mit Gewalt zurück, und fielen ihm diese Gedancken plötzlich wie ein Blitz aufs Hertz; Laß ihn fahren, dann er muß abgehauen werden, damit er nicht ferner das Land hindere Luc. 13. Woraus dieser from- me Einfältige den Schluß machte, es müsse jemand noch an selbigem Ort sich aufhalten, der zur Buß kommen soll, dem der Todt-Kran- cke mit seinem Exempel im Weg gestanden.
§. 5. So hatte er sich unwürdig gemacht beyde der Vorbitt Chri-Auch hat- te er sich der Vor- bitt Christi unwürdig gemachet. sti im Himmel, und auch seiner Kinder auf Erden, und ware er wie ein verstrickter Wald-Ochs, voll des Grimms des HErren der Heerschaaren, und voll des Scheltens seines GOttes, ohngeachtet ihme der Tod schon gleichsam auf der Zungen sasse, könnte er doch vor Hertzens-Bangigkeit nicht im Bett liegen, sondern gieng aus einem Winckel in den anderen, lage unter das Fenster, redete immer von Dingen die aussert ihm waren, vom Wetter, von seinen leiblichen Bestellungen, nur damit ihm selbige Gespräch seines inneren Grunds möchten vergessen machen, und er der schröckenden Donnerstimme des Gewissens vor eine kleine Weile ledig werden möchte, geistliche Ding zu hören war ihm unerträglich, alles war ihm als brennende Feuer-Pfeil, und flammende Schwerdter des Cherubs, so ihn vom Baum des Lebens zurück trieben, das Betten könnte er nicht leiden, weil es ihm nur seine Quaal und Angst ver- mehrte und aufrührte.
§. 6. Einmahl vermerckte er seine letzte Stund, bate derowegenDazu wa- re aller Trost und Hoffnung gäntzlich ve:schwun- den. mit durchtringenden Gebärden, einen anderen seiner Freunden, der ihm offt und viel vom Weg des Lebens geredt, er sollte ihm doch nichts sagen, (vorhalten, verweisen) am Jüngsten Tag; Dieses bey ge- sunden Tagen, so lieben Freundes Gegenwart ware ihm entsetzlich und erschütterend, seines Pfarrers begehrte er auch im Geringsten nichts, sintemahlen er nur allzuviel gehört und nicht gehalten hätte, der Aus- spruch des Heil. Geistes klange ihme erschröcklich in seinen Ohren; Wer da weißt Guts zu thun und thuts nicht der hat Sünde. Jac. 1, 22. 4, 12. Jtem wer seines HErren Willen weißt etc. Luc. 12. Er bebete und sein Hertz zitterte da vor GOttes Majestät, Wahrheit, und Heiligkeit, und konnte es nicht aus dem Sinn schlagen, ungeachtet er alles anwende- te, und aller Orten Schlupfwinckel suchte, sich vor seinem Richter zu verstecken, was man ihm auch aus dem Evangelio beyzubringen trachtete von JEsu geschehener Erlösung, das halff alles nichts, es wollte nichts hafften, er könnte nicht ein Brösamlein Trost annehmen; Wollte er an
JEsum
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eines Kuͤh-Hirten.
mit Gewalt zuruͤck, und fielen ihm dieſe Gedancken ploͤtzlich wie ein Blitz aufs Hertz; Laß ihn fahren, dann er muß abgehauen werden, damit er nicht ferner das Land hindere Luc. 13. Woraus dieſer from- me Einfaͤltige den Schluß machte, es muͤſſe jemand noch an ſelbigem Ort ſich aufhalten, der zur Buß kommen ſoll, dem der Todt-Kran- cke mit ſeinem Exempel im Weg geſtanden.
§. 5. So hatte er ſich unwuͤrdig gemacht beyde der Vorbitt Chri-Auch hat- te er ſich der Vor- bitt Chriſti unwuͤrdig gemachet. ſti im Himmel, und auch ſeiner Kinder auf Erden, und ware er wie ein verſtrickter Wald-Ochs, voll des Grim̃s des HErren der Heerſchaaren, und voll des Scheltens ſeines GOttes, ohngeachtet ihme der Tod ſchon gleichſam auf der Zungen ſaſſe, koͤnnte er doch vor Hertzens-Bangigkeit nicht im Bett liegen, ſondern gieng aus einem Winckel in den anderen, lage unter das Fenſter, redete immer von Dingen die auſſert ihm waren, vom Wetter, von ſeinen leiblichen Beſtellungen, nur damit ihm ſelbige Geſpraͤch ſeines inneren Grunds moͤchten vergeſſen machen, und er der ſchroͤckenden Donnerſtimme des Gewiſſens vor eine kleine Weile ledig werden moͤchte, geiſtliche Ding zu hoͤren war ihm unertraͤglich, alles war ihm als brennende Feuer-Pfeil, und flammende Schwerdter des Cherubs, ſo ihn vom Baum des Lebens zuruͤck trieben, das Betten koͤnnte er nicht leiden, weil es ihm nur ſeine Quaal und Angſt ver- mehrte und aufruͤhrte.
