auf einmahl schenckt, ja wann es auch nicht in denen ersten Jahrenund über dem Ver- zug nicht maßleidig werde. deines Suchens und Ausreissens geschiehet a. Dann erstlich will GOTT hierinn ungemeistert seyn, einem Sucher gibt ers früher, dem andern später. Wann du nur verharrest biß ans Ende, in ern- stem Verlangen und Suchen der Gemeinschafft JESU, so wird dich GOtt mit erfreuen, und sollte es auch erst im Tod-Bette seyn; Wer aber fahrläßig und müde wird, dem gehet alle gehabte Mühe verlohren, wann er auch schon biß an die Gräntzen Canaans gekom- men wäre.
§. 5. Schiebe aber die Schuld dieses Verzugs nimmermehr aufDas Ausblei- ben der Gnade ist unsere Schuld. GOTT, vielmehr fehlets dir an Ernst, Lust, und Beständigkeit, sintemahl nicht die Länge der Jahren, sondern die Brünstigkeit der Begierden das Perl erlanget; Zudem mag der Sünden-Gestanck und Unrath allzutieff eingebacken seyn, zumahl die Reinigung der Erleuchtung vorgehet, und diese der Vereinigung, folglich dem Be- sitz und Genuß dieser Perl.
§. 6. Die Alt-Vätter hatten ein saur Leben, trugen des TagesGOttes Weißheit ist man- nigfaltig, und schei- net etwas neues vorzuha- ben. Last und Hitz, und waren die meisten in eigenem Würcken (dann so bald die Kirch hoffärtig ward über der Gnad, entzoge sich der Heilige Geist, und kame der Antichrist.) Jetzt aber scheinet es, als wollte die Gnade wiederkommen und überschwencklicher würcken, als in vielen hundert Jahren nicht geschehen, wiewohl sehr wenige Seelen, gegen den allerersten Apostolischen Zeiten zu rechnen, sol- chen Uberguß der Gnaden-reichen Krafft des Meßias erfahren. Das Werck GOttes gehet noch zur Zeit insgemein allgemach und sparsamlich fort; Der erste Tempel Salomons ward in sieben Jah- ren vollendet, der letzte aber, kame kaum innert 46. Jahren zum rechten Stand.
§. 7. Wann man immer in der ersten Geistes-Armuth, DemuthEigen- Dünckel und Hoch- muth ist sorgfältig zu meiden. und Empfindung des Elends bliebe, so würde sich JESU Güte stets vermehren, aber der Hochmuth, Selbst-Bespieglung und
Tadel-
aHebr. X. 36. 37.
uͤber die himmliſche Perle.
auf einmahl ſchenckt, ja wann es auch nicht in denen erſten Jahrenund uͤber dem Ver- zug nicht maßleidig werde. deines Suchens und Ausreiſſens geſchiehet a. Dann erſtlich will GOTT hierinn ungemeiſtert ſeyn, einem Sucher gibt ers fruͤher, dem andern ſpaͤter. Wann du nur verharreſt biß ans Ende, in ern- ſtem Verlangen und Suchen der Gemeinſchafft JESU, ſo wird dich GOtt mit erfreuen, und ſollte es auch erſt im Tod-Bette ſeyn; Wer aber fahrlaͤßig und muͤde wird, dem gehet alle gehabte Muͤhe verlohren, wann er auch ſchon biß an die Graͤntzen Canaans gekom- men waͤre.
§. 5. Schiebe aber die Schuld dieſes Verzugs nimmermehr aufDas Ausblei- ben der Gnade iſt unſere Schuld. GOTT, vielmehr fehlets dir an Ernſt, Luſt, und Beſtaͤndigkeit, ſintemahl nicht die Laͤnge der Jahren, ſondern die Bruͤnſtigkeit der Begierden das Perl erlanget; Zudem mag der Suͤnden-Geſtanck und Unrath allzutieff eingebacken ſeyn, zumahl die Reinigung der Erleuchtung vorgehet, und dieſe der Vereinigung, folglich dem Be- ſitz und Genuß dieſer Perl.
