Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.ihm vollbracht. So bald er dißgered hatte/ wird er gleich in einer Gassen/ nahend der Saone oder Araris-Brücken/ eines Adelichen Weibsbildes gewahr/ welche wohl bekleidet / mit einem kleinen Laggeyen/ so eine Latern truge/ schnell fortgienge/ und sich stellete/ als ob sie sich nicht lang auf der Gassen auffzuhalten hätte. Der Leutenant verwunderte sich/ daß er so spat eine so wohl geputzte Dame auf der Gassen alleine mit einem Laggeyen antreffen solte: Eilete ihr derowegen nach / grüssete und befragete sie/ wohin sie so spat hinaus wolle? Die Dame machet eine tieffe Reverentz/ thut ihr Visier hinweg/ grüsset den Leutenant auch/ und zeiget ihm an/ daß sie bey einer ihrer Befreundin zu Nacht gessen/ und sich so lang verweilet habe. Der Leutenant wird wegen ihrer schönen Gestalt/ und daß sie ihn so freundlich ansahe/ gleich in Liebe entzündet/ und erbiet sich/ deswegen sie nach Hause zu begleiten/ sonderlich dieweil er von ihr verstehet/ daß ihr Mann nicht zu Hause ihm vollbracht. So bald er dißgered hatte/ wird er gleich in einer Gassen/ nahend der Saone oder Araris-Brücken/ eines Adelichen Weibsbildes gewahr/ welche wohl bekleidet / mit einem kleinen Laggeyen/ so eine Latern truge/ schnell fortgienge/ und sich stellete/ als ob sie sich nicht lang auf der Gassen auffzuhalten hätte. Der Leutenant verwunderte sich/ daß er so spat eine so wohl geputzte Dame auf der Gassen alleine mit einem Laggeyen antreffen solte: Eilete ihr derowegen nach / grüssete und befragete sie/ wohin sie so spat hinaus wolle? Die Dame machet eine tieffe Reverentz/ thut ihr Visier hinweg/ grüsset den Leutenant auch/ und zeiget ihm an/ daß sie bey einer ihrer Befreundin zu Nacht gessen/ und sich so lang verweilet habe. Der Leutenant wird wegen ihrer schönen Gestalt/ und daß sie ihn so freundlich ansahe/ gleich in Liebe entzündet/ und erbiet sich/ deswegen sie nach Hause zu begleiten/ sonderlich dieweil er von ihr verstehet/ daß ihr Mann nicht zu Hause <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0560" n="536"/> ihm vollbracht. So bald er dißgered hatte/ wird er gleich in einer Gassen/ nahend der Saone oder Araris-Brücken/ eines Adelichen Weibsbildes gewahr/ welche wohl bekleidet / mit einem kleinen Laggeyen/ so eine Latern truge/ schnell fortgienge/ und sich stellete/ als ob sie sich nicht lang auf der Gassen auffzuhalten hätte.</p> <p>Der Leutenant verwunderte sich/ daß er so spat eine so wohl geputzte Dame auf der Gassen alleine mit einem Laggeyen antreffen solte: Eilete ihr derowegen nach / grüssete und befragete sie/ wohin sie so spat hinaus wolle?</p> <p>Die Dame machet eine tieffe Reverentz/ thut ihr Visier hinweg/ grüsset den Leutenant auch/ und zeiget ihm an/ daß sie bey einer ihrer Befreundin zu Nacht gessen/ und sich so lang verweilet habe.</p> <p>Der Leutenant wird wegen ihrer schönen Gestalt/ und daß sie ihn so freundlich ansahe/ gleich in Liebe entzündet/ und erbiet sich/ deswegen sie nach Hause zu begleiten/ sonderlich dieweil er von ihr verstehet/ daß ihr Mann nicht zu Hause </p> </div> </body> </text> </TEI> [536/0560]
ihm vollbracht. So bald er dißgered hatte/ wird er gleich in einer Gassen/ nahend der Saone oder Araris-Brücken/ eines Adelichen Weibsbildes gewahr/ welche wohl bekleidet / mit einem kleinen Laggeyen/ so eine Latern truge/ schnell fortgienge/ und sich stellete/ als ob sie sich nicht lang auf der Gassen auffzuhalten hätte.
Der Leutenant verwunderte sich/ daß er so spat eine so wohl geputzte Dame auf der Gassen alleine mit einem Laggeyen antreffen solte: Eilete ihr derowegen nach / grüssete und befragete sie/ wohin sie so spat hinaus wolle?
Die Dame machet eine tieffe Reverentz/ thut ihr Visier hinweg/ grüsset den Leutenant auch/ und zeiget ihm an/ daß sie bey einer ihrer Befreundin zu Nacht gessen/ und sich so lang verweilet habe.
Der Leutenant wird wegen ihrer schönen Gestalt/ und daß sie ihn so freundlich ansahe/ gleich in Liebe entzündet/ und erbiet sich/ deswegen sie nach Hause zu begleiten/ sonderlich dieweil er von ihr verstehet/ daß ihr Mann nicht zu Hause
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/560>, abgerufen am 01.08.2024. |