Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.
Leibesstärkung hat. Jch helf mir ein bißl hie und da mit einem Gläsl Branntwein auf. Aber die alte Walburg hat den Schnaps nicht gemocht und was hätt' sie sonst gehabt, die gute Walburg? Haben ihr kaum die vier Zwanziger ausgereicht, die sie von Eurer Mutter des Monats bekommen hat. Hie und da hat ihr freilich die gnädige Herr- schaft was geschickt; aber's war nicht zu verlangen, denn die hat ihr ja das Stüblein bezahlt und für den Winter 's Holz gegeben. Wär wahrhaftig nit mehr zu verlangen gewesen. Anton (in Thränen ausbrechend.) Also verhungert! verhungert! Lukas. So ungefähr, weil's doch einmal sein muß. Aber was verschwätz ich mich da, ich sollte schon längst wieder bei der Walburg sein -- werd wohl bald zum Meßner laufen müssen, daß er's Sterbe- glöcklein läut't. (Ab in's Haus.) (Die Vorigen.) Anton. Die Walburg stirbt, die Walburg stirbt! und ich bin Schuld daran. Hätt ich ihr nicht den Vierundzwanziger genommen, so hätt sie noch was gehabt.
Leibesſtärkung hat. Jch helf mir ein bißl hie und da mit einem Gläsl Branntwein auf. Aber die alte Walburg hat den Schnaps nicht gemocht und was hätt’ ſie ſonſt gehabt, die gute Walburg? Haben ihr kaum die vier Zwanziger ausgereicht, die ſie von Eurer Mutter des Monats bekommen hat. Hie und da hat ihr freilich die gnädige Herr- ſchaft was geſchickt; aber’s war nicht zu verlangen, denn die hat ihr ja das Stüblein bezahlt und für den Winter ’s Holz gegeben. Wär wahrhaftig nit mehr zu verlangen geweſen. Anton (in Thränen ausbrechend.) Alſo verhungert! verhungert! Lukas. So ungefähr, weil’s doch einmal ſein muß. Aber was verſchwätz ich mich da, ich ſollte ſchon längſt wieder bei der Walburg ſein — werd wohl bald zum Meßner laufen müſſen, daß er’s Sterbe- glöcklein läut’t. (Ab in’s Haus.) (Die Vorigen.) Anton. Die Walburg ſtirbt, die Walburg ſtirbt! und ich bin Schuld daran. Hätt ich ihr nicht den Vierundzwanziger genommen, ſo hätt ſie noch was gehabt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#LUC"> <p><pb facs="#f0072" n="66"/> Leibesſtärkung hat. Jch helf mir ein bißl hie<lb/> und da mit einem Gläsl Branntwein auf. Aber<lb/> die alte Walburg hat den Schnaps nicht gemocht<lb/> und was hätt’ ſie ſonſt gehabt, die gute Walburg?<lb/> Haben ihr kaum die vier Zwanziger ausgereicht,<lb/> die ſie von Eurer Mutter des Monats bekommen<lb/> hat. Hie und da hat ihr freilich die gnädige Herr-<lb/> ſchaft was geſchickt; aber’s war nicht zu verlangen,<lb/> denn die hat ihr ja das Stüblein bezahlt und für<lb/> den Winter ’s Holz gegeben. Wär wahrhaftig nit<lb/> mehr zu verlangen geweſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANTON"> <speaker> <hi rendition="#b">Anton</hi> </speaker> <stage>(in Thränen ausbrechend.)</stage><lb/> <p>Alſo verhungert! verhungert!</p> </sp><lb/> <sp who="#LUC"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Lukas.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>So ungefähr, weil’s doch einmal ſein muß.<lb/> Aber was verſchwätz ich mich da, ich ſollte ſchon<lb/> längſt wieder bei der Walburg ſein — werd wohl<lb/> bald zum Meßner laufen müſſen, daß er’s Sterbe-<lb/> glöcklein läut’t.</p> <stage>(Ab in’s Haus.)</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">(Die Vorigen.)</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#ANTON"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Anton.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Die Walburg ſtirbt, die Walburg ſtirbt! und<lb/> ich bin Schuld daran. Hätt ich ihr nicht den<lb/> Vierundzwanziger genommen, ſo hätt ſie noch was<lb/> gehabt.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0072]
Leibesſtärkung hat. Jch helf mir ein bißl hie
und da mit einem Gläsl Branntwein auf. Aber
die alte Walburg hat den Schnaps nicht gemocht
und was hätt’ ſie ſonſt gehabt, die gute Walburg?
Haben ihr kaum die vier Zwanziger ausgereicht,
die ſie von Eurer Mutter des Monats bekommen
hat. Hie und da hat ihr freilich die gnädige Herr-
ſchaft was geſchickt; aber’s war nicht zu verlangen,
denn die hat ihr ja das Stüblein bezahlt und für
den Winter ’s Holz gegeben. Wär wahrhaftig nit
mehr zu verlangen geweſen.
Anton (in Thränen ausbrechend.)
Alſo verhungert! verhungert!
Lukas.
So ungefähr, weil’s doch einmal ſein muß.
Aber was verſchwätz ich mich da, ich ſollte ſchon
längſt wieder bei der Walburg ſein — werd wohl
bald zum Meßner laufen müſſen, daß er’s Sterbe-
glöcklein läut’t. (Ab in’s Haus.)
(Die Vorigen.)
Anton.
Die Walburg ſtirbt, die Walburg ſtirbt! und
ich bin Schuld daran. Hätt ich ihr nicht den
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