Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Anhang.
Wann ein Wirbel überstritten war, so kam eine andere noch stren-
gere Fluthschlund und Windsbraut; zuletzt wars mir ich stecke in
der Höllen-Rachen und sey am Rand der Verzweifflung, und
schrye in das Hertz Christi des Gesalbten GOttes hinein, o star-
cker GOTT! ich sincke, ich sinck in tieffen Schlamm der Ab-
grund schleußt sein Loch ob mir zu; es ist nur noch ein Hand-breit
offen; nur eins begehre ich von dir, daß es alles zu deiner allergrö-
sten Herrlichkeit ausschlage, und daß ich dich auch im Bauch der
Höllen lobe: O wie wahr ists, daß Noth lehret betten, ich war
warlich auf dem Sünden- und Höllen-Meer im entsetzlichsten Sturm,
wovon auch der Leib in jämmerliche Unordnung und Unpäßlichkeit
gerieth: Jedoch, GOtt sey davor gelobet, daß des Nachts bessere
Ruhe hatte, in dem ich im Gebett ungestört anhalten konnte, und
sonst nichts zuthun hatte; Der Odem des Gebets hielt meine See-
le empor, und gab den Seelen-Feinden nicht so viel Raum; es
muß seyn daß es eine Flamme des Heiligen Geistes gewesen daß sie
zurück gehalten wurden, daß sie nicht so freyen Muths auf mein
armes Hertz zurennen konnten; so bald aber des Tags was anders zu-
thun hatte wegen meines Beruffs, es möchte so gut seyn als es
wollte: Siehe da ward meine Seele als in lauter Angst und Jam-
mer begraben; Diese Feldschlacht und Sturm-Gewitter währete
drey Tag und drey Nächt, und mahneten mich die bangmachende
Geister an die Lucerner, so lange das Geschütz feuerete, dorfften sie
es nicht wagen anzugreiffen, so bald aber das nachließ, lag ich un-
ter ihren Mordkeulen. Nachdem es vorbey war, leuchtete mir der
Spruch Esai 9, 6. mit unbeschreiblichem süssen Glantz mein Jnner-
stes. Nun muß mich GOttes Gnad auf ein frischen Sturm verse-
hen, hier gibts kein Winter-Quartier, kein Waffen-Stillstand.
So viel aus des Königs-Läger, so der grosse Jehova zu N. hat; Es
liegt am Lauteren-Strohm der ewigen Barmhertzigkeit, so Höll,
Fluch und Verderben abschneidet nnd das Hinübersetzen verwehret;
ja es ist das Läger Jsraels, so am rothen Meer des in innigster
Liebe vergossenen Bluts des Lamms liegt, da die Egypter zwar
wohl erschrecken und angst genug machen können, aber mit Mor-
den und Umbringen Hallelujah! Amen! Amen.

O! es
X x x

Anhang.
Wann ein Wirbel uͤberſtritten war, ſo kam eine andere noch ſtren-
gere Fluthſchlund und Windsbraut; zuletzt wars mir ich ſtecke in
der Hoͤllen-Rachen und ſey am Rand der Verzweifflung, und
ſchrye in das Hertz Chriſti des Geſalbten GOttes hinein, o ſtar-
cker GOTT! ich ſincke, ich ſinck in tieffen Schlamm der Ab-
grund ſchleußt ſein Loch ob mir zu; es iſt nur noch ein Hand-breit
offen; nur eins begehre ich von dir, daß es alles zu deiner allergroͤ-
ſten Herrlichkeit ausſchlage, und daß ich dich auch im Bauch der
Hoͤllen lobe: O wie wahr iſts, daß Noth lehret betten, ich war
warlich auf dem Suͤnden- und Hoͤllen-Meer im entſetzlichſten Sturm,
wovon auch der Leib in jaͤmmerliche Unordnung und Unpaͤßlichkeit
gerieth: Jedoch, GOtt ſey davor gelobet, daß des Nachts beſſere
Ruhe hatte, in dem ich im Gebett ungeſtoͤrt anhalten konnte, und
ſonſt nichts zuthun hatte; Der Odem des Gebets hielt meine See-
le empor, und gab den Seelen-Feinden nicht ſo viel Raum; es
muß ſeyn daß es eine Flamme des Heiligen Geiſtes geweſen daß ſie
zuruͤck gehalten wurden, daß ſie nicht ſo freyen Muths auf mein
armes Hertz zurennen konnten; ſo bald aber des Tags was anders zu-
thun hatte wegen meines Beruffs, es moͤchte ſo gut ſeyn als es
wollte: Siehe da ward meine Seele als in lauter Angſt und Jam-
mer begraben; Dieſe Feldſchlacht und Sturm-Gewitter waͤhrete
drey Tag und drey Naͤcht, und mahneten mich die bangmachende
Geiſter an die Lucerner, ſo lange das Geſchuͤtz feuerete, dorfften ſie
es nicht wagen anzugreiffen, ſo bald aber das nachließ, lag ich un-
ter ihren Mordkeulen. Nachdem es vorbey war, leuchtete mir der
Spruch Eſai 9, 6. mit unbeſchreiblichem ſuͤſſen Glantz mein Jnner-
ſtes. Nun muß mich GOttes Gnad auf ein friſchen Sturm verſe-
hen, hier gibts kein Winter-Quartier, kein Waffen-Stillſtand.
