der HErr ihnen versprochen hat zu senden. Vermög dises Geists wird Petrus predigen/ vnnd lehren in Ponto, Galatia, Cappadocia, Bithynia, vnd Asia; Andreas in Scythia, Joannes in Asia, Philippus in Phrygia, Bartholomaeus in Armenia, vnd India, Matthaeus in AEthiopia, Thomas in Parthia, vnd Teutschland/ Ja- cobus Alphaei in Jerusalem, Judas Thadaeus in Sama- ria, Galilaea, Mesopotamia, &c. Paulus in der gantzen Welt. So richtet dann nit nach dem Ansehen.
Abraham ein heiliger Eremit lebte vil Jahr in höch- ster Vollkommenheit in der Wüsten/ er hatte in der Wüsten das raineste Gwissen: er lebte vnder den ver- wilden Bäumern/ wie ein hoher Cederbaum in Betrach- tung der Göttlichen Gehaimnussen: er lebete vnder den rauhen Stainklippen/ wie ein Felsen Moysis, auß denen an statt deß Brunnen-Wassers die tägliche Buß-Zäher geronnen: er lebte vnder den Wald-Vögelein/ wie ein Lerchen/ so Tag vnd Nacht das Lob Gottes psallierte: er lebte vnder den wilden Dornhecken/ wie ein schöne Ro- sen der entzündten Liebe gegen GOtt: ja wie ein Berl in einer rauhen Muschl: wie ein Liecht in einer finstern Latern: wie ein süsser Kern in einer knoperten Schallen/ also war der Abraham in der Wüsten. Seinen Leib thät er stäts mit harten Geißlstraich casteyen/ vnd gar recht/ dann von casteyen rühret Castitas her/ vnd ist der Leib beschaffen/ wie die Brennessel; so man dise häcklich vnd zart anrühret/ so brennen sie; wann mans aber hart streicht/ so thuen sie nicht schaden. Seine gantze Le- bens-Nahrung bestunde in etlichen Bissen Brodt/ vnd Brunnen-Wasser/ vnd gar recht/ dann die Him- mels-Thür ist gar zu eng/ vnd folgsam die dicken vnnd faiste Wampen von Schlampampen nicht hinein können.
Eyffrigst
vnd warumb?
der HErꝛ ihnen verſprochen hat zu ſenden. Vermoͤg diſes Geiſts wird Petrus predigen/ vnnd lehren in Ponto, Galatia, Cappadocia, Bithynia, vnd Aſia; Andreas in Scythia, Joannes in Aſia, Philippus in Phrygia, Bartholomæus in Armenia, vnd India, Matthæus in Æthiopia, Thomas in Parthia, vnd Teutſchland/ Ja- cobus Alphæi in Jeruſalem, Judas Thadæus in Sama- ria, Galilæa, Meſopotamia, &c. Paulus in der gantzen Welt. So richtet dann nit nach dem Anſehen.
Abraham ein heiliger Eremit lebte vil Jahr in hoͤch- ſter Vollkommenheit in der Wuͤſten/ er hatte in der Wuͤſten das raineſte Gwiſſen: er lebte vnder den ver- wilden Baͤumern/ wie ein hoher Cederbaum in Betrach- tung der Goͤttlichen Gehaimnuſſen: er lebete vnder den rauhen Stainklippen/ wie ein Felſen Moyſis, auß denen an ſtatt deß Brunnen-Waſſers die taͤgliche Buß-Zaͤher geronnen: er lebte vnder den Wald-Voͤgelein/ wie ein Lerchen/ ſo Tag vnd Nacht das Lob Gottes pſallierte: er lebte vnder den wilden Dornhecken/ wie ein ſchoͤne Ro- ſen der entzuͤndten Liebe gegen GOtt: ja wie ein Berl in einer rauhen Muſchl: wie ein Liecht in einer finſtern Latern: wie ein ſuͤſſer Kern in einer knoperten Schallen/ alſo war der Abraham in der Wuͤſten. Seinen Leib thaͤt er ſtaͤts mit harten Geißlſtraich caſteyen/ vnd gar recht/ dann von caſteyen ruͤhret Caſtitas her/ vnd iſt der Leib beſchaffen/ wie die Brenneſſel; ſo man diſe haͤcklich vnd zart anruͤhret/ ſo brennen ſie; wann mans aber hart ſtreicht/ ſo thuen ſie nicht ſchaden. Seine gantze Le- bens-Nahrung beſtunde in etlichen Biſſen Brodt/ vnd Brunnen-Waſſer/ vnd gar recht/ dann die Him- mels-Thuͤr iſt gar zu eng/ vnd folgſam die dicken vnnd faiſte Wampen von Schlampampen nicht hinein koͤnnen.
Eyffrigſt
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vnd warumb?
der HErꝛ ihnen verſprochen hat zu ſenden. Vermoͤg diſes
Geiſts wird Petrus predigen/ vnnd lehren in Ponto,
Galatia, Cappadocia, Bithynia, vnd Aſia; Andreas
in Scythia, Joannes in Aſia, Philippus in Phrygia,
Bartholomæus in Armenia, vnd India, Matthæus in
Æthiopia, Thomas in Parthia, vnd Teutſchland/ Ja-
cobus Alphæi in Jeruſalem, Judas Thadæus in Sama-
ria, Galilæa, Meſopotamia, &c. Paulus in der gantzen
Welt. So richtet dann nit nach dem Anſehen.
Abraham ein heiliger Eremit lebte vil Jahr in hoͤch-
ſter Vollkommenheit in der Wuͤſten/ er hatte in der
Wuͤſten das raineſte Gwiſſen: er lebte vnder den ver-
wilden Baͤumern/ wie ein hoher Cederbaum in Betrach-
tung der Goͤttlichen Gehaimnuſſen: er lebete vnder den
rauhen Stainklippen/ wie ein Felſen Moyſis, auß denen
an ſtatt deß Brunnen-Waſſers die taͤgliche Buß-Zaͤher
geronnen: er lebte vnder den Wald-Voͤgelein/ wie ein
Lerchen/ ſo Tag vnd Nacht das Lob Gottes pſallierte:
er lebte vnder den wilden Dornhecken/ wie ein ſchoͤne Ro-
ſen der entzuͤndten Liebe gegen GOtt: ja wie ein Berl in
einer rauhen Muſchl: wie ein Liecht in einer finſtern
Latern: wie ein ſuͤſſer Kern in einer knoperten Schallen/
alſo war der Abraham in der Wuͤſten. Seinen Leib thaͤt
er ſtaͤts mit harten Geißlſtraich caſteyen/ vnd gar recht/
dann von caſteyen ruͤhret Caſtitas her/ vnd iſt der Leib
beſchaffen/ wie die Brenneſſel; ſo man diſe haͤcklich vnd
zart anruͤhret/ ſo brennen ſie; wann mans aber hart
ſtreicht/ ſo thuen ſie nicht ſchaden. Seine gantze Le-
bens-Nahrung beſtunde in etlichen Biſſen Brodt/ vnd
Brunnen-Waſſer/ vnd gar recht/ dann die Him-
mels-Thuͤr iſt gar zu eng/ vnd folgſam die dicken vnnd
faiſte Wampen von Schlampampen nicht hinein koͤnnen.
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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 631. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/667>, abgerufen am 24.11.2024.
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