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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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beim braunen vorkommt, und da zweitens nach Ranke
die Langköpfigkeit keineswegs zu den nothwendigen Eigen-
schaften eines Germanen gehört, weil so rein germanische
Stämme wie die Friesen stark zur Kurzköpfigkeit neigen
(12 % Lang-, 51 % Mittel- und 31 % Kurzköpfe).

Dass die Armen durchgehends die Schlechteren
seien, behauptet natürlich auch Ammon nicht, da ja die
Bauernbevölkerung sowohl, wie die verhältnissmässig armen
in die Städte Eingewanderten auch diejenigen umfassen, die
später die aufsteigenden Stadtgeschlechter hervorbringen.
Nach ihm schliessen also jedenfalls die Armen ausser den
bereits im Ausjäte-Process Begriffenen auch
eine grosse Menge der besten Convarianten in
sich
, und zwar grade diejenigen, deren Abkömmlinge
später in den Städten die geistige Elite der Nation reprä-
sentiren werden.

Wie übrigens Ammon nach Darlegung seines ver-
meintlichen Processes der Verarmung der Nation an ihren
germanischen Elementen, für welch letztere er gradezu
begeistert ist, Sympathie für die wirthschaftlichen Formen
aufbringen kann, die den Process doch bedingen, ist mir
unerfindlich.

Nach unseren früheren Darlegungen wäre der ganze
Vorgang, falls er in Wirklichkeit existirte, ein grossartiges
contraselectorisches Phänomen, eine fortwährende Ver-
nichtung guter Convarianten, eine Schädigung unseres
Volkes und der Rasse, zu der wir gehören. Die wirth-
schaftliche Ordnung, die diese Contraselection gestattet,
sollte mindestens nicht vertheidigt werden, wie Ammon
es in seiner Abhandlung über die Socialdemokratie thut.

Aus allen diesen Bemerkungen über die ökonomische
Ausmerzung scheint es somit keineswegs ohne Weiteres klar,
dass die Reichen im Kampf um's Dasein, d. h. um Eigen-
erhaltung und Nachwuchs über die Armen den Sieg
davon tragen, also in stärkerem Grade beim Aufbau der

beim braunen vorkommt, und da zweitens nach Ranke
die Langköpfigkeit keineswegs zu den nothwendigen Eigen-
schaften eines Germanen gehört, weil so rein germanische
Stämme wie die Friesen stark zur Kurzköpfigkeit neigen
(12 % Lang-, 51 % Mittel- und 31 % Kurzköpfe).

Dass die Armen durchgehends die Schlechteren
seien, behauptet natürlich auch Ammon nicht, da ja die
Bauernbevölkerung sowohl, wie die verhältnissmässig armen
in die Städte Eingewanderten auch diejenigen umfassen, die
später die aufsteigenden Stadtgeschlechter hervorbringen.
Nach ihm schliessen also jedenfalls die Armen ausser den
bereits im Ausjäte-Process Begriffenen auch
eine grosse Menge der besten Convarianten in
sich
, und zwar grade diejenigen, deren Abkömmlinge
später in den Städten die geistige Elite der Nation reprä-
sentiren werden.

Wie übrigens Ammon nach Darlegung seines ver-
meintlichen Processes der Verarmung der Nation an ihren
germanischen Elementen, für welch letztere er gradezu
begeistert ist, Sympathie für die wirthschaftlichen Formen
aufbringen kann, die den Process doch bedingen, ist mir
unerfindlich.

Nach unseren früheren Darlegungen wäre der ganze
Vorgang, falls er in Wirklichkeit existirte, ein grossartiges
contraselectorisches Phänomen, eine fortwährende Ver-
nichtung guter Convarianten, eine Schädigung unseres
Volkes und der Rasse, zu der wir gehören. Die wirth-
schaftliche Ordnung, die diese Contraselection gestattet,
sollte mindestens nicht vertheidigt werden, wie Ammon
es in seiner Abhandlung über die Socialdemokratie thut.

Aus allen diesen Bemerkungen über die ökonomische
Ausmerzung scheint es somit keineswegs ohne Weiteres klar,
dass die Reichen im Kampf um’s Dasein, d. h. um Eigen-
erhaltung und Nachwuchs über die Armen den Sieg
davon tragen, also in stärkerem Grade beim Aufbau der

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[181/0201] beim braunen vorkommt, und da zweitens nach Ranke die Langköpfigkeit keineswegs zu den nothwendigen Eigen- schaften eines Germanen gehört, weil so rein germanische Stämme wie die Friesen stark zur Kurzköpfigkeit neigen (12 % Lang-, 51 % Mittel- und 31 % Kurzköpfe). Dass die Armen durchgehends die Schlechteren seien, behauptet natürlich auch Ammon nicht, da ja die Bauernbevölkerung sowohl, wie die verhältnissmässig armen in die Städte Eingewanderten auch diejenigen umfassen, die später die aufsteigenden Stadtgeschlechter hervorbringen. Nach ihm schliessen also jedenfalls die Armen ausser den bereits im Ausjäte-Process Begriffenen auch eine grosse Menge der besten Convarianten in sich, und zwar grade diejenigen, deren Abkömmlinge später in den Städten die geistige Elite der Nation reprä- sentiren werden. Wie übrigens Ammon nach Darlegung seines ver- meintlichen Processes der Verarmung der Nation an ihren germanischen Elementen, für welch letztere er gradezu begeistert ist, Sympathie für die wirthschaftlichen Formen aufbringen kann, die den Process doch bedingen, ist mir unerfindlich. Nach unseren früheren Darlegungen wäre der ganze Vorgang, falls er in Wirklichkeit existirte, ein grossartiges contraselectorisches Phänomen, eine fortwährende Ver- nichtung guter Convarianten, eine Schädigung unseres Volkes und der Rasse, zu der wir gehören. Die wirth- schaftliche Ordnung, die diese Contraselection gestattet, sollte mindestens nicht vertheidigt werden, wie Ammon es in seiner Abhandlung über die Socialdemokratie thut. Aus allen diesen Bemerkungen über die ökonomische Ausmerzung scheint es somit keineswegs ohne Weiteres klar, dass die Reichen im Kampf um’s Dasein, d. h. um Eigen- erhaltung und Nachwuchs über die Armen den Sieg davon tragen, also in stärkerem Grade beim Aufbau der

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/201>, abgerufen am 01.09.2024.