Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas allzeit ein Dieb/
süchtigen curirt habe/ aber mancher Würth hengt schier
alle Tag dem Wein die Wassersucht an/ aber still/ daß
niemand im Hauß sicht. In dem Evangelio stehet ge-
schriben/ daß Martha mit dem Koch-Löffel sehr seye be-
schäfftiget gewesen/ aber ein manche hat weit ein anders
Löfflen mit disem/ oder jenem/ aber still/ daß niemand
sicht. O elende Adams-Kinder! hört mich auch an/ was
in dem Evangelio steht. In demselben steht geschriben/ daß
Joannes der Tauffer denen Juden/ welche ihn gefragt/ ob
er Christus seye: geantwortet. Medius vestrum stetit,Ioan. 3.
quem vos nescitis. Er stehet mitten vnder euch/ den ihr
nit kennet. Ihr Menschen glaubt/ es sehe euch niemand;
weilen es finster ist/ niemand: weilen es verschlossen ist/
niemand: weilen es ein Winckel ist/ weilen es hinder der
Mauer ist/ niemand: weilen kein Mensch vorhanden ist/
niemand: glaubt aber auch/ daß Gott mitten vnder euch/
bey euch/ an euch/ vmb euch/ neben euch/ ja in euch ste-
he. Quem vos nescitis. O wie weit haben geirret jene
freche Lotters-Knecht/ welche neben andern Schmach/
vnd Spott/ auch dem gebenedeyten JEsu seine Augen
verbunden/ nachmahls die stinckende Spaichel in das al-
lerheiligste Angesicht geworffen/ selbiges mit harten Ba-
ckenstreich verunehret/ vnd also vermaint/ er sehe sie
nicht/ er solle rathen/ wer disen/ oder jenen Straich ver-
setzet habe? weit ist das gefählt ihr verdambte Sathans-
Bruet/ GOtt last ihm die Augen nicht verbinden/ er
sicht nicht allein durch disen wilden Hadern/ vnnd vnrai-
nen Lumpen/ den ihr ihme vmb das Gesicht gewunden/
vnd gebunden/ sondern er sihet auch durch die Mauer/ soll
auch selbe dicker seyn als der gantze Erdboden. Nit allein die
Juden haben disen lasterhafften Muthwillen an dem Hey-
land Jesu verübet/ sonder es gibt auch ihres gleichen vnder
den Christen/ die nit weniger sich GOtt vergessener stellen.

Aber
J i i 2

Judas allzeit ein Dieb/
ſuͤchtigen curirt habe/ aber mancher Wuͤrth hengt ſchier
alle Tag dem Wein die Waſſerſucht an/ aber ſtill/ daß
niemand im Hauß ſicht. In dem Evangelio ſtehet ge-
ſchriben/ daß Martha mit dem Koch-Loͤffel ſehr ſeye be-
ſchaͤfftiget geweſen/ aber ein manche hat weit ein anders
Loͤfflen mit diſem/ oder jenem/ aber ſtill/ daß niemand
ſicht. O elende Adams-Kinder! hoͤrt mich auch an/ was
in dem Evangelio ſteht. In demſelben ſteht geſchriben/ daß
Joannes der Tauffer denen Juden/ welche ihn gefragt/ ob
er Chriſtus ſeye: geantwortet. Medius veſtrum ſtetit,Ioan. 3.
