Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Anhang
Einer Begebenheit als ein Muster dessen was
gesagt worden.

NAchdem dieses ausgeschrieben, mußte der Author gleich die-
ses erfahren, woraus man ein kleines Müsterlein siehet.
Die Sach ist auf das Allerkürtzeste vermeldet; sonst wo al-
les unständlichste beschrieben werden sollte, so käme ein gantzer Tra-
ctat heraus: Was der König ausrichte, seine Officiers hohen und
niedrigen Stands und gemeine Soldaten? Was die Waffen,
Glauben, Hoffnung, Lieb, Gedult, Demuth, Gebett vermögen?
Was die stete Ordre, das absolute Commando, das Kriegs-Recht
und Disciplin, was die Feldzüge, Fahnen, Provision und Muni-
tion sey? Was der sieben Feinden ihre Weiß zu streiten sey? Wie
der König den Streit anordne, versorge und unterstütze.

Vor 8. Tagen war ich im Paradieß; die letzte Wochen aber
giengs so straub her, dann ich mußte mit Esaus Höllisch-Grimmi-
gen kämpfen, und dachte bißweilen, wann schon eine Feldschlacht
am Rhein wäre vorgangen, daß es nicht ängstlicher, hitziger, heff-
tiger hätte zugehen können, ich mußte warlich das gantz Himmel-
reich aufmachen, und Post auf Post abschicken um frischen Suc-
curs; da flog ein feuriger Seufftzer über den anderen aus, ja wann
ich schon was Gutes lase, das mochte die Feinde nicht abhalten,
daß die höllische Mühmacher mit Schaaren-Weiß auf mich einge-
drungen wären, ja es hagelte mit lauter Teufelen auf mich zu: HErr
hilff, HErr erbarme! Der Glaubens-Funcke aber ließ mir nicht zu,
beyzufügen, dann ich verderbe. Mein JEsus fragte mich: Glaubst du
nun das, was du anderen geprediget, daß Sünd, Teufel, Tod
und Welt unter meiner Herrschafft seyen, mir zun Füssen liegen,
und lauter nichts wider mich und mein Reich vermögen? Da schrey
ich in einander: O GOTT schenck Glauben, Glauben, Glauben:

Wann
Anhang
Einer Begebenheit als ein Muſter deſſen was
geſagt worden.

NAchdem dieſes ausgeſchrieben, mußte der Author gleich die-
ſes erfahren, woraus man ein kleines Muͤſterlein ſiehet.
Die Sach iſt auf das Allerkuͤrtzeſte vermeldet; ſonſt wo al-
les unſtaͤndlichſte beſchrieben werden ſollte, ſo kaͤme ein gantzer Tra-
ctat heraus: Was der Koͤnig ausrichte, ſeine Officiers hohen und
niedrigen Stands und gemeine Soldaten? Was die Waffen,
Glauben, Hoffnung, Lieb, Gedult, Demuth, Gebett vermoͤgen?
Was die ſtete Ordre, das abſolute Commando, das Kriegs-Recht
und Diſciplin, was die Feldzuͤge, Fahnen, Proviſion und Muni-
tion ſey? Was der ſieben Feinden ihre Weiß zu ſtreiten ſey? Wie
der Koͤnig den Streit anordne, verſorge und unterſtuͤtze.

Vor 8. Tagen war ich im Paradieß; die letzte Wochen aber
giengs ſo ſtraub her, dann ich mußte mit Eſaus Hoͤlliſch-Grimmi-
gen kaͤmpfen, und dachte bißweilen, wann ſchon eine Feldſchlacht
am Rhein waͤre vorgangen, daß es nicht aͤngſtlicher, hitziger, heff-
tiger haͤtte zugehen koͤnnen, ich mußte warlich das gantz Himmel-
reich aufmachen, und Poſt auf Poſt abſchicken um friſchen Suc-
curs; da flog ein feuriger Seufftzer uͤber den anderen aus, ja wann
ich ſchon was Gutes laſe, das mochte die Feinde nicht abhalten,
daß die hoͤlliſche Muͤhmacher mit Schaaren-Weiß auf mich einge-
drungen waͤren, ja es hagelte mit lauter Teufelen auf mich zu: HErr
hilff, HErr erbarme! Der Glaubens-Funcke aber ließ mir nicht zu,
beyzufuͤgen, dann ich verderbe. Mein JEſus fragte mich: Glaubſt du
nun das, was du anderen geprediget, daß Suͤnd, Teufel, Tod
und Welt unter meiner Herrſchafft ſeyen, mir zun Fuͤſſen liegen,
und lauter nichts wider mich und mein Reich vermoͤgen? Da ſchrey
ich in einander: O GOTT ſchenck Glauben, Glauben, Glauben:

Wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0624" n="528"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Anhang<lb/>
Einer Begebenheit als ein Mu&#x017F;ter de&#x017F;&#x017F;en was<lb/>
ge&#x017F;agt worden.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">N</hi>Achdem die&#x017F;es ausge&#x017F;chrieben, mußte der Author gleich die-<lb/>
&#x017F;es erfahren, woraus man ein kleines Mu&#x0364;&#x017F;terlein &#x017F;iehet.<lb/>
Die Sach i&#x017F;t auf das Allerku&#x0364;rtze&#x017F;te vermeldet; &#x017F;on&#x017F;t wo al-<lb/>
les un&#x017F;ta&#x0364;ndlich&#x017F;te be&#x017F;chrieben werden &#x017F;ollte, &#x017F;o ka&#x0364;me ein gantzer Tra-<lb/>
ctat heraus: Was der Ko&#x0364;nig ausrichte, &#x017F;eine Officiers hohen und<lb/>
niedrigen Stands und gemeine Soldaten? Was die Waffen,<lb/>
Glauben, Hoffnung, Lieb, Gedult, Demuth, Gebett vermo&#x0364;gen?<lb/>
Was die &#x017F;tete Ordre, das ab&#x017F;olute Commando, das Kriegs-Recht<lb/>
und Di&#x017F;ciplin, was die Feldzu&#x0364;ge, Fahnen, Provi&#x017F;ion und Muni-<lb/>
tion &#x017F;ey? Was der &#x017F;ieben Feinden ihre Weiß zu &#x017F;treiten &#x017F;ey? Wie<lb/>
der Ko&#x0364;nig den Streit anordne, ver&#x017F;orge und unter&#x017F;tu&#x0364;tze.</p><lb/>
          <p>Vor 8. Tagen war ich im Paradieß; die letzte Wochen aber<lb/>
giengs &#x017F;o &#x017F;traub her, dann ich mußte mit E&#x017F;aus Ho&#x0364;lli&#x017F;ch-Grimmi-<lb/>
gen ka&#x0364;mpfen, und dachte bißweilen, wann &#x017F;chon eine Feld&#x017F;chlacht<lb/>
am Rhein wa&#x0364;re vorgangen, daß es nicht a&#x0364;ng&#x017F;tlicher, hitziger, heff-<lb/>
tiger ha&#x0364;tte zugehen ko&#x0364;nnen, ich mußte warlich das gantz Himmel-<lb/>
reich aufmachen, und Po&#x017F;t auf Po&#x017F;t ab&#x017F;chicken um fri&#x017F;chen Suc-<lb/>
curs; da flog ein feuriger Seufftzer u&#x0364;ber den anderen aus, ja wann<lb/>
ich &#x017F;chon was Gutes la&#x017F;e, das mochte die Feinde nicht abhalten,<lb/>
daß die ho&#x0364;lli&#x017F;che Mu&#x0364;hmacher mit Schaaren-Weiß auf mich einge-<lb/>
drungen wa&#x0364;ren, ja es hagelte mit lauter Teufelen auf mich zu: HErr<lb/>
hilff, HErr erbarme! Der Glaubens-Funcke aber ließ mir nicht zu,<lb/>
beyzufu&#x0364;gen, dann ich verderbe. Mein JE&#x017F;us fragte mich: Glaub&#x017F;t du<lb/>
nun das, was du anderen geprediget, daß Su&#x0364;nd, Teufel, Tod<lb/>
und Welt unter meiner Herr&#x017F;chafft &#x017F;eyen, mir zun Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en liegen,<lb/>
und lauter nichts wider mich und mein Reich vermo&#x0364;gen? Da &#x017F;chrey<lb/>
ich in einander: O GOTT &#x017F;chenck Glauben, Glauben, Glauben:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[528/0624] Anhang Einer Begebenheit als ein Muſter deſſen was geſagt worden. NAchdem dieſes ausgeſchrieben, mußte der Author gleich die- ſes erfahren, woraus man ein kleines Muͤſterlein ſiehet. Die Sach iſt auf das Allerkuͤrtzeſte vermeldet; ſonſt wo al- les unſtaͤndlichſte beſchrieben werden ſollte, ſo kaͤme ein gantzer Tra- ctat heraus: Was der Koͤnig ausrichte, ſeine Officiers hohen und niedrigen Stands und gemeine Soldaten? Was die Waffen, Glauben, Hoffnung, Lieb, Gedult, Demuth, Gebett vermoͤgen? Was die ſtete Ordre, das abſolute Commando, das Kriegs-Recht und Diſciplin, was die Feldzuͤge, Fahnen, Proviſion und Muni- tion ſey? Was der ſieben Feinden ihre Weiß zu ſtreiten ſey? Wie der Koͤnig den Streit anordne, verſorge und unterſtuͤtze. Vor 8. Tagen war ich im Paradieß; die letzte Wochen aber giengs ſo ſtraub her, dann ich mußte mit Eſaus Hoͤlliſch-Grimmi- gen kaͤmpfen, und dachte bißweilen, wann ſchon eine Feldſchlacht am Rhein waͤre vorgangen, daß es nicht aͤngſtlicher, hitziger, heff- tiger haͤtte zugehen koͤnnen, ich mußte warlich das gantz Himmel- reich aufmachen, und Poſt auf Poſt abſchicken um friſchen Suc- curs; da flog ein feuriger Seufftzer uͤber den anderen aus, ja wann ich ſchon was Gutes laſe, das mochte die Feinde nicht abhalten, daß die hoͤlliſche Muͤhmacher mit Schaaren-Weiß auf mich einge- drungen waͤren, ja es hagelte mit lauter Teufelen auf mich zu: HErr hilff, HErr erbarme! Der Glaubens-Funcke aber ließ mir nicht zu, beyzufuͤgen, dann ich verderbe. Mein JEſus fragte mich: Glaubſt du nun das, was du anderen geprediget, daß Suͤnd, Teufel, Tod und Welt unter meiner Herrſchafft ſeyen, mir zun Fuͤſſen liegen, und lauter nichts wider mich und mein Reich vermoͤgen? Da ſchrey ich in einander: O GOTT ſchenck Glauben, Glauben, Glauben: Wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/624
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/624>, abgerufen am 22.11.2024.