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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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vnd warumb?
kalt! solche Gedancken hättest du. Aber sihe/ wie Arg-
wohn
ein Narrgwohn ist. Diser Abraham ist in der
Kammer auff seine Knye nidergefallen/ vnd mit nassen
Augen/ mit auffgehebten Händen ihr den elenden Stand/
in welchem sie sich befindet/ ernstlich vorgetragen. Dann
es ware sein entführte Maim Maria/ solche hat er mit
seinem hefftigen bitten in der Kammer widerumb zu dem
Bußstand gezogen/ daß sie nachmahls heilig gelebet/ vnd
heilig gestorben. O wie ist dann der Menschen Urthl so
betrieglich. Die Apostel haben nächtlicher Weil ihren
Maister gesehen/ vnd doch nit gekennet/ sondern vermai-
net/ es seye ein Gespenst/ der Wauwau; Magdalena
hat bey dem Grab den HErrn JEsum nicht gekennt/ son-
dern vermaint/ es seye ein Gartner/ weilen er ein Schauf-
fel über die Achsl getragen/ hat geglaubt/ es seye der Mai-
ster Samuel, &c. Die Jünger haben ihren Maister auff
dem Weeg nacher Emaus nicht gekennt/ sondern ver-
maint/ es seye ein Frembdling. Also sehen wir/ hören
wir/ vnd greiffen wir manchesmahl etwas/ welches vns
böß vorkommet/ da es doch in sich selbsten gut/ vnd hei-
lig ist.

Holofernes der Kriegsfürst belägert Bethuliam,
allwo gar kein Hoffnung war eines Entsatz. Underdessen
macht sich ein schöne Wittib/ vnnd noch junge Dama
hervor/ die beklaydet sich mit einem köstlichen Auffzug/
alles schimmerte von Gold vnd Silber. O wie stattlich!
Sie tragt ein paar Wangen/ wie die edleste Paradeyß-
Aepel. O wie edel! Sie verpulvert ihre krauste Haarlo-
cken. O wie galant! Sie ziehrt die Ohren mit kostbaren
Beheng/ vnd Kleinodien. O wie herrlich! Sie behengt
den glatten Halß mit kostbaren Berlein. O wie hüpsch!
Sie glantzet wie ein Göttin. O wie schön! Dise schöne/

von
L l l l

vnd warumb?
kalt! ſolche Gedancken haͤtteſt du. Aber ſihe/ wie Arg-
wohn
ein Narꝛgwohn iſt. Diſer Abraham iſt in der
Kammer auff ſeine Knye nidergefallen/ vnd mit naſſen
Augen/ mit auffgehebten Haͤnden ihr den elenden Stand/
in welchem ſie ſich befindet/ ernſtlich vorgetragen. Dann
es ware ſein entfuͤhrte Maim Maria/ ſolche hat er mit
ſeinem hefftigen bitten in der Kammer widerumb zu dem
Bußſtand gezogen/ daß ſie nachmahls heilig gelebet/ vnd
heilig geſtorben. O wie iſt dann der Menſchen Urthl ſo
betrieglich. Die Apoſtel haben naͤchtlicher Weil ihren
Maiſter geſehen/ vnd doch nit gekennet/ ſondern vermai-
net/ es ſeye ein Geſpenſt/ der Wauwau; Magdalena
hat bey dem Grab den HErꝛn JEſum nicht gekennt/ ſon-
dern vermaint/ es ſeye ein Gartner/ weilen er ein Schauf-
fel uͤber die Achsl getragen/ hat geglaubt/ es ſeye der Mai-
ſter Samuel, &c. Die Juͤnger haben ihren Maiſter auff
dem Weeg nacher Emaus nicht gekennt/ ſondern ver-
maint/ es ſeye ein Frembdling. Alſo ſehen wir/ hoͤren
wir/ vnd greiffen wir manchesmahl etwas/ welches vns
boͤß vorkommet/ da es doch in ſich ſelbſten gut/ vnd hei-
lig iſt.

Holofernes der Kriegsfuͤrſt belaͤgert Bethuliam,
allwo gar kein Hoffnung war eines Entſatz. Underdeſſen
macht ſich ein ſchoͤne Wittib/ vnnd noch junge Dama
hervor/ die beklaydet ſich mit einem koͤſtlichen Auffzug/
alles ſchimmerte von Gold vnd Silber. O wie ſtattlich!
Sie tragt ein paar Wangen/ wie die edleſte Paradeyß-
Aepel. O wie edel! Sie verpulvert ihre krauſte Haarlo-
cken. O wie galant! Sie ziehrt die Ohren mit koſtbaren
Beheng/ vnd Kleinodien. O wie herꝛlich! Sie behengt
den glatten Halß mit koſtbaren Berlein. O wie huͤpſch!
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[633/0669] vnd warumb? kalt! ſolche Gedancken haͤtteſt du. Aber ſihe/ wie Arg- wohn ein Narꝛgwohn iſt. Diſer Abraham iſt in der Kammer auff ſeine Knye nidergefallen/ vnd mit naſſen Augen/ mit auffgehebten Haͤnden ihr den elenden Stand/ in welchem ſie ſich befindet/ ernſtlich vorgetragen. Dann es ware ſein entfuͤhrte Maim Maria/ ſolche hat er mit ſeinem hefftigen bitten in der Kammer widerumb zu dem Bußſtand gezogen/ daß ſie nachmahls heilig gelebet/ vnd heilig geſtorben. O wie iſt dann der Menſchen Urthl ſo betrieglich. Die Apoſtel haben naͤchtlicher Weil ihren Maiſter geſehen/ vnd doch nit gekennet/ ſondern vermai- net/ es ſeye ein Geſpenſt/ der Wauwau; Magdalena hat bey dem Grab den HErꝛn JEſum nicht gekennt/ ſon- dern vermaint/ es ſeye ein Gartner/ weilen er ein Schauf- fel uͤber die Achsl getragen/ hat geglaubt/ es ſeye der Mai- ſter Samuel, &c. Die Juͤnger haben ihren Maiſter auff dem Weeg nacher Emaus nicht gekennt/ ſondern ver- maint/ es ſeye ein Frembdling. Alſo ſehen wir/ hoͤren wir/ vnd greiffen wir manchesmahl etwas/ welches vns boͤß vorkommet/ da es doch in ſich ſelbſten gut/ vnd hei- lig iſt. Holofernes der Kriegsfuͤrſt belaͤgert Bethuliam, allwo gar kein Hoffnung war eines Entſatz. Underdeſſen macht ſich ein ſchoͤne Wittib/ vnnd noch junge Dama hervor/ die beklaydet ſich mit einem koͤſtlichen Auffzug/ alles ſchimmerte von Gold vnd Silber. O wie ſtattlich! Sie tragt ein paar Wangen/ wie die edleſte Paradeyß- Aepel. O wie edel! Sie verpulvert ihre krauſte Haarlo- cken. O wie galant! Sie ziehrt die Ohren mit koſtbaren Beheng/ vnd Kleinodien. O wie herꝛlich! Sie behengt den glatten Halß mit koſtbaren Berlein. O wie huͤpſch! Sie glantzet wie ein Goͤttin. O wie ſchoͤn! Diſe ſchoͤne/ von L l l l

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/669>, abgerufen am 24.11.2024.