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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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kan solche nit mehr lassen.
welches gemainiglich der Maister mit den rothen Hosen
solchen Gesellen pflegt zu spendiren. Weilen er aber wu-
ste/ daß keiner dißfalls von GOtt ein Privilegium em-
pfangen/ also hat er den Rath/ in disem Fall/ von dem
Teuffel begehret/ einen Zauberer ersucht/ er soll ihn doch
die Kunst lehren/ daß er möchte wacker stehlen/ aber doch
nit gehencket werden. Worauff der schwartze Doctor
ihm befohlen/ er solle nechsten Sambstag/ bey der Nacht/
sich zu dem Galgen selbigen Orths begeben/ vnd den da-
selbst erhenckten Menschen also anreden: Heus tu ni-
ger, & aride Frater descende! mihi enim hoc patibu-
lum debetur:
Hörst du schwartzer vnd dürrer
Bruder/ herab mit dir/ dann diser Galgen ge-
hört mir zu.
Diser saubere Discipul vollziecht den Be-
felch/ begrüst zwey Sambstag nach einander den Galgen/
vnd dessen Schwengl/ jedoch ohne Beantwortung. Wie
er aber das drittemahl das hohe Gericht also comple-
menti
ret/ so hat ihm diser Galgengast also geantwort.
Non ad hoc, sed ad Hiersaugiense patibulum pertines:
Dises Orth ist nit für dich/ sondern dir gehört
der Galgen zu Hierschau.
Solche Antwort hat di-
ser schleunig dem Zauberer vorgetragen/ welcher ihme ein
zimbliche Ermahnung geben/ daß er bey Leib zu Hierschau
sich vor dem klauben solle hüten/ im übrigen seye er von al-
len andern Galgen frey gesprochen. Dise schöne Lection
hat in allweg der diebische Lehr-Jung in Obacht genom-
men/ wie er dann an allen Orthen allezeit das Glück ohne
Strick ertappet/ vnd doch niemahlen ertappet worden.
Es war schier kein Kirchtag/ allwo diser sein Judas-Griff
nicht probieret: es war kein Jabrmarckt/ wo diser die
Wahren nicht vmbsonst eingekrammet. Er ließ ihm aber
sehr angelegen seyn/ die Statt Hierschau zu meyden. Es

kombt

kan ſolche nit mehr laſſen.
welches gemainiglich der Maiſter mit den rothen Hoſen
ſolchen Geſellen pflegt zu ſpendiren. Weilen er aber wu-
ſte/ daß keiner dißfalls von GOtt ein Privilegium em-
pfangen/ alſo hat er den Rath/ in diſem Fall/ von dem
Teuffel begehret/ einen Zauberer erſucht/ er ſoll ihn doch
die Kunſt lehren/ daß er moͤchte wacker ſtehlen/ aber doch
nit gehencket werden. Worauff der ſchwartze Doctor
ihm befohlen/ er ſolle nechſten Sambſtag/ bey der Nacht/
ſich zu dem Galgen ſelbigen Orths begeben/ vnd den da-
ſelbſt erhenckten Menſchen alſo anreden: Heus tu ni-
ger, & aride Frater deſcende! mihi enim hoc patibu-
lum debetur:
Hoͤrſt du ſchwartzer vnd duͤrrer
Bruder/ herab mit dir/ dann diſer Galgen ge-
hoͤrt mir zu.
Diſer ſaubere Diſcipul vollziecht den Be-
felch/ begruͤſt zwey Sambſtag nach einander den Galgen/
vnd deſſen Schwengl/ jedoch ohne Beantwortung. Wie
er aber das drittemahl das hohe Gericht alſo comple-
menti
ret/ ſo hat ihm diſer Galgengaſt alſo geantwort.
Non ad hoc, ſed ad Hierſaugienſe patibulum pertines:
Diſes Orth iſt nit fuͤr dich/ ſondern dir gehoͤrt
der Galgen zu Hierſchau.
Solche Antwort hat di-
ſer ſchleunig dem Zauberer vorgetragen/ welcher ihme ein
zimbliche Ermahnung geben/ daß er bey Leib zu Hierſchau
ſich vor dem klauben ſolle huͤten/ im uͤbrigen ſeye er von al-
len andern Galgen frey geſprochen. Diſe ſchoͤne Lection
hat in allweg der diebiſche Lehr-Jung in Obacht genom-
men/ wie er dann an allen Orthen allezeit das Gluͤck ohne
Strick ertappet/ vnd doch niemahlen ertappet worden.
Es war ſchier kein Kirchtag/ allwo diſer ſein Judas-Griff
nicht probieret: es war kein Jabrmarckt/ wo diſer die
Wahren nicht vmbſonſt eingekrammet. Er ließ ihm aber
ſehr angelegen ſeyn/ die Statt Hierſchau zu meyden. Es

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[399/0435] kan ſolche nit mehr laſſen. welches gemainiglich der Maiſter mit den rothen Hoſen ſolchen Geſellen pflegt zu ſpendiren. Weilen er aber wu- ſte/ daß keiner dißfalls von GOtt ein Privilegium em- pfangen/ alſo hat er den Rath/ in diſem Fall/ von dem Teuffel begehret/ einen Zauberer erſucht/ er ſoll ihn doch die Kunſt lehren/ daß er moͤchte wacker ſtehlen/ aber doch nit gehencket werden. Worauff der ſchwartze Doctor ihm befohlen/ er ſolle nechſten Sambſtag/ bey der Nacht/ ſich zu dem Galgen ſelbigen Orths begeben/ vnd den da- ſelbſt erhenckten Menſchen alſo anreden: Heus tu ni- ger, & aride Frater deſcende! mihi enim hoc patibu- lum debetur: Hoͤrſt du ſchwartzer vnd duͤrrer Bruder/ herab mit dir/ dann diſer Galgen ge- hoͤrt mir zu. Diſer ſaubere Diſcipul vollziecht den Be- felch/ begruͤſt zwey Sambſtag nach einander den Galgen/ vnd deſſen Schwengl/ jedoch ohne Beantwortung. Wie er aber das drittemahl das hohe Gericht alſo comple- mentiret/ ſo hat ihm diſer Galgengaſt alſo geantwort. Non ad hoc, ſed ad Hierſaugienſe patibulum pertines: Diſes Orth iſt nit fuͤr dich/ ſondern dir gehoͤrt der Galgen zu Hierſchau. Solche Antwort hat di- ſer ſchleunig dem Zauberer vorgetragen/ welcher ihme ein zimbliche Ermahnung geben/ daß er bey Leib zu Hierſchau ſich vor dem klauben ſolle huͤten/ im uͤbrigen ſeye er von al- len andern Galgen frey geſprochen. Diſe ſchoͤne Lection hat in allweg der diebiſche Lehr-Jung in Obacht genom- men/ wie er dann an allen Orthen allezeit das Gluͤck ohne Strick ertappet/ vnd doch niemahlen ertappet worden. Es war ſchier kein Kirchtag/ allwo diſer ſein Judas-Griff nicht probieret: es war kein Jabrmarckt/ wo diſer die Wahren nicht vmbſonſt eingekrammet. Er ließ ihm aber ſehr angelegen ſeyn/ die Statt Hierſchau zu meyden. Es kombt

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/435>, abgerufen am 22.11.2024.