Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.vermaint man sehe ihn nit. Ohnmacht gefallen/ in deme er gefunden/ daß nicht einTüpffel von einer Farb in dem Gesicht/ sondern solches mit blossen klaren Wasser überstrichen/ wessenthalben ihn männiglich leicht erkennen konte. O wie hat er sich ge- schammet! vil Geld hätte er gespendiret/ wann das nicht geschehen wäre. Niemahlen hätt ich das Ding gethan/ so ich gewust hätte/ daß mich jemand soll kennen. Narras bene narrata. O wie vil verruckte vnd verruechte Adams-Kinder süchti-
vermaint man ſehe ihn nit. Ohnmacht gefallen/ in deme er gefunden/ daß nicht einTuͤpffel von einer Farb in dem Geſicht/ ſondern ſolches mit bloſſen klaren Waſſer uͤberſtrichen/ weſſenthalben ihn maͤnniglich leicht erkennen konte. O wie hat er ſich ge- ſchammet! vil Geld haͤtte er geſpendiret/ wann das nicht geſchehen waͤre. Niemahlen haͤtt ich das Ding gethan/ ſo ich gewuſt haͤtte/ daß mich jemand ſoll kennen. Narras benè narrata. O wie vil verruckte vnd verruechte Adams-Kinder ſuͤchti-
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vermaint man ſehe ihn nit.
Ohnmacht gefallen/ in deme er gefunden/ daß nicht ein
Tuͤpffel von einer Farb in dem Geſicht/ ſondern ſolches mit
bloſſen klaren Waſſer uͤberſtrichen/ weſſenthalben ihn
maͤnniglich leicht erkennen konte. O wie hat er ſich ge-
ſchammet! vil Geld haͤtte er geſpendiret/ wann das nicht
geſchehen waͤre. Niemahlen haͤtt ich das Ding gethan/ ſo
ich gewuſt haͤtte/ daß mich jemand ſoll kennen. Narras
benè narrata.
O wie vil verruckte vnd verruechte Adams-Kinder
ſeynd anzutreffen/ welche auch ein thorrechtes Werck vmb
das andere thun/ in der Maynung/ es ſehe ſie Niemand/
es kenne ſie Niemand. In dem Evangelio ſteht geſchriben.
Gebt dem Kayſer was deß Kayſers iſt. Bey
manchen haiſt es. Stehlts dem Kayſer/ was deß
Kayſers iſt/ aber ſtihl/ daß Nieman ſicht. In dem
heiligen Evangelio ſtehts geſchriben/ daß die drey fromme
Frauen haben koſtbare Salben einkaufft/ aber etliche
nemmen vngerechte Schmieralia vmbſonſt ein; aber
ſtihl/ daß Niemand merckt. In dem Evangelio ſtehts
geſchriben/ daß ein Weib wegen Verluſt eines Groſchen
das gantze Hauß außkerꝛt/ biß ſie ihn gefunden; man-
che Dieb gibts/ die Kuͤſten vnd Kaͤſten außſuchen/ biß
ſie Geld finden/ aber ſtihl/ daß Niemand ſicht. In
dem Evangelio ſteht geſchriben/ daß ſich einer deſſent-
wegen entſchuldiget/ er koͤnne bey der Mahlzeit nicht
erſcheinen/ dann er habe fuͤnff Joch Ochſen erkaufft:
ein mancher Dieb ſtillt Ochſen/ vnd Kuͤhe/ aber ſtihl
bey der Nacht/ daß Niemand ſicht. In dem Evange-
lio ſteht geſchriben/ es kan Niemand zwey Herren die-
nen/ aber mancher dient wohl zwey Frawen/ aber ſtihl/
daß Niemand merckt. In dem Evangelio ſteht ge-
ſchriben/ daß vnſer HErꝛ am Sambſtag ein Waſſer-
ſuͤchti-
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