Function des Kampfes um's Dasein für die Erhaltung und Entwickelung der Lebewesen, also auch unserer Rassen. Immer erst muss ihm die in ihrem Entstehen noch so ge- heimnissvolle Variation das entgegenwachsende Material unterbreiten. ehe er seine Auslese aus ihm treffen kann. Die starken Convarianten müssen erst wirklich entstanden sein, ehe der Kampf um's Dasein sie vor der Mischung mit den schwachen bewahren, und die Vererbung ihre guten Eigenschaften auf den Nachwuchs übertragen kann. Also an der directen Bewirkung von starken Variationen ist der Kampf um's Dasein in einer Generation nicht betheiligt, und in sofern könnte es gestattet sein, ihn ein blosses negatives Princip zu nennen.
Aber wir müssen uns doch dabei bewusst bleiben, dass diese Bezeichnung nur zulässig ist, so lange es sich um die Wirkung des Kampfes auf nur eine Generation handelt ohne Rücksicht auf die nächste. Denn sobald wir die folgende Generation mit betrachten, also den Kampf um's Dasein mehr in seiner Gesammterscheinung auffassen, springt sein regulativer Charakter sofort in die Augen. Da- durch nämlich, dass er in einer Generation die schwachen Convarianten vermindert, bewirkt er, dass die sexuellen Ver- bindungen öfter, als ohne ihn, unter starken Convarianten statt- finden. Oder mit anderen Worten, wenn unter den grade er- zeugten Convarianten ein bestimmter Procentsatz starke sind, so vermehrt er diesen Procentsatz der starken bis zur Zeit der Fortpflanzung, so dass dann kraft der Vererbung relativ mehr starke wieder erzeugt werden, als sonst, ohne Kampf um's Dasein, also bei Mittbetheiligung der schwachen Convarianten an der Fortpflanzung, entstanden wären.
Der Kampf um's Dasein bewirkt demnach, kurz ge- sprochen, dass die Zeugenden durchschnittlich stärkere Con- varianten sind als die Altersklassen, aus denen sie hervorge- gangen sind, und dass demnach bei der Fortpflanzung die Durch- schnitts-Stärke der Devarianten eine höhere ist als ohne ihn.
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Function des Kampfes um’s Dasein für die Erhaltung und Entwickelung der Lebewesen, also auch unserer Rassen. Immer erst muss ihm die in ihrem Entstehen noch so ge- heimnissvolle Variation das entgegenwachsende Material unterbreiten. ehe er seine Auslese aus ihm treffen kann. Die starken Convarianten müssen erst wirklich entstanden sein, ehe der Kampf um’s Dasein sie vor der Mischung mit den schwachen bewahren, und die Vererbung ihre guten Eigenschaften auf den Nachwuchs übertragen kann. Also an der directen Bewirkung von starken Variationen ist der Kampf um’s Dasein in einer Generation nicht betheiligt, und in sofern könnte es gestattet sein, ihn ein blosses negatives Princip zu nennen.
Aber wir müssen uns doch dabei bewusst bleiben, dass diese Bezeichnung nur zulässig ist, so lange es sich um die Wirkung des Kampfes auf nur eine Generation handelt ohne Rücksicht auf die nächste. Denn sobald wir die folgende Generation mit betrachten, also den Kampf um’s Dasein mehr in seiner Gesammterscheinung auffassen, springt sein regulativer Charakter sofort in die Augen. Da- durch nämlich, dass er in einer Generation die schwachen Convarianten vermindert, bewirkt er, dass die sexuellen Ver- bindungen öfter, als ohne ihn, unter starken Convarianten statt- finden. Oder mit anderen Worten, wenn unter den grade er- zeugten Convarianten ein bestimmter Procentsatz starke sind, so vermehrt er diesen Procentsatz der starken bis zur Zeit der Fortpflanzung, so dass dann kraft der Vererbung relativ mehr starke wieder erzeugt werden, als sonst, ohne Kampf um’s Dasein, also bei Mittbetheiligung der schwachen Convarianten an der Fortpflanzung, entstanden wären.
Der Kampf um’s Dasein bewirkt demnach, kurz ge- sprochen, dass die Zeugenden durchschnittlich stärkere Con- varianten sind als die Altersklassen, aus denen sie hervorge- gangen sind, und dass demnach bei der Fortpflanzung die Durch- schnitts-Stärke der Devarianten eine höhere ist als ohne ihn.
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[51/0071]
Function des Kampfes um’s Dasein für die Erhaltung und
Entwickelung der Lebewesen, also auch unserer Rassen.
Immer erst muss ihm die in ihrem Entstehen noch so ge-
heimnissvolle Variation das entgegenwachsende Material
unterbreiten. ehe er seine Auslese aus ihm treffen kann.
Die starken Convarianten müssen erst wirklich entstanden
sein, ehe der Kampf um’s Dasein sie vor der Mischung
mit den schwachen bewahren, und die Vererbung ihre
guten Eigenschaften auf den Nachwuchs übertragen kann.
Also an der directen Bewirkung von starken Variationen
ist der Kampf um’s Dasein in einer Generation nicht
betheiligt, und in sofern könnte es gestattet sein, ihn ein
blosses negatives Princip zu nennen.
Aber wir müssen uns doch dabei bewusst bleiben,
dass diese Bezeichnung nur zulässig ist, so lange es sich
um die Wirkung des Kampfes auf nur eine Generation
handelt ohne Rücksicht auf die nächste. Denn sobald wir
die folgende Generation mit betrachten, also den Kampf
um’s Dasein mehr in seiner Gesammterscheinung auffassen,
springt sein regulativer Charakter sofort in die Augen. Da-
durch nämlich, dass er in einer Generation die schwachen
Convarianten vermindert, bewirkt er, dass die sexuellen Ver-
bindungen öfter, als ohne ihn, unter starken Convarianten statt-
finden. Oder mit anderen Worten, wenn unter den grade er-
zeugten Convarianten ein bestimmter Procentsatz starke sind,
so vermehrt er diesen Procentsatz der starken bis zur Zeit
der Fortpflanzung, so dass dann kraft der Vererbung
relativ mehr starke wieder erzeugt werden, als sonst, ohne
Kampf um’s Dasein, also bei Mittbetheiligung der schwachen
Convarianten an der Fortpflanzung, entstanden wären.
Der Kampf um’s Dasein bewirkt demnach, kurz ge-
sprochen, dass die Zeugenden durchschnittlich stärkere Con-
varianten sind als die Altersklassen, aus denen sie hervorge-
gangen sind, und dass demnach bei der Fortpflanzung die Durch-
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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/71>, abgerufen am 16.02.2025.
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