Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871. Wolfram. Wahrlich, an Euch ist eine Anwalt verloren. Jhr sprechet trefflich für eine schlechte Sache. Jmmer wär' es noch an Euch, der Mutter gewesen, den Sohn durch mütterlichen Rath zu recht zu weisen; Euch hätt's geziemt, Alles aufzubieten, daß Albert das Versprechen erfülle, welches Jhr für ihn ge- geben hattet. Kunigunde. Des Mannes Herz ist frei; frei die Wahl der Gemahlin. Wolfram. Frei, sagt Jhr? Dießmal nicht, mein' ich; denn er ward behext: das nennt Jhr eine freie Wahl, wenn Liebeszauber des Mannes Sinne fesselt? Kunigunde. Verläumdung! schmachvolle Lüge! Aus Euch, Graf Wolfram, sprechen nur Unmuth und Haß. Wolfram. Nun denn! mög' das Ehebündniß Euch zu Nutz und Frommen sein. Jch lache dazu, wie's noch kommen mag. Wolfram. Wahrlich, an Euch iſt eine Anwalt verloren. Jhr ſprechet trefflich für eine ſchlechte Sache. Jmmer wär’ es noch an Euch, der Mutter geweſen, den Sohn durch mütterlichen Rath zu recht zu weiſen; Euch hätt’s geziemt, Alles aufzubieten, daß Albert das Verſprechen erfülle, welches Jhr für ihn ge- geben hattet. Kunigunde. Des Mannes Herz iſt frei; frei die Wahl der Gemahlin. Wolfram. Frei, ſagt Jhr? Dießmal nicht, mein’ ich; denn er ward behext: das nennt Jhr eine freie Wahl, wenn Liebeszauber des Mannes Sinne feſſelt? Kunigunde. Verläumdung! ſchmachvolle Lüge! Aus Euch, Graf Wolfram, ſprechen nur Unmuth und Haß. Wolfram. Nun denn! mög’ das Ehebündniß Euch zu Nutz und Frommen ſein. Jch lache dazu, wie’s noch kommen mag. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0123" n="117"/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolfram.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wahrlich, an Euch iſt eine Anwalt verloren.<lb/> Jhr ſprechet trefflich für eine ſchlechte Sache. Jmmer<lb/> wär’ es noch an Euch, der Mutter geweſen, den<lb/> Sohn durch mütterlichen Rath zu recht zu weiſen;<lb/><hi rendition="#g">Euch</hi> hätt’s geziemt, Alles aufzubieten, daß Albert<lb/> das Verſprechen erfülle, welches Jhr für ihn ge-<lb/> geben hattet.</p> </sp><lb/> <sp who="#KUNI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kunigunde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Des Mannes Herz iſt frei; frei die Wahl der<lb/> Gemahlin.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolfram.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Frei, ſagt Jhr? Dießmal <hi rendition="#g">nicht,</hi> mein’ ich;<lb/> denn er ward <hi rendition="#g">behext: das</hi> nennt Jhr eine <hi rendition="#g">freie</hi><lb/> Wahl, wenn <hi rendition="#g">Liebeszauber</hi> des Mannes Sinne<lb/> feſſelt?</p> </sp><lb/> <sp who="#KUNI"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kunigunde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Verläumdung! ſchmachvolle Lüge! Aus Euch,<lb/> Graf Wolfram, ſprechen nur Unmuth und Haß.</p> </sp><lb/> <sp who="#WOLF"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Wolfram.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Nun denn! mög’ das Ehebündniß Euch zu Nutz<lb/> und Frommen ſein. Jch lache dazu, wie’s noch<lb/> kommen mag.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [117/0123]
Wolfram.
Wahrlich, an Euch iſt eine Anwalt verloren.
Jhr ſprechet trefflich für eine ſchlechte Sache. Jmmer
wär’ es noch an Euch, der Mutter geweſen, den
Sohn durch mütterlichen Rath zu recht zu weiſen;
Euch hätt’s geziemt, Alles aufzubieten, daß Albert
das Verſprechen erfülle, welches Jhr für ihn ge-
geben hattet.
Kunigunde.
Des Mannes Herz iſt frei; frei die Wahl der
Gemahlin.
Wolfram.
Frei, ſagt Jhr? Dießmal nicht, mein’ ich;
denn er ward behext: das nennt Jhr eine freie
Wahl, wenn Liebeszauber des Mannes Sinne
feſſelt?
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Verläumdung! ſchmachvolle Lüge! Aus Euch,
Graf Wolfram, ſprechen nur Unmuth und Haß.
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Nun denn! mög’ das Ehebündniß Euch zu Nutz
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