Volkmann erzählt, dass junge Hunde nach der Excere¬ bration noch abwehrend nach dem Messer gegriffen hätten, gleich als ob sie es abwehren wollten. Kneipte man ihren Schwanz, so zogen sie ihn ein, was Kaninchen nicht thun sollen. (Volk¬ mann, Artikel: Nervenphysiologie, in Wagners Handwörterbuch. p. 545.)
Nach den Berichten desselben Physiologen reiben junge Kätzchen nach der Enthauptung die Halswunde, wie ich eine ähnliche Beobachtung bereits oben von den Fröschen mitgetheilt habe. Legallois erzählt, dass die indischen Schweine, in welchem Alter sie auch sein mögen, sobald sie sich von der Betäubung erholt haben, in welche sie die Decapitation versetzt, heftig den Schmerz zu empfinden scheinen, welchen ihnen die Halswunde verursacht. Sie sollen abwechselnd bald diese, bald jene Hinterpfote nach derselben hinführen, um sich daran zu reiben, indem sie die Beine mit vieler Lebhaftigkeit bewegen. (Oeuvres de Cesar Legallois avec des notes de M. Pariset. Paris 1824. p. 19.)
Wie Blane gezeigt hat (Select dissertations. p. 262), zie¬ hen enthauptete Kaninchen sofort den Fuss zurück, wenn man Feuer gegen ihn bringt. (Grainger, On the structure and functions of the spinal cord. London 1837. p. 4.) Ich kann Das auch für junge Kätzchen bestätigen.
"Neugeborne Hunde und Kaninchen, welche aus dem Lager der Alten genommen werden, machen unaufhörlich Bewegun¬ gen unruhiger Art; sie scheinen sich übel zu befinden, beson¬ ders zu frieren, und Hunde namentlich winseln. Entfernt man nun das grosse und kleine Gehirn, so dauern diese Bewegungen eine Zeit lang fort, ebenso das Knurren der jungen Hunde. Bei einem Kaninchen sah ich diese Bewegungen scheinbaren Unbe¬ hagens in Folge von Erwärmung durch Anhauchen schnell aufhören. Nach einiger Zeit tritt nun zwar Ruhe ein, und das verstümmelte Thier scheint in tiefem Schlafe zu liegen; biswei¬ len bewegt es indessen ohne allen äusseren Anlass eine Ex¬ tremität, nicht zuckend, sondern ganz so wie schlafende Thiere
Volkmann erzählt, dass junge Hunde nach der Excere¬ bration noch abwehrend nach dem Messer gegriffen hätten, gleich als ob sie es abwehren wollten. Kneipte man ihren Schwanz, so zogen sie ihn ein, was Kaninchen nicht thun sollen. (Volk¬ mann, Artikel: Nervenphysiologie, in Wagners Handwörterbuch. p. 545.)
Nach den Berichten desselben Physiologen reiben junge Kätzchen nach der Enthauptung die Halswunde, wie ich eine ähnliche Beobachtung bereits oben von den Fröschen mitgetheilt habe. Legallois erzählt, dass die indischen Schweine, in welchem Alter sie auch sein mögen, sobald sie sich von der Betäubung erholt haben, in welche sie die Decapitation versetzt, heftig den Schmerz zu empfinden scheinen, welchen ihnen die Halswunde verursacht. Sie sollen abwechselnd bald diese, bald jene Hinterpfote nach derselben hinführen, um sich daran zu reiben, indem sie die Beine mit vieler Lebhaftigkeit bewegen. (Oeuvres de César Legallois avec des notes de M. Pariset. Paris 1824. p. 19.)
Wie Blane gezeigt hat (Select dissertations. p. 262), zie¬ hen enthauptete Kaninchen sofort den Fuss zurück, wenn man Feuer gegen ihn bringt. (Grainger, On the structure and functions of the spinal cord. London 1837. p. 4.) Ich kann Das auch für junge Kätzchen bestätigen.
„Neugeborne Hunde und Kaninchen, welche aus dem Lager der Alten genommen werden, machen unaufhörlich Bewegun¬ gen unruhiger Art; sie scheinen sich übel zu befinden, beson¬ ders zu frieren, und Hunde namentlich winseln. Entfernt man nun das grosse und kleine Gehirn, so dauern diese Bewegungen eine Zeit lang fort, ebenso das Knurren der jungen Hunde. Bei einem Kaninchen sah ich diese Bewegungen scheinbaren Unbe¬ hagens in Folge von Erwärmung durch Anhauchen schnell aufhören. Nach einiger Zeit tritt nun zwar Ruhe ein, und das verstümmelte Thier scheint in tiefem Schlafe zu liegen; biswei¬ len bewegt es indessen ohne allen äusseren Anlass eine Ex¬ tremität, nicht zuckend, sondern ganz so wie schlafende Thiere
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Volkmann erzählt, dass junge Hunde nach der Excere¬
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als ob sie es abwehren wollten. Kneipte man ihren Schwanz,
so zogen sie ihn ein, was Kaninchen nicht thun sollen. (Volk¬
mann, Artikel: Nervenphysiologie, in Wagners Handwörterbuch.
p. 545.)
Nach den Berichten desselben Physiologen reiben junge
Kätzchen nach der Enthauptung die Halswunde, wie ich eine
ähnliche Beobachtung bereits oben von den Fröschen mitgetheilt
habe. Legallois erzählt, dass die indischen Schweine, in
welchem Alter sie auch sein mögen, sobald sie sich von der
Betäubung erholt haben, in welche sie die Decapitation versetzt,
heftig den Schmerz zu empfinden scheinen, welchen ihnen die
Halswunde verursacht. Sie sollen abwechselnd bald diese, bald
jene Hinterpfote nach derselben hinführen, um sich daran zu
reiben, indem sie die Beine mit vieler Lebhaftigkeit bewegen.
(Oeuvres de César Legallois avec des notes de M. Pariset.
Paris 1824. p. 19.)
Wie Blane gezeigt hat (Select dissertations. p. 262), zie¬
hen enthauptete Kaninchen sofort den Fuss zurück, wenn man
Feuer gegen ihn bringt. (Grainger, On the structure and
functions of the spinal cord. London 1837. p. 4.) Ich kann
Das auch für junge Kätzchen bestätigen.
„Neugeborne Hunde und Kaninchen, welche aus dem Lager
der Alten genommen werden, machen unaufhörlich Bewegun¬
gen unruhiger Art; sie scheinen sich übel zu befinden, beson¬
ders zu frieren, und Hunde namentlich winseln. Entfernt man
nun das grosse und kleine Gehirn, so dauern diese Bewegungen
eine Zeit lang fort, ebenso das Knurren der jungen Hunde. Bei
einem Kaninchen sah ich diese Bewegungen scheinbaren Unbe¬
hagens in Folge von Erwärmung durch Anhauchen schnell
aufhören. Nach einiger Zeit tritt nun zwar Ruhe ein, und das
verstümmelte Thier scheint in tiefem Schlafe zu liegen; biswei¬
len bewegt es indessen ohne allen äusseren Anlass eine Ex¬
tremität, nicht zuckend, sondern ganz so wie schlafende Thiere
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Pflüger, Eduard Friedrich Wilhelm: Die sensorischen Functionen des Rückenmarks der Wirbelthiere. Berlin, 1853, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pflueger_rueckenmark_1853/48>, abgerufen am 16.07.2024.
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