§. 6. Einmahl vermerckte er ſeine letzte Stund, bate derowegenDazu wa- re aller Troſt und Hoffnung gaͤntzlich ve:ſchwun- den. mit durchtringenden Gebaͤrden, einen anderen ſeiner Freunden, der ihm offt und viel vom Weg des Lebens geredt, er ſollte ihm doch nichts ſagen, (vorhalten, verweiſen) am Juͤngſten Tag; Dieſes bey ge- ſunden Tagen, ſo lieben Freundes Gegenwart ware ihm entſetzlich und erſchuͤtterend, ſeines Pfarrers begehrte er auch im Geringſten nichts, ſintemahlen er nur allzuviel gehoͤrt und nicht gehalten haͤtte, der Aus- ſpruch des Heil. Geiſtes klange ihme erſchroͤcklich in ſeinen Ohren; Wer da weißt Guts zu thun und thuts nicht der hat Suͤnde. Jac. 1, 22. 4, 12. Jtem wer ſeines HErren Willen weißt ꝛc. Luc. 12. Er bebete und ſein Hertz zitterte da vor GOttes Majeſtaͤt, Wahrheit, und Heiligkeit, und konnte es nicht aus dem Sinn ſchlagen, ungeachtet er alles anwende- te, und aller Orten Schlupfwinckel ſuchte, ſich vor ſeinem Richter zu verſtecken, was man ihm auch aus dem Evangelio beyzubringen trachtete von JEſu geſchehener Erloͤſung, das halff alles nichts, es wollte nichts hafften, er koͤnnte nicht ein Broͤſamlein Troſt annehmen; Wollte er an
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eines Kuͤh-Hirten.
mit Gewalt zuruͤck, und fielen ihm dieſe Gedancken ploͤtzlich wie ein
Blitz aufs Hertz; Laß ihn fahren, dann er muß abgehauen werden,
damit er nicht ferner das Land hindere Luc. 13. Woraus dieſer from-
me Einfaͤltige den Schluß machte, es muͤſſe jemand noch an ſelbigem
Ort ſich aufhalten, der zur Buß kommen ſoll, dem der Todt-Kran-
cke mit ſeinem Exempel im Weg geſtanden.
§. 5. So hatte er ſich unwuͤrdig gemacht beyde der Vorbitt Chri-
ſti im Himmel, und auch ſeiner Kinder auf Erden, und ware er wie ein
verſtrickter Wald-Ochs, voll des Grim̃s des HErren der Heerſchaaren,
und voll des Scheltens ſeines GOttes, ohngeachtet ihme der Tod ſchon
gleichſam auf der Zungen ſaſſe, koͤnnte er doch vor Hertzens-Bangigkeit
nicht im Bett liegen, ſondern gieng aus einem Winckel in den anderen,
lage unter das Fenſter, redete immer von Dingen die auſſert ihm waren,
vom Wetter, von ſeinen leiblichen Beſtellungen, nur damit ihm ſelbige
Geſpraͤch ſeines inneren Grunds moͤchten vergeſſen machen, und er der
ſchroͤckenden Donnerſtimme des Gewiſſens vor eine kleine Weile ledig
werden moͤchte, geiſtliche Ding zu hoͤren war ihm unertraͤglich, alles
war ihm als brennende Feuer-Pfeil, und flammende Schwerdter des
Cherubs, ſo ihn vom Baum des Lebens zuruͤck trieben, das Betten
koͤnnte er nicht leiden, weil es ihm nur ſeine Quaal und Angſt ver-
mehrte und aufruͤhrte.
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bitt Chriſti
unwuͤrdig
gemachet.
§. 6. Einmahl vermerckte er ſeine letzte Stund, bate derowegen
mit durchtringenden Gebaͤrden, einen anderen ſeiner Freunden, der
ihm offt und viel vom Weg des Lebens geredt, er ſollte ihm doch nichts
ſagen, (vorhalten, verweiſen) am Juͤngſten Tag; Dieſes bey ge-
ſunden Tagen, ſo lieben Freundes Gegenwart ware ihm entſetzlich und
erſchuͤtterend, ſeines Pfarrers begehrte er auch im Geringſten nichts,
ſintemahlen er nur allzuviel gehoͤrt und nicht gehalten haͤtte, der Aus-
ſpruch des Heil. Geiſtes klange ihme erſchroͤcklich in ſeinen Ohren; Wer
da weißt Guts zu thun und thuts nicht der hat Suͤnde. Jac. 1, 22. 4, 12.
Jtem wer ſeines HErren Willen weißt ꝛc. Luc. 12. Er bebete und ſein
Hertz zitterte da vor GOttes Majeſtaͤt, Wahrheit, und Heiligkeit, und
konnte es nicht aus dem Sinn ſchlagen, ungeachtet er alles anwende-
te, und aller Orten Schlupfwinckel ſuchte, ſich vor ſeinem Richter zu
verſtecken, was man ihm auch aus dem Evangelio beyzubringen trachtete
von JEſu geſchehener Erloͤſung, das halff alles nichts, es wollte nichts
hafften, er koͤnnte nicht ein Broͤſamlein Troſt annehmen; Wollte er an
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 669. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/765>, abgerufen am 23.11.2024.
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