Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.
gefallen? Schlipperment! hab' ich einen Hunger und Durst! Ha! Vom Minister zum Bettler! Es war ein schauerlicher Monument, als mir der Herzog in seinem Cabinettl mit buwegter Stimme sagte: "Sie sind entlassen. Geben Sie das Por- "tusol in meine Hände zurück." Und wie ich die große Taschen auf seinen Schreibtisch niedergelegt hab, da hat er sein rothseidenes Sacktüchl heraus- gezogen und hat sich's vor die Augen gehalten und mir wieder gesagt: "Löben Sie wuhl! Göhen Sie, "machen wir uns den Abschied nicht schwer." Nach- her hat er sich auf seinen goldenen Fotoilsessel nieder- gesetzt und hat gesagt: "Mein Volk hat es gewollt." Dann hat er mir noch eine Zehnguldenbanknoten in die Hand gedruckt und hat mir hinausgewunken. Jch hab' den Zehnguldenzettel an meinen Busen gedruckt und bin so hinausmarschiert. (Er macht einige tragikomische Schritte.) Da ist aber der Teufel draußen losgegangen. Daß sie mich nicht geprügelt haben, hätt beinah noch g'fehlt. Alle, die mir vorher un- geheure Complimente gemacht haben -- bis am Boden -- haben mich mit Verachtung angeschaut, keiner hat mich mehr gekannt! Und von diesem Augenblicke an stund ich allein! -- allein und verlassen!
gefallen? Schlipperment! hab’ ich einen Hunger und Durſt! Ha! Vom Miniſter zum Bettler! Es war ein ſchauerlicher Monument, als mir der Herzog in ſeinem Cabinettl mit buwegter Stimme ſagte: „Sie ſind entlaſſen. Geben Sie das Por- „tuſol in meine Hände zurück.‟ Und wie ich die große Taſchen auf ſeinen Schreibtiſch niedergelegt hab, da hat er ſein rothſeidenes Sacktüchl heraus- gezogen und hat ſich’s vor die Augen gehalten und mir wieder geſagt: „Löben Sie wuhl! Göhen Sie, „machen wir uns den Abſchied nicht ſchwer.‟ Nach- her hat er ſich auf ſeinen goldenen Fotoilſeſſel nieder- geſetzt und hat geſagt: „Mein Volk hat es gewollt.‟ Dann hat er mir noch eine Zehnguldenbanknoten in die Hand gedruckt und hat mir hinausgewunken. Jch hab’ den Zehnguldenzettel an meinen Buſen gedruckt und bin ſo hinausmarſchiert. (Er macht einige tragikomiſche Schritte.) Da iſt aber der Teufel draußen losgegangen. Daß ſie mich nicht geprügelt haben, hätt beinah noch g’fehlt. Alle, die mir vorher un- geheure Complimente gemacht haben — bis am Boden — haben mich mit Verachtung angeſchaut, keiner hat mich mehr gekannt! Und von dieſem Augenblicke an ſtund ich allein! — allein und verlaſſen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#CAS"> <p><pb facs="#f0282" n="276"/> gefallen? Schlipperment! hab’ ich einen Hunger<lb/> und Durſt! Ha! Vom <hi rendition="#g">Miniſter</hi> zum <hi rendition="#g">Bettler!</hi><lb/> Es war ein ſchauerlicher Monument, als mir der<lb/> Herzog in ſeinem Cabinettl mit buwegter Stimme<lb/> ſagte: „Sie ſind entlaſſen. Geben Sie das Por-<lb/> „tuſol in meine Hände zurück.‟ Und wie ich die<lb/> große Taſchen auf ſeinen Schreibtiſch niedergelegt<lb/> hab, da hat er ſein rothſeidenes Sacktüchl heraus-<lb/> gezogen und hat ſich’s vor die Augen gehalten und<lb/> mir wieder geſagt: „Löben Sie wuhl! Göhen Sie,<lb/> „machen wir uns den Abſchied nicht ſchwer.‟ Nach-<lb/> her hat er ſich auf ſeinen goldenen Fotoilſeſſel nieder-<lb/> geſetzt und hat geſagt: „Mein Volk hat es gewollt.‟<lb/> Dann hat er mir noch eine Zehnguldenbanknoten<lb/> in die Hand gedruckt und hat mir hinausgewunken.<lb/> Jch hab’ den Zehnguldenzettel an meinen Buſen<lb/> gedruckt und bin <hi rendition="#g">ſo</hi> hinausmarſchiert.</p> <stage>(Er macht einige<lb/> tragikomiſche Schritte.)</stage> <p>Da iſt aber der Teufel draußen<lb/> losgegangen. Daß ſie mich nicht geprügelt haben,<lb/> hätt beinah noch g’fehlt. Alle, die mir vorher un-<lb/> geheure Complimente gemacht haben — bis am<lb/> Boden — haben mich mit Verachtung angeſchaut,<lb/> keiner hat mich mehr gekannt! Und von dieſem<lb/> Augenblicke an ſtund ich <hi rendition="#g">allein!</hi> — allein und<lb/> verlaſſen!</p> </sp> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [276/0282]
gefallen? Schlipperment! hab’ ich einen Hunger
und Durſt! Ha! Vom Miniſter zum Bettler!
Es war ein ſchauerlicher Monument, als mir der
Herzog in ſeinem Cabinettl mit buwegter Stimme
ſagte: „Sie ſind entlaſſen. Geben Sie das Por-
„tuſol in meine Hände zurück.‟ Und wie ich die
große Taſchen auf ſeinen Schreibtiſch niedergelegt
hab, da hat er ſein rothſeidenes Sacktüchl heraus-
gezogen und hat ſich’s vor die Augen gehalten und
mir wieder geſagt: „Löben Sie wuhl! Göhen Sie,
„machen wir uns den Abſchied nicht ſchwer.‟ Nach-
her hat er ſich auf ſeinen goldenen Fotoilſeſſel nieder-
geſetzt und hat geſagt: „Mein Volk hat es gewollt.‟
Dann hat er mir noch eine Zehnguldenbanknoten
in die Hand gedruckt und hat mir hinausgewunken.
Jch hab’ den Zehnguldenzettel an meinen Buſen
gedruckt und bin ſo hinausmarſchiert. (Er macht einige
tragikomiſche Schritte.) Da iſt aber der Teufel draußen
losgegangen. Daß ſie mich nicht geprügelt haben,
hätt beinah noch g’fehlt. Alle, die mir vorher un-
geheure Complimente gemacht haben — bis am
Boden — haben mich mit Verachtung angeſchaut,
keiner hat mich mehr gekannt! Und von dieſem
Augenblicke an ſtund ich allein! — allein und
verlaſſen!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |