Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judas ist nit bey Christi Erklärung/ Vber solche vnerhörte Propheceyung hat sich Julianusnicht ein wenig entrist/ vnd damit er alle Gelegenheiten/ solche Vnthat zu begehen/ meyde/ hat er sich in aller gehaimb von der Vätterlichen Behausung in ein anders Land begeben/ woselbst er wegen seiner in vilen Jahren ge- laisten Kriegs-Diensten zu grossen Reichthumben ge- langt. Mit der Weil aber zu mehrern Ruhestand sich von dem Hoff abgeschraufft/ vnd mit einer edlen Dama sich verheyrathet/ mit dero er in einem sehr stattlichen Schloß selbigen Lands in allen Begnügen gelebet. Vnder solcher Zeit ist denen lieben Eltern zu Ohren kommen/ daß ihr lieb- ster Sohn Julianus noch bey dem Leben. Destwegen ha- ben sie sich auch in dem erwachsenen Alter auff die Raiß gemacht/ allerseits embsigist nachgefraget/ biß sie endlich nit ohne sonderer Mühe/ vnd vilen außgestandenen Vnge- legenheiten zum besagten Schloß ihres liebsten Sohns Ju- liani gelangt/ allwo sie in Abwesenheit ihres Juliani von der Frau Schnur höfflichst/ vnd mit höchsten Freuden em- pfangen worden. Nach eingenohmnen Abendmahl hat sie dise von der Raiß abgematte Gäst zu Erzaigung einer son- dern Lieb/ in ihr aignes Beth geleget/ Morgens Fruhe aber bey Zeiten zu dem Gottsdienst geeylet/ damit sie nach- mahls ihre liebe Gäst desto besser bedienen möchte. Vn- derdessen kombt Julianus nacher Hauß/ vnd war sein erster Weeg in die Kammer in Willens seiner Frau Gemahlin einen guten Morgen zu wünschen. Wie er aber warge- nommen/ daß ihrer zwey im Beth ligen/ dann die liebste Eltern wegen Mattigkeit desto länger/ vnnd sanffter ge- schlaffen/ hat er vnverzüglich das Vrthl geschöpffet/ sein Gemahlin seye ihm vntreu/ ist wol vermuthlich/ daß er vorhero von dem Argwohn eingenommen gewest/ dero- wegen in gröstem Grimmen den Degen gezucket/ vnd bee- de jämmerlich ermordet. O Argwohn/ Narrgwohn! du
Judas iſt nit bey Chriſti Erklaͤrung/ Vber ſolche vnerhoͤrte Propheceyung hat ſich Julianusnicht ein wenig entriſt/ vnd damit er alle Gelegenheiten/ ſolche Vnthat zu begehen/ meyde/ hat er ſich in aller gehaimb von der Vaͤtterlichen Behauſung in ein anders Land begeben/ woſelbſt er wegen ſeiner in vilen Jahren ge- laiſten Kriegs-Dienſten zu groſſen Reichthumben ge- langt. Mit der Weil aber zu mehrern Ruheſtand ſich von dem Hoff abgeſchraufft/ vnd mit einer edlen Dama ſich verheyrathet/ mit dero er in einem ſehr ſtattlichen Schloß ſelbigen Lands in allen Begnuͤgen gelebet. Vnder ſolcher Zeit iſt denen lieben Eltern zu Ohren kommen/ daß ihr lieb- ſter Sohn Julianus noch bey dem Leben. Deſtwegen ha- ben ſie ſich auch in dem erwachſenen Alter auff die Raiß gemacht/ allerſeits embſigiſt nachgefraget/ biß ſie endlich nit ohne ſonderer Muͤhe/ vnd vilen außgeſtandenen Vnge- legenheiten zum beſagten Schloß ihres liebſten Sohns Ju- liani gelangt/ allwo ſie in Abweſenheit ihres Juliani von der Frau Schnur hoͤfflichſt/ vnd mit hoͤchſten Freuden em- pfangen worden. Nach eingenohmnen Abendmahl hat ſie diſe von der Raiß abgematte Gaͤſt zu Erzaigung einer ſon- dern Lieb/ in ihr aignes Beth geleget/ Morgens Fruhe aber bey Zeiten zu dem Gottsdienſt geeylet/ damit ſie nach- mahls ihre liebe Gaͤſt deſto beſſer bedienen moͤchte. Vn- derdeſſen kombt Julianus nacher Hauß/ vnd war ſein erſter Weeg in die Kammer in Willens ſeiner Frau Gemahlin einen guten Morgen zu wuͤnſchen. Wie er aber warge- nommen/ daß ihrer zwey im Beth ligen/ dann die liebſte Eltern wegen Mattigkeit deſto laͤnger/ vnnd ſanffter ge- ſchlaffen/ hat er vnverzuͤglich das Vrthl geſchoͤpffet/ ſein Gemahlin ſeye ihm vntreu/ iſt wol vermuthlich/ daß er vorhero von dem Argwohn eingenommen geweſt/ dero- wegen in groͤſtem Grimmen den Degen gezucket/ vnd bee- de jaͤmmerlich ermordet. O Argwohn/ Narꝛgwohn! du
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Judas iſt nit bey Chriſti Erklaͤrung/
Vber ſolche vnerhoͤrte Propheceyung hat ſich Julianus
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ſolche Vnthat zu begehen/ meyde/ hat er ſich in aller
gehaimb von der Vaͤtterlichen Behauſung in ein anders
Land begeben/ woſelbſt er wegen ſeiner in vilen Jahren ge-
laiſten Kriegs-Dienſten zu groſſen Reichthumben ge-
langt. Mit der Weil aber zu mehrern Ruheſtand ſich von
dem Hoff abgeſchraufft/ vnd mit einer edlen Dama ſich
verheyrathet/ mit dero er in einem ſehr ſtattlichen Schloß
ſelbigen Lands in allen Begnuͤgen gelebet. Vnder ſolcher
Zeit iſt denen lieben Eltern zu Ohren kommen/ daß ihr lieb-
ſter Sohn Julianus noch bey dem Leben. Deſtwegen ha-
ben ſie ſich auch in dem erwachſenen Alter auff die Raiß
gemacht/ allerſeits embſigiſt nachgefraget/ biß ſie endlich
nit ohne ſonderer Muͤhe/ vnd vilen außgeſtandenen Vnge-
legenheiten zum beſagten Schloß ihres liebſten Sohns Ju-
liani gelangt/ allwo ſie in Abweſenheit ihres Juliani von
der Frau Schnur hoͤfflichſt/ vnd mit hoͤchſten Freuden em-
pfangen worden. Nach eingenohmnen Abendmahl hat ſie
diſe von der Raiß abgematte Gaͤſt zu Erzaigung einer ſon-
dern Lieb/ in ihr aignes Beth geleget/ Morgens Fruhe
aber bey Zeiten zu dem Gottsdienſt geeylet/ damit ſie nach-
mahls ihre liebe Gaͤſt deſto beſſer bedienen moͤchte. Vn-
derdeſſen kombt Julianus nacher Hauß/ vnd war ſein erſter
Weeg in die Kammer in Willens ſeiner Frau Gemahlin
einen guten Morgen zu wuͤnſchen. Wie er aber warge-
nommen/ daß ihrer zwey im Beth ligen/ dann die liebſte
Eltern wegen Mattigkeit deſto laͤnger/ vnnd ſanffter ge-
ſchlaffen/ hat er vnverzuͤglich das Vrthl geſchoͤpffet/ ſein
Gemahlin ſeye ihm vntreu/ iſt wol vermuthlich/ daß er
vorhero von dem Argwohn eingenommen geweſt/ dero-
wegen in groͤſtem Grimmen den Degen gezucket/ vnd bee-
de jaͤmmerlich ermordet. O Argwohn/ Narꝛgwohn!
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