Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der Crtz-Schelm verheurathet sich
Bongartner, Anno 1528. zu Baßl in Schweitzerland/
welcher über allemassen geeyffert mit seinem Weib/ vnd
da er einest ein seidenes Band an seinem Diener ersehen/
welches er glaubte/ als seye es sein gewesen/ vnd das
Weib dises dem Diener gespendiert. Dises hat seine Mu-
cken dergestalten vermehrt/ daß er sein schwangeres
Surius in
Chron.
An.
1528.
Weib ermordt/ sein kleines Töchterl erwürget/ vnd nach
dem er einen Brieff verfertiget zu dem Senat daselbsten/
hat er sich von den obersten Gaden seines Hauß auff die
stainige Gassen herunder gestürtzt/ vnd den Halß gebro-
chen. Das seynd die saubere Früchten der Eyffersucht:
Solche Brunsten erwecket der Sathan durch die wintzig-
ste Funcken; weilen er nichts anderst sucht/ als die Einig-
keit im Ehestand zu zerstöhren/ welche allweg soll verblei-
Matth. 27.ben/ wie der Under-Rock Christi deß HErrn/ der da ohne
Nad/ sondern ein gantz vereinigtes Klayd/ vnd solchem
wolte Gottes Sohn nit zulassen/ daß er zerthailt/ oder
zertrent werde.

Von dergleichen Mucken seynd sehr vil Weiber
auch nit befreyt. Ja dise kommen mir vor/ wie die Frösch
im Sommer/ dise grünhosende Lacken-Trescher verbrin-
gen ja ein verdrießliche Muste/ die mehreste Zeit/ wann
sie auff einem mosigen Gestatt eines Fisch-Weyers oder
Teicht ihr Pfund-Goschen auffsperren/ daß fast der Kopff
nit sicher ist/ daß er nit zum Maul hinauß falle; sie ma-
chen solche Driller in ihrem Gesang/ daß gegen ihnen ein
kropffeter Pintzger ein lieblicher Amphion im Singen
scheint zu seyn/ vnd so vil man den Text ihres liederlichen
Lieds versteht/ so quagetzen sie nichts anderst als gib
acht/ gib acht/ gib acht.
Der eyffersichtige Wei-
ber-Gedancken redet nichts anders/ als eben dise Frösch-
Sprach gib acht. Wann der Mann nur auß dem

Hauß

Judas der Crtz-Schelm verheurathet ſich
Bongartner, Anno 1528. zu Baßl in Schweitzerland/
welcher uͤber allemaſſen geeyffert mit ſeinem Weib/ vnd
da er eineſt ein ſeidenes Band an ſeinem Diener erſehen/
welches er glaubte/ als ſeye es ſein geweſen/ vnd das
Weib diſes dem Diener geſpendiert. Diſes hat ſeine Mu-
cken dergeſtalten vermehrt/ daß er ſein ſchwangeres
Surius in
Chron.
An.
1528.
Weib ermordt/ ſein kleines Toͤchterl erwuͤrget/ vnd nach
dem er einen Brieff verfertiget zu dem Senat daſelbſten/
hat er ſich von den oberſten Gaden ſeines Hauß auff die
ſtainige Gaſſen herunder geſtuͤrtzt/ vnd den Halß gebro-
chen. Das ſeynd die ſaubere Fruͤchten der Eyfferſucht:
Solche Brunſten erwecket der Sathan durch die wintzig-
ſte Funcken; weilen er nichts anderſt ſucht/ als die Einig-
keit im Eheſtand zu zerſtoͤhren/ welche allweg ſoll verblei-
Matth. 27.ben/ wie der Under-Rock Chriſti deß HErꝛn/ der da ohne
Nad/ ſondern ein gantz vereinigtes Klayd/ vnd ſolchem
wolte Gottes Sohn nit zulaſſen/ daß er zerthailt/ oder
zertrent werde.

