stieß ungeduldige Reden aus. Gottlob! sagte er, daß ich solche Kerls verachten kann, und kein so niederträchtiges Herz habe! Du sollst mein seyn, Mariane, und wenn dich alle Welt mir rauben wollte! Jch will mir schon helfen! -- Mich ei- nen gottsvergessenen Menschen nennen! Gott! du weist, wie ichs redlich meyne! -- Er lief noch lang auf und ab, ohne etwas deutliches zu denken. Endlich, als die erste Heftigkeit vorbey war, stie- gen ihm doch allerley Zweifel auf, wie er sich in dieser Sache helfen wollte? Er hatte sich um das Vermögen seines Vaters nie bekümmert, und wußte also nicht, wie viel ihn auf seinen Antheil treffen, und ob er damit die Kosten zu seinem Studie- ren werde bestreiten können? Keine ausdrück- liche Erklärung seines Vaters war da, und eine gerichtliche Behandlung der Sache scheute er auch. Er verlohr sich also in einem Labyrinth von Sorgen und Bedenklichkeiten. Er mochte hin und her sin- nen, wie er wollte, er fand keinen Ausweg. End- lich stürzten ihm Thränen von den Augen; er sah gen Himmel, und konnte nichts sagen, als: Gott! Gott! --
Salome kam zu ihm, und sagte: Sie müßten heut bey ihrem Bruder essen, weil sies gestern
ſtieß ungeduldige Reden aus. Gottlob! ſagte er, daß ich ſolche Kerls verachten kann, und kein ſo niedertraͤchtiges Herz habe! Du ſollſt mein ſeyn, Mariane, und wenn dich alle Welt mir rauben wollte! Jch will mir ſchon helfen! — Mich ei- nen gottsvergeſſenen Menſchen nennen! Gott! du weiſt, wie ichs redlich meyne! — Er lief noch lang auf und ab, ohne etwas deutliches zu denken. Endlich, als die erſte Heftigkeit vorbey war, ſtie- gen ihm doch allerley Zweifel auf, wie er ſich in dieſer Sache helfen wollte? Er hatte ſich um das Vermoͤgen ſeines Vaters nie bekuͤmmert, und wußte alſo nicht, wie viel ihn auf ſeinen Antheil treffen, und ob er damit die Koſten zu ſeinem Studie- ren werde beſtreiten koͤnnen? Keine ausdruͤck- liche Erklaͤrung ſeines Vaters war da, und eine gerichtliche Behandlung der Sache ſcheute er auch. Er verlohr ſich alſo in einem Labyrinth von Sorgen und Bedenklichkeiten. Er mochte hin und her ſin- nen, wie er wollte, er fand keinen Ausweg. End- lich ſtuͤrzten ihm Thraͤnen von den Augen; er ſah gen Himmel, und konnte nichts ſagen, als: Gott! Gott! —
Salome kam zu ihm, und ſagte: Sie muͤßten heut bey ihrem Bruder eſſen, weil ſies geſtern
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ſtieß ungeduldige Reden aus. Gottlob! ſagte er,
daß ich ſolche Kerls verachten kann, und kein ſo
niedertraͤchtiges Herz habe! Du ſollſt mein ſeyn,
Mariane, und wenn dich alle Welt mir rauben
wollte! Jch will mir ſchon helfen! — Mich ei-
nen gottsvergeſſenen Menſchen nennen! Gott!
du weiſt, wie ichs redlich meyne! — Er lief noch
lang auf und ab, ohne etwas deutliches zu denken.
Endlich, als die erſte Heftigkeit vorbey war, ſtie-
gen ihm doch allerley Zweifel auf, wie er ſich in
dieſer Sache helfen wollte? Er hatte ſich um das
Vermoͤgen ſeines Vaters nie bekuͤmmert, und wußte
alſo nicht, wie viel ihn auf ſeinen Antheil treffen,
und ob er damit die Koſten zu ſeinem Studie-
ren werde beſtreiten koͤnnen? Keine ausdruͤck-
liche Erklaͤrung ſeines Vaters war da, und eine
gerichtliche Behandlung der Sache ſcheute er auch.
Er verlohr ſich alſo in einem Labyrinth von Sorgen
und Bedenklichkeiten. Er mochte hin und her ſin-
nen, wie er wollte, er fand keinen Ausweg. End-
lich ſtuͤrzten ihm Thraͤnen von den Augen; er ſah
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Miller, Johann Martin: Siegwart. Bd. 2. Leipzig, 1776, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/miller_siegwart02_1776/465>, abgerufen am 25.11.2024.
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