quem vos neſcitis. Er ſtehet mitten vnder euch/ den ihr
nit kennet. Ihr Menſchen glaubt/ es ſehe euch niemand;
weilen es finſter iſt/ niemand: weilen es verſchloſſen iſt/
niemand: weilen es ein Winckel iſt/ weilen es hinder der
Mauer iſt/ niemand: weilen kein Menſch vorhanden iſt/
niemand: glaubt aber auch/ daß Gott mitten vnder euch/
bey euch/ an euch/ vmb euch/ neben euch/ ja in euch ſte-
he. Quem vos neſcitis. O wie weit haben geirret jene
freche Lotters-Knecht/ welche neben andern Schmach/
vnd Spott/ auch dem gebenedeyten JEſu ſeine Augen
verbunden/ nachmahls die ſtinckende Spaichel in das al-
lerheiligſte Angeſicht geworffen/ ſelbiges mit harten Ba-
ckenſtreich verunehret/ vnd alſo vermaint/ er ſehe ſie
nicht/ er ſolle rathen/ wer diſen/ oder jenen Straich ver-
ſetzet habe? weit iſt das gefaͤhlt ihr verdambte Sathans-
Bruet/ GOtt laſt ihm die Augen nicht verbinden/ er
ſicht nicht allein durch diſen wilden Hadern/ vnnd vnrai-
nen Lumpen/ den ihr ihme vmb das Geſicht gewunden/
vnd gebunden/ ſondern er ſihet auch durch die Mauer/ ſoll
auch ſelbe dicker ſeyn als der gantze Erdboden. Nit allein die
Juden haben diſen laſterhafften Muthwillen an dem Hey-
land Jesu veruͤbet/ ſonder es gibt auch ihres gleichen vnder
den Chriſten/ die nit weniger ſich GOtt vergeſſener ſtellen.

Aber
J i i 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0471" n="435"/><fw place="top" type="header">Judas allzeit ein Dieb/</fw><lb/>
&#x017F;u&#x0364;chtigen <hi rendition="#aq">curirt</hi> habe/ aber mancher Wu&#x0364;rth hengt &#x017F;chier<lb/>
alle Tag dem Wein die Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht an/ aber &#x017F;till/ daß<lb/>
niemand im Hauß &#x017F;icht. In dem Evangelio &#x017F;tehet ge-<lb/>
&#x017F;chriben/ daß Martha mit dem Koch-Lo&#x0364;ffel &#x017F;ehr &#x017F;eye be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fftiget gewe&#x017F;en/ aber ein manche hat weit ein anders<lb/>
Lo&#x0364;fflen mit di&#x017F;em/ oder jenem/ aber &#x017F;till/ daß niemand<lb/>
&#x017F;icht. O elende Adams-Kinder! ho&#x0364;rt mich auch an/ was<lb/>
in dem Evangelio &#x017F;teht. In dem&#x017F;elben &#x017F;teht ge&#x017F;chriben/ daß<lb/><hi rendition="#aq">Joannes</hi> der Tauffer denen Juden/ welche ihn gefragt/ ob<lb/>
er Chri&#x017F;tus &#x017F;eye: geantwortet. <hi rendition="#aq">Medius ve&#x017F;trum &#x017F;tetit,</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Ioan.</hi> 3.</note><lb/><hi rendition="#aq">quem vos ne&#x017F;citis.</hi> Er &#x017F;tehet mitten vnder euch/ den ihr<lb/>
nit kennet. Ihr Men&#x017F;chen glaubt/ es &#x017F;ehe euch niemand;<lb/>
weilen es fin&#x017F;ter i&#x017F;t/ niemand: weilen es ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/<lb/>
niemand: weilen es ein Winckel i&#x017F;t/ weilen es hinder der<lb/>
Mauer i&#x017F;t/ niemand: weilen kein Men&#x017F;ch vorhanden i&#x017F;t/<lb/>
niemand: glaubt aber auch/ daß Gott mitten vnder euch/<lb/>
bey euch/ an euch/ vmb euch/ neben euch/ ja in euch &#x017F;te-<lb/>
he. <hi rendition="#aq">Quem vos ne&#x017F;citis.</hi> O wie weit haben geirret jene<lb/>
freche Lotters-Knecht/ welche neben andern Schmach/<lb/>
vnd Spott/ auch dem gebenedeyten JE&#x017F;u &#x017F;eine Augen<lb/>
