Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776.der, thust du meiner Frau etwas? Jch sah ihn nicht an, und kehrte mich zu meinem Vater: Ha- ben Sie um Gotteswillen Mitleid! Jch kann und will mich nicht zwingen lassen! Wollen Sie mich ewig unglücklich machen? -- Du bist eine Bestie! Jch frage dich zum letztenmal: Willst du den Hof- rath? -- Jn meinem Leben nicht! -- Hier schlug er mich ins Gesicht, daß mir das Blut aus Mund und Nase floß. Mir ward schwindlich; ich sank in meiner Mutter Arm. Mir ward, als ob ich nur ein entferntes Gelispel hörte. Aber, als ich mich wieder erholte, zankten sie laut mit meiner Mutter. Jch sank zu meines Vaters Füßen. Nur Eine Gnade! rief ich. Lassen Sie mich nur ins Kloster! Er stieß mich mit den Füßen von sich, daß ich umsank. Wenn sies nicht besser haben will, sagte meine Schwägerin, so sperren Sie sie in ein Kloster! Sie wird schon anders| werden. Meinetwegen! rief mein Vater; morgen mag sie fort, wenn sie sich nicht heut noch eines Bessern besinnt. Der Nickel hat mir doch schon Gram genug gemacht. Willst ihn also nicht? -- Nein, ich kann nicht! -- Nun so scher dich zu allen T * *! Jch gieng weg. -- Viel Glück! rief meine Schwä- gerin! Jch sah mich um, und blickte sie verächtlich der, thuſt du meiner Frau etwas? Jch ſah ihn nicht an, und kehrte mich zu meinem Vater: Ha- ben Sie um Gotteswillen Mitleid! Jch kann und will mich nicht zwingen laſſen! Wollen Sie mich ewig ungluͤcklich machen? — Du biſt eine Beſtie! Jch frage dich zum letztenmal: Willſt du den Hof- rath? — Jn meinem Leben nicht! — Hier ſchlug er mich ins Geſicht, daß mir das Blut aus Mund und Naſe floß. Mir ward ſchwindlich; ich ſank in meiner Mutter Arm. Mir ward, als ob ich nur ein entferntes Geliſpel hoͤrte. Aber, als ich mich wieder erholte, zankten ſie laut mit meiner Mutter. Jch ſank zu meines Vaters Fuͤßen. Nur Eine Gnade! rief ich. Laſſen Sie mich nur ins Kloſter! Er ſtieß mich mit den Fuͤßen von ſich, daß ich umſank. Wenn ſies nicht beſſer haben will, ſagte meine Schwaͤgerin, ſo ſperren Sie ſie in ein Kloſter! Sie wird ſchon anders| werden. Meinetwegen! rief mein Vater; morgen mag ſie fort, wenn ſie ſich nicht heut noch eines Beſſern beſinnt. Der Nickel hat mir doch ſchon Gram genug gemacht. Willſt ihn alſo nicht? — Nein, ich kann nicht! — Nun ſo ſcher dich zu allen T * *! Jch gieng weg. — Viel Gluͤck! rief meine Schwaͤ- gerin! Jch ſah mich um, und blickte ſie veraͤchtlich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p> <floatingText> <body> <div> <div n="2"> <p><pb facs="#f0489" n="909"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> der, thuſt du meiner Frau etwas? Jch ſah ihn<lb/> nicht an, und kehrte mich zu meinem Vater: Ha-<lb/> ben Sie um Gotteswillen Mitleid! Jch kann und<lb/> will mich nicht zwingen laſſen! Wollen Sie mich<lb/> ewig ungluͤcklich machen? — Du biſt eine Beſtie!<lb/> Jch frage dich zum letztenmal: Willſt du den Hof-<lb/> rath? — Jn meinem Leben nicht! — Hier ſchlug<lb/> er mich ins Geſicht, daß mir das Blut aus Mund<lb/> und Naſe floß. Mir ward ſchwindlich; ich ſank<lb/> in meiner Mutter Arm. Mir ward, als ob ich<lb/> nur ein entferntes Geliſpel hoͤrte. Aber, als ich<lb/> mich wieder erholte, zankten ſie laut mit meiner<lb/> Mutter. Jch ſank zu meines Vaters Fuͤßen. Nur<lb/> Eine Gnade! rief ich. Laſſen Sie mich nur ins<lb/> Kloſter! Er ſtieß mich mit den Fuͤßen von ſich,<lb/> daß ich umſank. Wenn ſies nicht beſſer haben<lb/> will, ſagte meine Schwaͤgerin, ſo ſperren Sie<lb/> ſie in ein Kloſter! Sie wird ſchon anders| werden.<lb/> Meinetwegen! rief mein Vater; morgen mag ſie<lb/> fort, wenn ſie ſich nicht heut noch eines Beſſern<lb/> beſinnt. Der Nickel hat mir doch ſchon Gram<lb/> genug gemacht. Willſt ihn alſo nicht? — Nein,<lb/> ich kann nicht! — Nun ſo ſcher dich zu allen T * *!<lb/> Jch gieng weg. — Viel Gluͤck! rief meine Schwaͤ-<lb/> gerin! Jch ſah mich um, und blickte ſie veraͤchtlich<lb/></p> </div> </div> </body> </floatingText> </p> </div> </body> </text> </TEI> [909/0489]
der, thuſt du meiner Frau etwas? Jch ſah ihn
nicht an, und kehrte mich zu meinem Vater: Ha-
ben Sie um Gotteswillen Mitleid! Jch kann und
will mich nicht zwingen laſſen! Wollen Sie mich
ewig ungluͤcklich machen? — Du biſt eine Beſtie!
Jch frage dich zum letztenmal: Willſt du den Hof-
rath? — Jn meinem Leben nicht! — Hier ſchlug
er mich ins Geſicht, daß mir das Blut aus Mund
und Naſe floß. Mir ward ſchwindlich; ich ſank
in meiner Mutter Arm. Mir ward, als ob ich
nur ein entferntes Geliſpel hoͤrte. Aber, als ich
mich wieder erholte, zankten ſie laut mit meiner
Mutter. Jch ſank zu meines Vaters Fuͤßen. Nur
Eine Gnade! rief ich. Laſſen Sie mich nur ins
Kloſter! Er ſtieß mich mit den Fuͤßen von ſich,
daß ich umſank. Wenn ſies nicht beſſer haben
will, ſagte meine Schwaͤgerin, ſo ſperren Sie
ſie in ein Kloſter! Sie wird ſchon anders| werden.
Meinetwegen! rief mein Vater; morgen mag ſie
fort, wenn ſie ſich nicht heut noch eines Beſſern
beſinnt. Der Nickel hat mir doch ſchon Gram
genug gemacht. Willſt ihn alſo nicht? — Nein,
ich kann nicht! — Nun ſo ſcher dich zu allen T * *!
Jch gieng weg. — Viel Gluͤck! rief meine Schwaͤ-
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