Von dergleichen Mucken ſeynd ſehr vil Weiber
auch nit befreyt. Ja diſe kommen mir vor/ wie die Froͤſch
im Sommer/ diſe gruͤnhoſende Lacken-Treſcher verbrin-
gen ja ein verdrießliche Muſte/ die mehreſte Zeit/ wann
ſie auff einem moſigen Geſtatt eines Fiſch-Weyers oder
Teicht ihr Pfund-Goſchen auffſperren/ daß faſt der Kopff
nit ſicher iſt/ daß er nit zum Maul hinauß falle; ſie ma-
chen ſolche Driller in ihrem Geſang/ daß gegen ihnen ein
kropffeter Pintzger ein lieblicher Amphion im Singen
ſcheint zu ſeyn/ vnd ſo vil man den Text ihres liederlichen
Lieds verſteht/ ſo quagetzen ſie nichts anderſt als gib
acht/ gib acht/ gib acht.
Der eyfferſichtige Wei-
ber-Gedancken redet nichts anders/ als eben diſe Froͤſch-
Sprach gib acht. Wann der Mann nur auß dem

Hauß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0266" n="230"/><fw place="top" type="header">Judas der Crtz-Schelm verheurathet &#x017F;ich</fw><lb/><hi rendition="#aq">Bongartner,</hi> Anno 1528. zu Baßl in Schweitzerland/<lb/>
welcher u&#x0364;ber allema&#x017F;&#x017F;en geeyffert mit &#x017F;einem Weib/ vnd<lb/>
da er eine&#x017F;t ein &#x017F;eidenes Band an &#x017F;einem Diener er&#x017F;ehen/<lb/>
welches er glaubte/ als &#x017F;eye es &#x017F;ein gewe&#x017F;en/ vnd das<lb/>
Weib di&#x017F;es dem Diener ge&#x017F;pendiert. Di&#x017F;es hat &#x017F;eine Mu-<lb/>
cken derge&#x017F;talten vermehrt/ daß er &#x017F;ein &#x017F;chwangeres<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Surius in<lb/>
Chron.<lb/>
An.</hi> 1528.</note>Weib ermordt/ &#x017F;ein kleines To&#x0364;chterl erwu&#x0364;rget/ vnd nach<lb/>
dem er einen Brieff verfertiget zu dem Senat da&#x017F;elb&#x017F;ten/<lb/>
hat er &#x017F;ich von den ober&#x017F;ten Gaden &#x017F;eines Hauß auff die<lb/>
&#x017F;tainige Ga&#x017F;&#x017F;en herunder ge&#x017F;tu&#x0364;rtzt/ vnd den Halß gebro-<lb/>
chen. Das &#x017F;eynd die &#x017F;aubere Fru&#x0364;chten der Eyffer&#x017F;ucht:<lb/>
Solche Brun&#x017F;ten erwecket der Sathan durch die wintzig-<lb/>
&#x017F;te Funcken; weilen er nichts ander&#x017F;t &#x017F;ucht/ als die Einig-<lb/>
keit im Ehe&#x017F;tand zu zer&#x017F;to&#x0364;hren/ welche allweg &#x017F;oll verblei-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 27.</note>ben/ wie der Under-Rock Chri&#x017F;ti deß HEr&#xA75B;n/ der da ohne<lb/>
Nad/ &#x017F;ondern ein gantz vereinigtes Klayd/ vnd &#x017F;olchem<lb/>
wolte Gottes Sohn nit zula&#x017F;&#x017F;en/ daß er zerthailt/ oder<lb/>
zertrent werde.</p><lb/>
        <p>Von dergleichen Mucken &#x017F;eynd &#x017F;ehr vil Weiber<lb/>
auch nit befreyt. Ja di&#x017F;e kommen mir vor/ wie die Fro&#x0364;&#x017F;ch<lb/>
im Sommer/ di&#x017F;e gru&#x0364;nho&#x017F;ende Lacken-Tre&#x017F;cher verbrin-<lb/>
gen ja ein verdrießliche Mu&#x017F;te/ die mehre&#x017F;te Zeit/ wann<lb/>
