die prachtvollsten und abwechselndsten Gebirgsparthien des einen oder des andern Ufers dem Blicke des Reisen- den dar. Es ist reizend, auf der bequemsten Straße zwi- schen diesen schwierigen Felsmassen und dem wirbelnden Strome hinzuziehen, die sich verbündet zu haben scheinen, jeden Durchweg zu sperren, reizend für Jedermann, aber besonders für den, welcher Jahre lang gewohnt war, alle solche Berge und Thäler zu Pferde mühsam erklimmen und durchsetzen zu müssen. Die Straße zieht an der veterani- schen Höhle vorüber, in welcher die Oesterreicher sich mit, ich glaube, 80 Mann und ein paar kleinen Geschützen lange und mit Erfolg gegen die Türken vertheidigt haben. Diese Grotte enthält einen Brunnen im Jnnern, und bekommt ihr Licht durch eine Oeffnung von oben; der Eingang ist mit einer crenelirten Mauer verschanzt.
Die Donau wird von Moldawa aufwärts wieder schiff- bar, ihre Strömung ist ruhiger, das Flußbette frei von Klippen; aber die prachtvollen steilen Thalufer dauern fort bis Gollubitza, einem alten Schloß mit hohen Thürmen und Mauern, welche sich auf einen spitzen Felskegel hinauf- und hinabziehen. Dies Schloß hat das wunderbarste, ge- heimnißvollste Aussehen, und die ganze Lage gewährt den wildesten und schönsten Anblick, den ich auf der ganzen Donau kenne; der gewaltige Strom hat oberhalb wohl eine Breite von 2000 Schritten und darüber, er verengt sich am Fuße des seltsamen Schlosses auf vielleicht nur 400, und fließt zwischen senkrechten, himmelhohen Felswänden in einer tiefen, finstern Schlucht fort.
Bei dem Aufschwung, welchen die Donau-Dampfschiff- fahrt bereits gewonnen, und der Ausdehnung, welche ihr wahrscheinlich bevorsteht, ist es wichtig, die Hindernisse zu überwinden, welche der Beschaffenheit des Stroms auf die- ser Durchbruchstrecke in dem Wege liegen. Meiner Ansicht nach würde dies am leichtesten und sichersten durch An- wendung eiserner, flach gehender Dampfschiffe mit starker Maschinenkraft geschehen; die Sprengung einzelner Klippen
die prachtvollſten und abwechſelndſten Gebirgsparthien des einen oder des andern Ufers dem Blicke des Reiſen- den dar. Es iſt reizend, auf der bequemſten Straße zwi- ſchen dieſen ſchwierigen Felsmaſſen und dem wirbelnden Strome hinzuziehen, die ſich verbuͤndet zu haben ſcheinen, jeden Durchweg zu ſperren, reizend fuͤr Jedermann, aber beſonders fuͤr den, welcher Jahre lang gewohnt war, alle ſolche Berge und Thaͤler zu Pferde muͤhſam erklimmen und durchſetzen zu muͤſſen. Die Straße zieht an der veterani- ſchen Hoͤhle voruͤber, in welcher die Oeſterreicher ſich mit, ich glaube, 80 Mann und ein paar kleinen Geſchuͤtzen lange und mit Erfolg gegen die Tuͤrken vertheidigt haben. Dieſe Grotte enthaͤlt einen Brunnen im Jnnern, und bekommt ihr Licht durch eine Oeffnung von oben; der Eingang iſt mit einer crenelirten Mauer verſchanzt.
Die Donau wird von Moldawa aufwaͤrts wieder ſchiff- bar, ihre Stroͤmung iſt ruhiger, das Flußbette frei von Klippen; aber die prachtvollen ſteilen Thalufer dauern fort bis Gollubitza, einem alten Schloß mit hohen Thuͤrmen und Mauern, welche ſich auf einen ſpitzen Felskegel hinauf- und hinabziehen. Dies Schloß hat das wunderbarſte, ge- heimnißvollſte Ausſehen, und die ganze Lage gewaͤhrt den wildeſten und ſchoͤnſten Anblick, den ich auf der ganzen Donau kenne; der gewaltige Strom hat oberhalb wohl eine Breite von 2000 Schritten und daruͤber, er verengt ſich am Fuße des ſeltſamen Schloſſes auf vielleicht nur 400, und fließt zwiſchen ſenkrechten, himmelhohen Felswaͤnden in einer tiefen, finſtern Schlucht fort.
