaͤhlung,
Noch jetzt auf Frankreichs maͤcht'ge Hilfe pocht!

Eliſabeth (nachlaͤſſig hinwerfend).
Man peinigt mich ja ſie zu ſehn.
Leiceſter (lebhaft).
Sie foderts
Als eine Gunſt, gewaͤhrt es ihr als Strafe!
Du kannſt ſie auf das Blutgeruͤſte fuͤhren,
Es wird ſie minder peinigen, als ſich
Von deinen Reizen ausgeloͤſcht zu ſehn.
Dadurch ermordeſt du ſie, wie ſie dich
Ermorden wollte — Wenn ſie deine Schoͤnheit
Erblickt, durch Ehrbarkeit bewacht, in Glorie
Geſtellt durch einen unbefleckten Tugendruf,
Den ſie, leichtſinnig bulend, von ſich warf,
Erhoben durch der Krone Glanz, und jetzt
Durch zarte Braͤutlichkeit geſchmuͤckt — dann hat
Die Stunde der Vernichtung ihr geſchlagen.
Ja — wenn ich jetzt die Augen auf dich werfe —
Nie warſt du, nie zu einem Sieg der Schoͤnheit
Geruͤſteter als eben jetzt — Mich ſelbſt
Haſt du umſtrahlt wie eine Lichterſcheinung,
Als du vorhin ins Zimmer trateſt — Wie?
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[113/0119] Und als die Braut des Koͤnigsſohns von Frankreich, Da ſie ſich ſtets ſo viel gewußt, ſo ſtolz Gethan mit der franzoͤſiſchen Vermaͤhlung, Noch jetzt auf Frankreichs maͤcht'ge Hilfe pocht! Eliſabeth (nachlaͤſſig hinwerfend). Man peinigt mich ja ſie zu ſehn. Leiceſter (lebhaft). Sie foderts Als eine Gunſt, gewaͤhrt es ihr als Strafe! Du kannſt ſie auf das Blutgeruͤſte fuͤhren, Es wird ſie minder peinigen, als ſich Von deinen Reizen ausgeloͤſcht zu ſehn. Dadurch ermordeſt du ſie, wie ſie dich Ermorden wollte — Wenn ſie deine Schoͤnheit Erblickt, durch Ehrbarkeit bewacht, in Glorie Geſtellt durch einen unbefleckten Tugendruf, Den ſie, leichtſinnig bulend, von ſich warf, Erhoben durch der Krone Glanz, und jetzt Durch zarte Braͤutlichkeit geſchmuͤckt — dann hat Die Stunde der Vernichtung ihr geſchlagen. Ja — wenn ich jetzt die Augen auf dich werfe — Nie warſt du, nie zu einem Sieg der Schoͤnheit Geruͤſteter als eben jetzt — Mich ſelbſt Haſt du umſtrahlt wie eine Lichterſcheinung, Als du vorhin ins Zimmer trateſt — Wie? 8

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Zitationshilfe: Schiller, [Friedrich]: Maria Stuart. Tübingen u. a., 1801, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_stuart_1801/119>, abgerufen am 05.05.2024.