Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.Lied. So geht's halt immer auf der Welt: Wenn Einer kommt um Amt und Geld, Da zeigt sich gleich der blinde Wahn; Denn Niemand schaut ihn dann mehr an. Jst Einer auch ein rechter Lump, Gibt er nur Tafeln und auf Pump, So gilt er was und ist charmant -- Das ist doch wirklich eine Schand! Das Menschengeschlecht ist treulos! -- Aber, [sich umschauend.] Aber wie? wo bin ich? wohin habe (Tiefbe- wegt.) Margaretha! Kannst du mir vergeben? Er weint ungeheuer und setzt sich auf die Bank an der Wirthshausthüre, sich in seinen Mantel hüllend. Hiesl mit einer Heugabel, tritt aus dem Hause. Lied. So geht’s halt immer auf der Welt: Wenn Einer kommt um Amt und Geld, Da zeigt ſich gleich der blinde Wahn; Denn Niemand ſchaut ihn dann mehr an. Jſt Einer auch ein rechter Lump, Gibt er nur Tafeln und auf Pump, So gilt er was und iſt charmant — Das iſt doch wirklich eine Schand! Das Menſchengeſchlecht iſt treulos! — Aber, [ſich umſchauend.] Aber wie? wo bin ich? wohin habe (Tiefbe- wegt.) Margaretha! Kannſt du mir vergeben? Er weint ungeheuer und ſetzt ſich auf die Bank an der Wirthshausthüre, ſich in ſeinen Mantel hüllend. Hiesl mit einer Heugabel, tritt aus dem Hauſe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0283" n="277"/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Lied.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>So geht’s halt immer auf der Welt:</l><lb/> <l>Wenn Einer kommt um Amt und Geld,</l><lb/> <l>Da zeigt ſich gleich der blinde Wahn;</l><lb/> <l>Denn Niemand ſchaut ihn dann mehr an.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Jſt Einer auch ein rechter Lump,</l><lb/> <l>Gibt er nur Tafeln und auf Pump,</l><lb/> <l>So gilt er was und iſt charmant —</l><lb/> <l>Das iſt doch wirklich eine Schand!</l> </lg> </lg><lb/> <p>Das Menſchengeſchlecht iſt treulos! — Aber,<lb/> Casperl! Wie haſt denn <hi rendition="#g">du’s</hi> gemacht? Biſt du<lb/> beſſer als die Andern? Denk’ an die Grethl!</p><lb/> <stage>[ſich umſchauend.]</stage> <p>Aber wie? wo bin ich? wohin habe<lb/> ich meine Schritte gelenkt? Jſt dies nicht das<lb/> Haus, in welchem ich einſt einen feierlichen Schwur<lb/> ſchwur? Jſt dieß nicht der ſüße Ort jener un-<lb/> vergeßlichen und doch vergeſſenen Vergangenheit,<lb/> wo ich meine Tatzen in ihre böbende Hand gelögt?<lb/> O fürchterliche Vergeltung des Schickſals! Gräß-<lb/> liches Schickſal der fürchterlichſten Vergeltung!</p> <stage>(Tiefbe-<lb/> wegt.)</stage> <p>Margaretha! Kannſt du mir vergeben?</p><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Er weint ungeheuer und ſetzt ſich auf die Bank an der Wirthshausthüre,<lb/> ſich in ſeinen Mantel hüllend.<lb/> Hiesl mit einer Heugabel, tritt aus dem Hauſe.</hi> </stage><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0283]
Lied.
So geht’s halt immer auf der Welt:
Wenn Einer kommt um Amt und Geld,
Da zeigt ſich gleich der blinde Wahn;
Denn Niemand ſchaut ihn dann mehr an.
Jſt Einer auch ein rechter Lump,
Gibt er nur Tafeln und auf Pump,
So gilt er was und iſt charmant —
Das iſt doch wirklich eine Schand!
Das Menſchengeſchlecht iſt treulos! — Aber,
Casperl! Wie haſt denn du’s gemacht? Biſt du
beſſer als die Andern? Denk’ an die Grethl!
[ſich umſchauend.] Aber wie? wo bin ich? wohin habe
ich meine Schritte gelenkt? Jſt dies nicht das
Haus, in welchem ich einſt einen feierlichen Schwur
ſchwur? Jſt dieß nicht der ſüße Ort jener un-
vergeßlichen und doch vergeſſenen Vergangenheit,
wo ich meine Tatzen in ihre böbende Hand gelögt?
O fürchterliche Vergeltung des Schickſals! Gräß-
liches Schickſal der fürchterlichſten Vergeltung!
(Tiefbe-
wegt.) Margaretha! Kannſt du mir vergeben?
Er weint ungeheuer und ſetzt ſich auf die Bank an der Wirthshausthüre,
ſich in ſeinen Mantel hüllend.
Hiesl mit einer Heugabel, tritt aus dem Hauſe.
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