So viel aus des Koͤnigs-Laͤger, ſo der groſſe Jehova zu N. hat; Es
liegt am Lauteren-Strohm der ewigen Barmhertzigkeit, ſo Hoͤll,
Fluch und Verderben abſchneidet nnd das Hinuͤberſetzen verwehret;
ja es iſt das Laͤger Jſraels, ſo am rothen Meer des in innigſter
Liebe vergoſſenen Bluts des Lamms liegt, da die Egypter zwar
wohl erſchrecken und angſt genug machen koͤnnen, aber mit Mor-
den und Umbringen Hallelujah! Amen! Amen.

O! es
X x x
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0625" n="529"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang.</hi></fw><lb/>
Wann ein Wirbel u&#x0364;ber&#x017F;tritten war, &#x017F;o kam eine andere noch &#x017F;tren-<lb/>
gere Fluth&#x017F;chlund und Windsbraut; zuletzt wars mir ich &#x017F;tecke in<lb/>
der Ho&#x0364;llen-Rachen und &#x017F;ey am Rand der Verzweifflung, und<lb/>
&#x017F;chrye in das Hertz Chri&#x017F;ti des Ge&#x017F;albten GOttes hinein, o &#x017F;tar-<lb/>
cker GOTT! ich &#x017F;incke, ich &#x017F;inck in tieffen Schlamm der Ab-<lb/>
grund &#x017F;chleußt &#x017F;ein Loch ob mir zu; es i&#x017F;t nur noch ein Hand-breit<lb/>
offen; nur eins begehre ich von dir, daß es alles zu deiner allergro&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten Herrlichkeit aus&#x017F;chlage, und daß ich dich auch im Bauch der<lb/>
Ho&#x0364;llen lobe: O wie wahr i&#x017F;ts, daß Noth lehret betten, ich war<lb/>
warlich auf dem Su&#x0364;nden- und Ho&#x0364;llen-Meer im ent&#x017F;etzlich&#x017F;ten Sturm,<lb/>
wovon auch der Leib in ja&#x0364;mmerliche Unordnung und Unpa&#x0364;ßlichkeit<lb/>
gerieth: Jedoch, GOtt &#x017F;ey davor gelobet, daß des Nachts be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Ruhe hatte, in dem ich im Gebett unge&#x017F;to&#x0364;rt anhalten konnte, und<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t nichts zuthun hatte; Der Odem des Gebets hielt meine See-<lb/>
le empor, und gab den Seelen-Feinden nicht &#x017F;o viel Raum; es<lb/>
muß &#x017F;eyn daß es eine Flamme des Heiligen Gei&#x017F;tes gewe&#x017F;en daß &#x017F;ie<lb/>
zuru&#x0364;ck gehalten wurden, daß &#x017F;ie nicht &#x017F;o freyen Muths auf mein<lb/>
armes Hertz zurennen konnten; &#x017F;o bald aber des Tags was anders zu-<lb/>
thun hatte wegen meines Beruffs, es mo&#x0364;chte &#x017F;o gut &#x017F;eyn als es<lb/>
wollte: Siehe da ward meine Seele als in lauter Ang&#x017F;t und Jam-<lb/>
mer begraben; Die&#x017F;e Feld&#x017F;chlacht und Sturm-Gewitter wa&#x0364;hrete<lb/>
drey Tag und drey Na&#x0364;cht, und mahneten mich die bangmachende<lb/>
Gei&#x017F;ter an die Lucerner, &#x017F;o lange das Ge&#x017F;chu&#x0364;tz feuerete, dorfften &#x017F;ie<lb/>
es nicht wagen anzugreiffen, &#x017F;o bald aber das nachließ, lag ich un-<lb/>
ter ihren Mordkeulen. Nachdem es vorbey war, leuchtete mir der<lb/>
Spruch E&#x017F;ai 9, 6. mit unbe&#x017F;chreiblichem &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Glantz mein Jnner-<lb/>
&#x017F;tes. Nun muß mich GOttes Gnad auf ein fri&#x017F;chen Sturm ver&#x017F;e-<lb/>
hen, hier gibts kein Winter-Quartier, kein Waffen-Still&#x017F;tand.<lb/>
