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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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in Worten vnd Wercken.
trauete mir einen Zaun von lauter Brettern vmb gantz
Britanien zu führen.

Es ist Petrus nicht allein/ der gantz gewissenloß hat
auffgeschnitten/ er kenne JEsum von Nazareth nicht/
vnd da man ihm dißfalls keinen Glauben wolte setzen/ hat
er es mit einem Schwur bekräfftiget: sondern es seyndMatth. 27.
gar vil Handels-Leuth wie Petrus, vnd Judas, mit dem
Vnderschid/ daß Petrus nur einmahl die Vnwarheit mit
einem Schwur versiglet/ aber bey etlichen Handels-Leu-
then ist es gantz gemain. Der Teuffel holl mich/ wann
mich die Wahr nit selbsten mehrer kostet/ ich begehr nicht
seelig zu werden/ wann nicht die Wahr gantz frisch ist/
GOtt waiß es/ es ist erst einer da gewest/ der hat mir
vmb etlich Groschen wollen mehrer geben: der Teuffel
führ mich hin/ wann ichs nicht zu Hauß vmb den Werth
kan versilbern/ etc. Damit man nur theuer verkauffe/ so
seynd die Lugen spott wolfail. Weit anderst ware ge-
sinnt/ vnd gesitt die H. Lidwina, von welcher folgends
Wunder geschriben wird. Zwey Männer zanckten derge-
stalten miteinander in der Statt/ daß endlich die Sach so
weit kommen/ daß einer auß disen den Degen gezucket/
in Willens den andern zu ermordten/ vnd weilen solcher
sich mit der Flucht wolt erretten/ also hat ihm derselbige
mit grossen Grimmen nachgesetzet/ vnd gar getriben in
das Hauß der H. Lidwinae, woselbst er die Haußfrau
Namens Petronillam, als ein Mutter Lidwinae befragt/
ob diser nit im Hauß seye? welche zu Errettung deß andern
Heyls mit nein geantwortet. Der blutbegiergie Mensch
tringt gar in das Kämmerl hinein/ allwo die H. Lidwina
kranck gelegen. Fragt sie/ ob der Gesell nit da seye/ er woll
ihm den Rest geben/ vnd als die H. Jungfrau bekennt/ ja/
er seye da/ so hat ihr die Frau ein harten Backenstreich ver-
setzt/ vmb weilen sie solches bestanden. Die H. Lidwina

sagte
L l l 3

in Worten vnd Wercken.
trauete mir einen Zaun von lauter Brettern vmb gantz
Britanien zu fuͤhren.

Es iſt Petrus nicht allein/ der gantz gewiſſenloß hat
auffgeſchnitten/ er kenne JEſum von Nazareth nicht/
vnd da man ihm dißfalls keinen Glauben wolte ſetzen/ hat
er es mit einem Schwur bekraͤfftiget: ſondern es ſeyndMatth. 27.
gar vil Handels-Leuth wie Petrus, vnd Judas, mit dem
Vnderſchid/ daß Petrus nur einmahl die Vnwarheit mit
einem Schwur verſiglet/ aber bey etlichen Handels-Leu-
then iſt es gantz gemain. Der Teuffel holl mich/ wann
mich die Wahr nit ſelbſten mehrer koſtet/ ich begehr nicht
ſeelig zu werden/ wann nicht die Wahr gantz friſch iſt/
GOtt waiß es/ es iſt erſt einer da geweſt/ der hat mir
vmb etlich Groſchen wollen mehrer geben: der Teuffel
fuͤhr mich hin/ wann ichs nicht zu Hauß vmb den Werth
kan verſilbern/ ꝛc. Damit man nur theuer verkauffe/ ſo
ſeynd die Lugen ſpott wolfail. Weit anderſt ware ge-
ſinnt/ vnd geſitt die H. Lidwina, von welcher folgends
Wunder geſchriben wird. Zwey Maͤnner zanckten derge-
ſtalten miteinander in der Statt/ daß endlich die Sach ſo
weit kommen/ daß einer auß diſen den Degen gezucket/
in Willens den andern zu ermordten/ vnd weilen ſolcher
ſich mit der Flucht wolt erretten/ alſo hat ihm derſelbige
mit groſſen Grimmen nachgeſetzet/ vnd gar getriben in
das Hauß der H. Lidwinæ, woſelbſt er die Haußfrau
Namens Petronillam, als ein Mutter Lidwinæ befragt/
ob diſer nit im Hauß ſeye? welche zu Errettung deß andern
Heyls mit nein geantwortet. Der blutbegiergie Menſch
tringt gar in das Kaͤmmerl hinein/ allwo die H. Lidwina
kranck gelegen. Fragt ſie/ ob der Geſell nit da ſeye/ er woll
ihm den Reſt geben/ vnd als die H. Jungfrau bekennt/ ja/
er ſeye da/ ſo hat ihr die Frau ein harten Backenſtreich ver-
ſetzt/ vmb weilen ſie ſolches beſtanden. Die H. Lidwina

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L l l 3
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[453/0489] in Worten vnd Wercken. trauete mir einen Zaun von lauter Brettern vmb gantz Britanien zu fuͤhren. Es iſt Petrus nicht allein/ der gantz gewiſſenloß hat auffgeſchnitten/ er kenne JEſum von Nazareth nicht/ vnd da man ihm dißfalls keinen Glauben wolte ſetzen/ hat er es mit einem Schwur bekraͤfftiget: ſondern es ſeynd gar vil Handels-Leuth wie Petrus, vnd Judas, mit dem Vnderſchid/ daß Petrus nur einmahl die Vnwarheit mit einem Schwur verſiglet/ aber bey etlichen Handels-Leu- then iſt es gantz gemain. Der Teuffel holl mich/ wann mich die Wahr nit ſelbſten mehrer koſtet/ ich begehr nicht ſeelig zu werden/ wann nicht die Wahr gantz friſch iſt/ GOtt waiß es/ es iſt erſt einer da geweſt/ der hat mir vmb etlich Groſchen wollen mehrer geben: der Teuffel fuͤhr mich hin/ wann ichs nicht zu Hauß vmb den Werth kan verſilbern/ ꝛc. Damit man nur theuer verkauffe/ ſo ſeynd die Lugen ſpott wolfail. Weit anderſt ware ge- ſinnt/ vnd geſitt die H. Lidwina, von welcher folgends Wunder geſchriben wird. Zwey Maͤnner zanckten derge- ſtalten miteinander in der Statt/ daß endlich die Sach ſo weit kommen/ daß einer auß diſen den Degen gezucket/ in Willens den andern zu ermordten/ vnd weilen ſolcher ſich mit der Flucht wolt erretten/ alſo hat ihm derſelbige mit groſſen Grimmen nachgeſetzet/ vnd gar getriben in das Hauß der H. Lidwinæ, woſelbſt er die Haußfrau Namens Petronillam, als ein Mutter Lidwinæ befragt/ ob diſer nit im Hauß ſeye? welche zu Errettung deß andern Heyls mit nein geantwortet. Der blutbegiergie Menſch tringt gar in das Kaͤmmerl hinein/ allwo die H. Lidwina kranck gelegen. Fragt ſie/ ob der Geſell nit da ſeye/ er woll ihm den Reſt geben/ vnd als die H. Jungfrau bekennt/ ja/ er ſeye da/ ſo hat ihr die Frau ein harten Backenſtreich ver- ſetzt/ vmb weilen ſie ſolches beſtanden. Die H. Lidwina ſagte Matth. 27. L l l 3

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/489>, abgerufen am 22.11.2024.