&#x017F;ie auff einem mo&#x017F;igen Ge&#x017F;tatt eines Fi&#x017F;ch-Weyers oder<lb/>
Teicht ihr Pfund-Go&#x017F;chen auff&#x017F;perren/ daß fa&#x017F;t der Kopff<lb/>
nit &#x017F;icher i&#x017F;t/ daß er nit zum Maul hinauß falle; &#x017F;ie ma-<lb/>
chen &#x017F;olche Driller in ihrem Ge&#x017F;ang/ daß gegen ihnen ein<lb/>
kropffeter Pintzger ein lieblicher <hi rendition="#aq">Amphion</hi> im Singen<lb/>
&#x017F;cheint zu &#x017F;eyn/ vnd &#x017F;o vil man den Text ihres liederlichen<lb/>
Lieds ver&#x017F;teht/ &#x017F;o quagetzen &#x017F;ie nichts ander&#x017F;t als <hi rendition="#fr">gib<lb/>
acht/ gib acht/ gib acht.</hi> Der eyffer&#x017F;ichtige Wei-<lb/>
ber-Gedancken redet nichts anders/ als eben di&#x017F;e Fro&#x0364;&#x017F;ch-<lb/>
Sprach <hi rendition="#fr">gib acht.</hi> Wann der Mann nur auß dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Hauß</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0266] Judas der Crtz-Schelm verheurathet ſich Bongartner, Anno 1528. zu Baßl in Schweitzerland/ welcher uͤber allemaſſen geeyffert mit ſeinem Weib/ vnd da er eineſt ein ſeidenes Band an ſeinem Diener erſehen/ welches er glaubte/ als ſeye es ſein geweſen/ vnd das Weib diſes dem Diener geſpendiert. Diſes hat ſeine Mu- cken dergeſtalten vermehrt/ daß er ſein ſchwangeres Weib ermordt/ ſein kleines Toͤchterl erwuͤrget/ vnd nach dem er einen Brieff verfertiget zu dem Senat daſelbſten/ hat er ſich von den oberſten Gaden ſeines Hauß auff die ſtainige Gaſſen herunder geſtuͤrtzt/ vnd den Halß gebro- chen. Das ſeynd die ſaubere Fruͤchten der Eyfferſucht: Solche Brunſten erwecket der Sathan durch die wintzig- ſte Funcken; weilen er nichts anderſt ſucht/ als die Einig- keit im Eheſtand zu zerſtoͤhren/ welche allweg ſoll verblei- ben/ wie der Under-Rock Chriſti deß HErꝛn/ der da ohne Nad/ ſondern ein gantz vereinigtes Klayd/ vnd ſolchem wolte Gottes Sohn nit zulaſſen/ daß er zerthailt/ oder zertrent werde. Surius in Chron. An. 1528. Matth. 27. Von dergleichen Mucken ſeynd ſehr vil Weiber auch nit befreyt. Ja diſe kommen mir vor/ wie die Froͤſch im Sommer/ diſe gruͤnhoſende Lacken-Treſcher verbrin- gen ja ein verdrießliche Muſte/ die mehreſte Zeit/ wann ſie auff einem moſigen Geſtatt eines Fiſch-Weyers oder Teicht ihr Pfund-Goſchen auffſperren/ daß faſt der Kopff nit ſicher iſt/ daß er nit zum Maul hinauß falle; ſie ma- chen ſolche Driller in ihrem Geſang/ daß gegen ihnen ein kropffeter Pintzger ein lieblicher Amphion im Singen ſcheint zu ſeyn/ vnd ſo vil man den Text ihres liederlichen Lieds verſteht/ ſo quagetzen ſie nichts anderſt als gib acht/ gib acht/ gib acht. Der eyfferſichtige Wei- ber-Gedancken redet nichts anders/ als eben diſe Froͤſch- Sprach gib acht. Wann der Mann nur auß dem Hauß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/266
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas01_1686/266>, abgerufen am 15.06.2024.