Bei dem Aufſchwung, welchen die Donau-Dampfſchiff- fahrt bereits gewonnen, und der Ausdehnung, welche ihr wahrſcheinlich bevorſteht, iſt es wichtig, die Hinderniſſe zu uͤberwinden, welche der Beſchaffenheit des Stroms auf die- ſer Durchbruchſtrecke in dem Wege liegen. Meiner Anſicht nach wuͤrde dies am leichteſten und ſicherſten durch An- wendung eiſerner, flach gehender Dampfſchiffe mit ſtarker Maſchinenkraft geſchehen; die Sprengung einzelner Klippen
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die prachtvollſten und abwechſelndſten Gebirgsparthien des
einen oder des andern Ufers dem Blicke des Reiſen-
den dar. Es iſt reizend, auf der bequemſten Straße zwi-
ſchen dieſen ſchwierigen Felsmaſſen und dem wirbelnden
Strome hinzuziehen, die ſich verbuͤndet zu haben ſcheinen,
jeden Durchweg zu ſperren, reizend fuͤr Jedermann, aber
beſonders fuͤr den, welcher Jahre lang gewohnt war, alle
ſolche Berge und Thaͤler zu Pferde muͤhſam erklimmen und
durchſetzen zu muͤſſen. Die Straße zieht an der veterani-
ſchen Hoͤhle voruͤber, in welcher die Oeſterreicher ſich mit,
ich glaube, 80 Mann und ein paar kleinen Geſchuͤtzen lange
und mit Erfolg gegen die Tuͤrken vertheidigt haben. Dieſe
Grotte enthaͤlt einen Brunnen im Jnnern, und bekommt
ihr Licht durch eine Oeffnung von oben; der Eingang iſt
mit einer crenelirten Mauer verſchanzt.
Die Donau wird von Moldawa aufwaͤrts wieder ſchiff-
bar, ihre Stroͤmung iſt ruhiger, das Flußbette frei von
Klippen; aber die prachtvollen ſteilen Thalufer dauern fort
bis Gollubitza, einem alten Schloß mit hohen Thuͤrmen
und Mauern, welche ſich auf einen ſpitzen Felskegel hinauf-
und hinabziehen. Dies Schloß hat das wunderbarſte, ge-
heimnißvollſte Ausſehen, und die ganze Lage gewaͤhrt den
wildeſten und ſchoͤnſten Anblick, den ich auf der ganzen
Donau kenne; der gewaltige Strom hat oberhalb wohl eine
Breite von 2000 Schritten und daruͤber, er verengt ſich am
Fuße des ſeltſamen Schloſſes auf vielleicht nur 400, und
fließt zwiſchen ſenkrechten, himmelhohen Felswaͤnden in einer
tiefen, finſtern Schlucht fort.
Bei dem Aufſchwung, welchen die Donau-Dampfſchiff-
fahrt bereits gewonnen, und der Ausdehnung, welche ihr
wahrſcheinlich bevorſteht, iſt es wichtig, die Hinderniſſe zu
uͤberwinden, welche der Beſchaffenheit des Stroms auf die-
ſer Durchbruchſtrecke in dem Wege liegen. Meiner Anſicht
nach wuͤrde dies am leichteſten und ſicherſten durch An-
wendung eiſerner, flach gehender Dampfſchiffe mit ſtarker
Maſchinenkraft geſchehen; die Sprengung einzelner Klippen
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Moltke, Helmuth Karl Bernhard von: Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei aus den Jahren 1835 bis 1839. Berlin u. a., 1841, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moltke_zustaende_1841/441>, abgerufen am 05.12.2024.
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