§. 6. Die Alt-Vaͤtter hatten ein ſaur Leben, trugen des TagesGOttes Weißheit iſt man- nigfaltig, und ſchei- net etwas neues vorzuha- ben. Laſt und Hitz, und waren die meiſten in eigenem Wuͤrcken (dann ſo bald die Kirch hoffaͤrtig ward uͤber der Gnad, entzoge ſich der Heilige Geiſt, und kame der Antichriſt.) Jetzt aber ſcheinet es, als wollte die Gnade wiederkommen und uͤberſchwencklicher wuͤrcken, als in vielen hundert Jahren nicht geſchehen, wiewohl ſehr wenige Seelen, gegen den allererſten Apoſtoliſchen Zeiten zu rechnen, ſol- chen Uberguß der Gnaden-reichen Krafft des Meßias erfahren. Das Werck GOttes gehet noch zur Zeit insgemein allgemach und ſparſamlich fort; Der erſte Tempel Salomons ward in ſieben Jah- ren vollendet, der letzte aber, kame kaum innert 46. Jahren zum rechten Stand.
§. 7. Wann man immer in der erſten Geiſtes-Armuth, DemuthEigen- Duͤnckel und Hoch- muth iſt ſorgfaͤltig zu meiden. und Empfindung des Elends bliebe, ſo wuͤrde ſich JESU Guͤte ſtets vermehren, aber der Hochmuth, Selbſt-Beſpieglung und
Tadel-
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uͤber die himmliſche Perle.
auf einmahl ſchenckt, ja wann es auch nicht in denen erſten Jahren
deines Suchens und Ausreiſſens geſchiehet a. Dann erſtlich will
GOTT hierinn ungemeiſtert ſeyn, einem Sucher gibt ers fruͤher,
dem andern ſpaͤter. Wann du nur verharreſt biß ans Ende, in ern-
ſtem Verlangen und Suchen der Gemeinſchafft JESU, ſo wird
dich GOtt mit erfreuen, und ſollte es auch erſt im Tod-Bette ſeyn;
Wer aber fahrlaͤßig und muͤde wird, dem gehet alle gehabte Muͤhe
verlohren, wann er auch ſchon biß an die Graͤntzen Canaans gekom-
men waͤre.
und uͤber
dem Ver-
zug nicht
maßleidig
werde.
§. 5. Schiebe aber die Schuld dieſes Verzugs nimmermehr auf
GOTT, vielmehr fehlets dir an Ernſt, Luſt, und Beſtaͤndigkeit,
ſintemahl nicht die Laͤnge der Jahren, ſondern die Bruͤnſtigkeit der
Begierden das Perl erlanget; Zudem mag der Suͤnden-Geſtanck
und Unrath allzutieff eingebacken ſeyn, zumahl die Reinigung der
Erleuchtung vorgehet, und dieſe der Vereinigung, folglich dem Be-
ſitz und Genuß dieſer Perl.
Das
Ausblei-
ben der
Gnade
iſt unſere
Schuld.
§. 6. Die Alt-Vaͤtter hatten ein ſaur Leben, trugen des Tages
Laſt und Hitz, und waren die meiſten in eigenem Wuͤrcken (dann
ſo bald die Kirch hoffaͤrtig ward uͤber der Gnad, entzoge ſich der
Heilige Geiſt, und kame der Antichriſt.) Jetzt aber ſcheinet es,
als wollte die Gnade wiederkommen und uͤberſchwencklicher wuͤrcken,
als in vielen hundert Jahren nicht geſchehen, wiewohl ſehr wenige
Seelen, gegen den allererſten Apoſtoliſchen Zeiten zu rechnen, ſol-
chen Uberguß der Gnaden-reichen Krafft des Meßias erfahren.
Das Werck GOttes gehet noch zur Zeit insgemein allgemach und
ſparſamlich fort; Der erſte Tempel Salomons ward in ſieben Jah-
ren vollendet, der letzte aber, kame kaum innert 46. Jahren zum
rechten Stand.
GOttes
Weißheit
iſt man-
nigfaltig,
und ſchei-
net etwas
neues
vorzuha-
ben.
§. 7. Wann man immer in der erſten Geiſtes-Armuth, Demuth
und Empfindung des Elends bliebe, ſo wuͤrde ſich JESU Guͤte
ſtets vermehren, aber der Hochmuth, Selbſt-Beſpieglung und
Tadel-
Eigen-
Duͤnckel
und Hoch-
muth iſt
ſorgfaͤltig
zu meiden.
a Hebr. X. 36. 37.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 887. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/983>, abgerufen am 24.11.2024.
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