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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

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Jünger deß HErrn.
Christus der HErr dem Petro, da solcher auß Vorwitz
wissen wolte/ was künfftig mit Joanne, der auff deß HErrn
Brust in dem letzten Abendmahl gelegen/ geschehen wer-
de: Quid ad te? Was gehts dich an? sagte der
Heyland. Wann du mein lebendiger Laimschrollen fragst/
warumben GOtt den Jacob im Mutterleib schon geliebet/
den Esau entgegen schon im Mutterleib gehast? war-
umben hat GOtt die Gnad geben dem rechten Schächer
Dismas, welcher ein so grosser Bößwicht ware/ wie sein
Mitgespann der Gesmas? gleichwol jener durch die Barm-
hertzigkeit Gottes bekehrt; diser durch die Gerechtigkeit
Gottes verstockter gebliben? Quid ad te? Was gehts
dich an?
wer bist du/ daß du mit GOtt rechten sollest?
Spricht dann auch ein Werck zu dem/ der es ge-
macht; warumb hast mich also gemacht? hat
der Hafner nicht Macht/ auß einem Laimpa-
tzen zu machen ein Gefäß zu den Ehren? vnd
das andere zu den Unehren?
Ist dann nit GOttRom. 9.
der vollmächtigste HErr über seine Gnaden? welche er
nach seiner beliebigen Maß kan außthailen? wann je-
mand ewig verlohren wird/ so hat das die Gerechtigkeit
Gottes gethan; wann jemand ewig seelig wird/ so hat
das die Barmhertzigkeit Gottes gethan; beedes aber ge-
schicht mittels deiner guten vnd bösen Wercken/ welche
dein freyer Will gebähret. Der aber etwas gutes wür-
cket/ der würckt es nit ohne GOtt/ der etwas böses wür-
cket/ der würckt es ohne GOtt. Aber laß du lieber solches
ohnnöthiges Warumb vnderwegs/ sonder gedencke/ daß/
gleichwie du das grosse grundlose Meer nicht kanst schit-
ten in ein kleines Grübl; mit einer Hand die grosse Welt-
Kugel nicht kanst überspannen/ also auch kanst du die Urtl

Gottes
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Juͤnger deß HErrn.
Chriſtus der HErꝛ dem Petro, da ſolcher auß Vorwitz
wiſſen wolte/ was kuͤnfftig mit Joanne, der auff deß HErꝛn
Bruſt in dem letzten Abendmahl gelegen/ geſchehen wer-
de: Quid ad te? Was gehts dich an? ſagte der
Heyland. Wann du mein lebendiger Laimſchrollen fragſt/
warumben GOtt den Jacob im Mutterleib ſchon geliebet/
den Eſau entgegen ſchon im Mutterleib gehaſt? war-
umben hat GOtt die Gnad geben dem rechten Schaͤcher
Diſmas, welcher ein ſo groſſer Boͤßwicht ware/ wie ſein
Mitgeſpann der Geſmas? gleichwol jener durch die Barm-
hertzigkeit Gottes bekehrt; diſer durch die Gerechtigkeit
Gottes verſtockter gebliben? Quid ad te? Was gehts
dich an?
wer biſt du/ daß du mit GOtt rechten ſolleſt?
Spricht dann auch ein Werck zu dem/ der es ge-
macht; warumb haſt mich alſo gemacht? hat
der Hafner nicht Macht/ auß einem Laimpa-
tzen zu machen ein Gefaͤß zu den Ehren? vnd
das andere zu den Unehren?
Iſt dann nit GOttRom. 9.
der vollmaͤchtigſte HErꝛ uͤber ſeine Gnaden? welche er
nach ſeiner beliebigen Maß kan außthailen? wann je-
mand ewig verlohren wird/ ſo hat das die Gerechtigkeit
Gottes gethan; wann jemand ewig ſeelig wird/ ſo hat
das die Barmhertzigkeit Gottes gethan; beedes aber ge-
ſchicht mittels deiner guten vnd boͤſen Wercken/ welche
dein freyer Will gebaͤhret. Der aber etwas gutes wuͤr-
cket/ der wuͤrckt es nit ohne GOtt/ der etwas boͤſes wuͤr-
cket/ der wuͤrckt es ohne GOtt. Aber laß du lieber ſolches
ohnnoͤthiges Warumb vnderwegs/ ſonder gedencke/ daß/
gleichwie du das groſſe grundloſe Meer nicht kanſt ſchit-
ten in ein kleines Gruͤbl; mit einer Hand die groſſe Welt-
Kugel nicht kanſt uͤberſpannen/ alſo auch kanſt du die Urtl

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[265/0301] Juͤnger deß HErrn. Chriſtus der HErꝛ dem Petro, da ſolcher auß Vorwitz wiſſen wolte/ was kuͤnfftig mit Joanne, der auff deß HErꝛn Bruſt in dem letzten Abendmahl gelegen/ geſchehen wer- de: Quid ad te? Was gehts dich an? ſagte der Heyland. Wann du mein lebendiger Laimſchrollen fragſt/ warumben GOtt den Jacob im Mutterleib ſchon geliebet/ den Eſau entgegen ſchon im Mutterleib gehaſt? war- umben hat GOtt die Gnad geben dem rechten Schaͤcher Diſmas, welcher ein ſo groſſer Boͤßwicht ware/ wie ſein Mitgeſpann der Geſmas? gleichwol jener durch die Barm- hertzigkeit Gottes bekehrt; diſer durch die Gerechtigkeit Gottes verſtockter gebliben? Quid ad te? Was gehts dich an? wer biſt du/ daß du mit GOtt rechten ſolleſt? Spricht dann auch ein Werck zu dem/ der es ge- macht; warumb haſt mich alſo gemacht? hat der Hafner nicht Macht/ auß einem Laimpa- tzen zu machen ein Gefaͤß zu den Ehren? vnd das andere zu den Unehren? Iſt dann nit GOtt der vollmaͤchtigſte HErꝛ uͤber ſeine Gnaden? welche er nach ſeiner beliebigen Maß kan außthailen? wann je- mand ewig verlohren wird/ ſo hat das die Gerechtigkeit Gottes gethan; wann jemand ewig ſeelig wird/ ſo hat das die Barmhertzigkeit Gottes gethan; beedes aber ge- ſchicht mittels deiner guten vnd boͤſen Wercken/ welche dein freyer Will gebaͤhret. Der aber etwas gutes wuͤr- cket/ der wuͤrckt es nit ohne GOtt/ der etwas boͤſes wuͤr- cket/ der wuͤrckt es ohne GOtt. Aber laß du lieber ſolches ohnnoͤthiges Warumb vnderwegs/ ſonder gedencke/ daß/ gleichwie du das groſſe grundloſe Meer nicht kanſt ſchit- ten in ein kleines Gruͤbl; mit einer Hand die groſſe Welt- Kugel nicht kanſt uͤberſpannen/ alſo auch kanſt du die Urtl Gottes Rom. 9. L l

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/301>, abgerufen am 22.06.2024.