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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Judas war ein vnverschambter Lugner/
sagte aber/ sie wolte derentwegen nit liegen/ dieweilen sie
der Hoffnung gewest seye/ ihn mehr mit der Warheit/
als mit der Lug zu schutzen; wie es dann nit anderst gesche-
In Vita.hen/ allermassen der Mensch ihme/ der ihn gesucht/ alle-
weil vor Augen gestanden/ aber durch sonderbare Gött-
liche Gnad vnsichtbar gewest.

Reden die gemaine Leuth allzeit die Warheit? das
gar nit/ sondern auch bey denen gemainen Leuthen seynd
die Lugen gemain. Vor Zeiren haben sich die Bäumer
wunderlich gebogen/ also zaiget man noch einen Baum
bey Cairo, welcher sich biß auff die Erden nidergenaigt/
worvon die Mutter Gottes etliche Früchten darvon ab-
gebrocket/ da sie in Egypten geflohen/ derentwegen die
verstockte Heyden disen Baum vmbgehauen/ so aber den
Abul. in c.
2. Matth.
Quest.
60.
andern Tag wunderlich widerumb ergäntzter gestanden.
Kurtz vor ihrem gebenedeyten Hinscheiden ist die überge-
benedeyte Jungfrau Maria auff den Oelberg gestigen/ all-
da ihr eyfriges Gebett zu verrichten/ allwo sich das grosse
Wunder ereignet/ daß alle Bäum desselben Orths sich
biß auff die Erden haben gebogen/ vnd ein solche Reverentz
ihr erwisen/ in dem doch offt mancher grober Block kaum
In Menaeis
Graecis 15.
Aug. in Hi-
stor. de
obdorm.
ein halbes Knye in der Kirchen bieget. Wie das heilige
Hauß durch Englische Händ in das Recanatische Gebiet/
welches dazumahlen einer edlen Frauen Namens Laureta
gehörig war/ mit gröstem Wunder getragen worden/ da
hat sich ein gantzer Wald gegen dem heiligen Gebäu ge-
In Hist.
Trans.
naiget/ auch nachmahls also gebogner verharrt. Wie man
dann noch vor dreyssig Jahren dergleichen höffliche Bäu-
mer angetroffen.

Die seelige Rosa, auß dem Orden deß heiligen Do-
minici,
pflegte täglich in aller Fruhe in den Garten zu
gehen/ daselbst ihren GOtt zu loben/ so hat man aber

mehr-

Judas war ein vnverſchambter Lugner/
ſagte aber/ ſie wolte derentwegen nit liegen/ dieweilen ſie
der Hoffnung geweſt ſeye/ ihn mehr mit der Warheit/
als mit der Lug zu ſchutzen; wie es dann nit anderſt geſche-
In Vita.hen/ allermaſſen der Menſch ihme/ der ihn geſucht/ alle-
weil vor Augen geſtanden/ aber durch ſonderbare Goͤtt-
liche Gnad vnſichtbar geweſt.

Reden die gemaine Leuth allzeit die Warheit? das
gar nit/ ſondern auch bey denen gemainen Leuthen ſeynd
die Lugen gemain. Vor Zeiren haben ſich die Baͤumer
wunderlich gebogen/ alſo zaiget man noch einen Baum
bey Cairo, welcher ſich biß auff die Erden nidergenaigt/
worvon die Mutter Gottes etliche Fruͤchten darvon ab-
gebrocket/ da ſie in Egypten geflohen/ derentwegen die
verſtockte Heyden diſen Baum vmbgehauen/ ſo aber den
Abul. in c.
2. Matth.
Queſt.
60.
andern Tag wunderlich widerumb ergaͤntzter geſtanden.
Kurtz vor ihrem gebenedeyten Hinſcheiden iſt die uͤberge-
benedeyte Jungfrau Maria auff den Oelberg geſtigen/ all-
da ihr eyfriges Gebett zu verrichten/ allwo ſich das groſſe
Wunder ereignet/ daß alle Baͤum deſſelben Orths ſich
biß auff die Erden haben gebogen/ vnd ein ſolche Reverentz
ihr erwiſen/ in dem doch offt mancher grober Block kaum
In Menæis
Græcis 15.
Aug. in Hi-
ſtor. de
obdorm.
ein halbes Knye in der Kirchen bieget. Wie das heilige
Hauß durch Engliſche Haͤnd in das Recanatiſche Gebiet/
welches dazumahlen einer edlen Frauen Namens Laureta
gehoͤrig war/ mit groͤſtem Wunder getragen worden/ da
hat ſich ein gantzer Wald gegen dem heiligen Gebaͤu ge-
In Hiſt.
Tranſ.
naiget/ auch nachmahls alſo gebogner verharꝛt. Wie man
dann noch vor dreyſſig Jahren dergleichen hoͤffliche Baͤu-
mer angetroffen.

Die ſeelige Roſa, auß dem Orden deß heiligen Do-
minici,
pflegte taͤglich in aller Fruhe in den Garten zu
gehen/ daſelbſt ihren GOtt zu loben/ ſo hat man aber

mehr-
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[454/0490] Judas war ein vnverſchambter Lugner/ ſagte aber/ ſie wolte derentwegen nit liegen/ dieweilen ſie der Hoffnung geweſt ſeye/ ihn mehr mit der Warheit/ als mit der Lug zu ſchutzen; wie es dann nit anderſt geſche- hen/ allermaſſen der Menſch ihme/ der ihn geſucht/ alle- weil vor Augen geſtanden/ aber durch ſonderbare Goͤtt- liche Gnad vnſichtbar geweſt. In Vita. Reden die gemaine Leuth allzeit die Warheit? das gar nit/ ſondern auch bey denen gemainen Leuthen ſeynd die Lugen gemain. Vor Zeiren haben ſich die Baͤumer wunderlich gebogen/ alſo zaiget man noch einen Baum bey Cairo, welcher ſich biß auff die Erden nidergenaigt/ worvon die Mutter Gottes etliche Fruͤchten darvon ab- gebrocket/ da ſie in Egypten geflohen/ derentwegen die verſtockte Heyden diſen Baum vmbgehauen/ ſo aber den andern Tag wunderlich widerumb ergaͤntzter geſtanden. Kurtz vor ihrem gebenedeyten Hinſcheiden iſt die uͤberge- benedeyte Jungfrau Maria auff den Oelberg geſtigen/ all- da ihr eyfriges Gebett zu verrichten/ allwo ſich das groſſe Wunder ereignet/ daß alle Baͤum deſſelben Orths ſich biß auff die Erden haben gebogen/ vnd ein ſolche Reverentz ihr erwiſen/ in dem doch offt mancher grober Block kaum ein halbes Knye in der Kirchen bieget. Wie das heilige Hauß durch Engliſche Haͤnd in das Recanatiſche Gebiet/ welches dazumahlen einer edlen Frauen Namens Laureta gehoͤrig war/ mit groͤſtem Wunder getragen worden/ da hat ſich ein gantzer Wald gegen dem heiligen Gebaͤu ge- naiget/ auch nachmahls alſo gebogner verharꝛt. Wie man dann noch vor dreyſſig Jahren dergleichen hoͤffliche Baͤu- mer angetroffen. Abul. in c. 2. Matth. Queſt. 60. In Menæis Græcis 15. Aug. in Hi- ſtor. de obdorm. In Hiſt. Tranſ. Die ſeelige Roſa, auß dem Orden deß heiligen Do- minici, pflegte taͤglich in aller Fruhe in den Garten zu gehen/ daſelbſt ihren GOtt zu loben/ ſo hat man aber mehr-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/490>, abgerufen am 22.07.2024.