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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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Variation, Auslese und Vererbung. Höchstens können wir
über die relative Bedeutung der einzelnen Factoren streiten.
Besonders kommt dies für die Auslese in Betracht, die
der einzige der drei Factoren ist, der auch nach Darwin's
Zugeständniss in manchen Fällen eine nur facultative Be-
deutung haben kann.

Die Kinder haben etwas andere Eigenschaften als ihre
Eltern, sie variiren. Von diesen neuen, oder anders gra-
duirten Eigenschaften sind einige im -- bewussten und
unbewussten -- Kampf um's Dasein, d. h. um die Existenz
und den Nachwuchs den Trägern vortheilhaft und
helfen mit dazu, dass sie erfolgreicher darin sind, mehr
und kräftigere Kinder aufzubringen als diejenigen, die diese
Eigenschaften nicht oder in nicht so hohem Grade haben.
Auf einen Theil der Kinder werden diese Eigenschaften
wieder vererbt, einige Male sogar in erhöhtem Grade;
dieser Theil ist dadurch wiederum im Kampf um das
Dasein begünstigt und vererbt seinerseits die Eigenschaften
weiter. Wenn nun diese neuen Eigenschaften, die ja zu-
erst nur geringe Unterschiede von den Eltern zu bedeuten
brauchen, bei den Nachkommen immer wieder im Sinne
ihrer steigenden Entwickelung variiren und im Kampf um's
Dasein ausgelesen werden, so werden auf diese Weise die
Besitzer der neuen Eigenschaften im Lauf der Genera-
tionen einen immer grösseren Procentsatz der Art aus-
machen, bis sie schliesslich alle übrigen Individuen ver-
drängt haben, und die Art nunmehr bloss aus den Indivi-
duen mit diesen neuen Eigenschaften besteht.

Es muss ausdrücklich bemerkt werden, dass das Wort
"Kampf um's Dasein" im Sinne Darwin's die Concurrenz
in Bezug auf das Hinterlassen von Nachkommenschaft ein-
schliesst. Darwin selbst sagt: "Ich will vorausschicken
dass ich diesen Ausdruck, Kampf um's Dasein,
in einem weiten und metaphorischen Sinn ge-
brauche, unter dem sowohl die Abhängigkeit

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Variation, Auslese und Vererbung. Höchstens können wir
über die relative Bedeutung der einzelnen Factoren streiten.
Besonders kommt dies für die Auslese in Betracht, die
der einzige der drei Factoren ist, der auch nach Darwin’s
Zugeständniss in manchen Fällen eine nur facultative Be-
deutung haben kann.

Die Kinder haben etwas andere Eigenschaften als ihre
Eltern, sie variiren. Von diesen neuen, oder anders gra-
duirten Eigenschaften sind einige im — bewussten und
unbewussten — Kampf um’s Dasein, d. h. um die Existenz
und den Nachwuchs den Trägern vortheilhaft und
helfen mit dazu, dass sie erfolgreicher darin sind, mehr
und kräftigere Kinder aufzubringen als diejenigen, die diese
Eigenschaften nicht oder in nicht so hohem Grade haben.
Auf einen Theil der Kinder werden diese Eigenschaften
wieder vererbt, einige Male sogar in erhöhtem Grade;
dieser Theil ist dadurch wiederum im Kampf um das
Dasein begünstigt und vererbt seinerseits die Eigenschaften
weiter. Wenn nun diese neuen Eigenschaften, die ja zu-
erst nur geringe Unterschiede von den Eltern zu bedeuten
brauchen, bei den Nachkommen immer wieder im Sinne
ihrer steigenden Entwickelung variiren und im Kampf um’s
Dasein ausgelesen werden, so werden auf diese Weise die
Besitzer der neuen Eigenschaften im Lauf der Genera-
tionen einen immer grösseren Procentsatz der Art aus-
machen, bis sie schliesslich alle übrigen Individuen ver-
drängt haben, und die Art nunmehr bloss aus den Indivi-
duen mit diesen neuen Eigenschaften besteht.

Es muss ausdrücklich bemerkt werden, dass das Wort
„Kampf um’s Dasein“ im Sinne Darwin’s die Concurrenz
in Bezug auf das Hinterlassen von Nachkommenschaft ein-
schliesst. Darwin selbst sagt: „Ich will vorausschicken
dass ich diesen Ausdruck, Kampf um’s Dasein,
in einem weiten und metaphorischen Sinn ge-
brauche, unter dem sowohl die Abhängigkeit

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[17/0037] Variation, Auslese und Vererbung. Höchstens können wir über die relative Bedeutung der einzelnen Factoren streiten. Besonders kommt dies für die Auslese in Betracht, die der einzige der drei Factoren ist, der auch nach Darwin’s Zugeständniss in manchen Fällen eine nur facultative Be- deutung haben kann. Die Kinder haben etwas andere Eigenschaften als ihre Eltern, sie variiren. Von diesen neuen, oder anders gra- duirten Eigenschaften sind einige im — bewussten und unbewussten — Kampf um’s Dasein, d. h. um die Existenz und den Nachwuchs den Trägern vortheilhaft und helfen mit dazu, dass sie erfolgreicher darin sind, mehr und kräftigere Kinder aufzubringen als diejenigen, die diese Eigenschaften nicht oder in nicht so hohem Grade haben. Auf einen Theil der Kinder werden diese Eigenschaften wieder vererbt, einige Male sogar in erhöhtem Grade; dieser Theil ist dadurch wiederum im Kampf um das Dasein begünstigt und vererbt seinerseits die Eigenschaften weiter. Wenn nun diese neuen Eigenschaften, die ja zu- erst nur geringe Unterschiede von den Eltern zu bedeuten brauchen, bei den Nachkommen immer wieder im Sinne ihrer steigenden Entwickelung variiren und im Kampf um’s Dasein ausgelesen werden, so werden auf diese Weise die Besitzer der neuen Eigenschaften im Lauf der Genera- tionen einen immer grösseren Procentsatz der Art aus- machen, bis sie schliesslich alle übrigen Individuen ver- drängt haben, und die Art nunmehr bloss aus den Indivi- duen mit diesen neuen Eigenschaften besteht. Es muss ausdrücklich bemerkt werden, dass das Wort „Kampf um’s Dasein“ im Sinne Darwin’s die Concurrenz in Bezug auf das Hinterlassen von Nachkommenschaft ein- schliesst. Darwin selbst sagt: „Ich will vorausschicken dass ich diesen Ausdruck, Kampf um’s Dasein, in einem weiten und metaphorischen Sinn ge- brauche, unter dem sowohl die Abhängigkeit 2

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/37>, abgerufen am 22.11.2024.