So viel aus des Ko&#x0364;nigs-La&#x0364;ger, &#x017F;o der gro&#x017F;&#x017F;e Jehova zu <hi rendition="#aq">N.</hi> hat; Es<lb/>
liegt am Lauteren-Strohm der ewigen Barmhertzigkeit, &#x017F;o Ho&#x0364;ll,<lb/>
Fluch und Verderben ab&#x017F;chneidet nnd das Hinu&#x0364;ber&#x017F;etzen verwehret;<lb/>
ja es i&#x017F;t das La&#x0364;ger J&#x017F;raels, &#x017F;o am rothen Meer des in innig&#x017F;ter<lb/>
Liebe vergo&#x017F;&#x017F;enen Bluts des Lamms liegt, da die Egypter zwar<lb/>
wohl er&#x017F;chrecken und ang&#x017F;t genug machen ko&#x0364;nnen, aber mit Mor-<lb/>
den und Umbringen Hallelujah! Amen! Amen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">X x x</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">O! es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0625] Anhang. Wann ein Wirbel uͤberſtritten war, ſo kam eine andere noch ſtren- gere Fluthſchlund und Windsbraut; zuletzt wars mir ich ſtecke in der Hoͤllen-Rachen und ſey am Rand der Verzweifflung, und ſchrye in das Hertz Chriſti des Geſalbten GOttes hinein, o ſtar- cker GOTT! ich ſincke, ich ſinck in tieffen Schlamm der Ab- grund ſchleußt ſein Loch ob mir zu; es iſt nur noch ein Hand-breit offen; nur eins begehre ich von dir, daß es alles zu deiner allergroͤ- ſten Herrlichkeit ausſchlage, und daß ich dich auch im Bauch der Hoͤllen lobe: O wie wahr iſts, daß Noth lehret betten, ich war warlich auf dem Suͤnden- und Hoͤllen-Meer im entſetzlichſten Sturm, wovon auch der Leib in jaͤmmerliche Unordnung und Unpaͤßlichkeit gerieth: Jedoch, GOtt ſey davor gelobet, daß des Nachts beſſere Ruhe hatte, in dem ich im Gebett ungeſtoͤrt anhalten konnte, und ſonſt nichts zuthun hatte; Der Odem des Gebets hielt meine See- le empor, und gab den Seelen-Feinden nicht ſo viel Raum; es muß ſeyn daß es eine Flamme des Heiligen Geiſtes geweſen daß ſie zuruͤck gehalten wurden, daß ſie nicht ſo freyen Muths auf mein armes Hertz zurennen konnten; ſo bald aber des Tags was anders zu- thun hatte wegen meines Beruffs, es moͤchte ſo gut ſeyn als es wollte: Siehe da ward meine Seele als in lauter Angſt und Jam- mer begraben; Dieſe Feldſchlacht und Sturm-Gewitter waͤhrete drey Tag und drey Naͤcht, und mahneten mich die bangmachende Geiſter an die Lucerner, ſo lange das Geſchuͤtz feuerete, dorfften ſie es nicht wagen anzugreiffen, ſo bald aber das nachließ, lag ich un- ter ihren Mordkeulen. Nachdem es vorbey war, leuchtete mir der Spruch Eſai 9, 6. mit unbeſchreiblichem ſuͤſſen Glantz mein Jnner- ſtes. Nun muß mich GOttes Gnad auf ein friſchen Sturm verſe- hen, hier gibts kein Winter-Quartier, kein Waffen-Stillſtand. So viel aus des Koͤnigs-Laͤger, ſo der groſſe Jehova zu N. hat; Es liegt am Lauteren-Strohm der ewigen Barmhertzigkeit, ſo Hoͤll, Fluch und Verderben abſchneidet nnd das Hinuͤberſetzen verwehret; ja es iſt das Laͤger Jſraels, ſo am rothen Meer des in innigſter Liebe vergoſſenen Bluts des Lamms liegt, da die Egypter zwar wohl erſchrecken und angſt genug machen koͤnnen, aber mit Mor- den und Umbringen Hallelujah! Amen! Amen. O! es X x x

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/625
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/625>, abgerufen am 22.11.2024.