verbunden/ nachmahls die &#x017F;tinckende Spaichel in das al-<lb/>
lerheilig&#x017F;te Ange&#x017F;icht geworffen/ &#x017F;elbiges mit harten Ba-<lb/>
cken&#x017F;treich verunehret/ vnd al&#x017F;o vermaint/ er &#x017F;ehe &#x017F;ie<lb/>
nicht/ er &#x017F;olle rathen/ wer di&#x017F;en/ oder jenen Straich ver-<lb/>
&#x017F;etzet habe? weit i&#x017F;t das gefa&#x0364;hlt ihr verdambte Sathans-<lb/>
Bruet/ GOtt la&#x017F;t ihm die Augen nicht verbinden/ er<lb/>
&#x017F;icht nicht allein durch di&#x017F;en wilden Hadern/ vnnd vnrai-<lb/>
nen Lumpen/ den ihr ihme vmb das Ge&#x017F;icht gewunden/<lb/>
vnd gebunden/ &#x017F;ondern er &#x017F;ihet auch durch die Mauer/ &#x017F;oll<lb/>
auch &#x017F;elbe dicker &#x017F;eyn als der gantze Erdboden. Nit allein die<lb/>
Juden haben di&#x017F;en la&#x017F;terhafften Muthwillen an dem Hey-<lb/>
land <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Je</hi>su</hi> veru&#x0364;bet/ &#x017F;onder es gibt auch ihres gleichen vnder<lb/>
den Chri&#x017F;ten/ die nit weniger &#x017F;ich GOtt verge&#x017F;&#x017F;ener &#x017F;tellen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">J i i 2</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435/0471] Judas allzeit ein Dieb/ ſuͤchtigen curirt habe/ aber mancher Wuͤrth hengt ſchier alle Tag dem Wein die Waſſerſucht an/ aber ſtill/ daß niemand im Hauß ſicht. In dem Evangelio ſtehet ge- ſchriben/ daß Martha mit dem Koch-Loͤffel ſehr ſeye be- ſchaͤfftiget geweſen/ aber ein manche hat weit ein anders Loͤfflen mit diſem/ oder jenem/ aber ſtill/ daß niemand ſicht. O elende Adams-Kinder! hoͤrt mich auch an/ was in dem Evangelio ſteht. In demſelben ſteht geſchriben/ daß Joannes der Tauffer denen Juden/ welche ihn gefragt/ ob er Chriſtus ſeye: geantwortet. Medius veſtrum ſtetit, quem vos neſcitis. Er ſtehet mitten vnder euch/ den ihr nit kennet. Ihr Menſchen glaubt/ es ſehe euch niemand; weilen es finſter iſt/ niemand: weilen es verſchloſſen iſt/ niemand: weilen es ein Winckel iſt/ weilen es hinder der Mauer iſt/ niemand: weilen kein Menſch vorhanden iſt/ niemand: glaubt aber auch/ daß Gott mitten vnder euch/ bey euch/ an euch/ vmb euch/ neben euch/ ja in euch ſte- he. Quem vos neſcitis. O wie weit haben geirret jene freche Lotters-Knecht/ welche neben andern Schmach/ vnd Spott/ auch dem gebenedeyten JEſu ſeine Augen verbunden/ nachmahls die ſtinckende Spaichel in das al- lerheiligſte Angeſicht geworffen/ ſelbiges mit harten Ba- ckenſtreich verunehret/ vnd alſo vermaint/ er ſehe ſie nicht/ er ſolle rathen/ wer diſen/ oder jenen Straich ver- ſetzet habe? weit iſt das gefaͤhlt ihr verdambte Sathans- Bruet/ GOtt laſt ihm die Augen nicht verbinden/ er ſicht nicht allein durch diſen wilden Hadern/ vnnd vnrai- nen Lumpen/ den ihr ihme vmb das Geſicht gewunden/ vnd gebunden/ ſondern er ſihet auch durch die Mauer/ ſoll auch ſelbe dicker ſeyn als der gantze Erdboden. Nit allein die Juden haben diſen laſterhafften Muthwillen an dem Hey- land Jesu veruͤbet/ ſonder es gibt auch ihres gleichen vnder den Chriſten/ die nit weniger ſich GOtt vergeſſener ſtellen. Ioan. 3. Aber J i i 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/471
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/471>, abgerufen am 22.11.2024.