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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gedancken von den Seelen-Aengsten.
bricht man den Halß: Wer sollte aus dem heiligen Bund mit JEsu
ausgehen, hinter den Mauren seiner Verbotten hervor kriechen, sich
aufs Teufels Grund und Boden begeben, unter die Höllen-Wölffe,
Löwen und Schlangen und anbey prätendiren ungebissen ohne durchs
Gebrüll erschreckt oder vergifftet davon zu kommen, als sey man völ-
lig privilegirt oder als sey der Teufel nicht mehr so starck und böse.

Wann
GOTT
ihnen sein
Gnaden-
Licht ent-
ziehet.

§. 31. (2.) So ist es die Methode der Göttlichen Weißheit, daß sie
je zuweilen ihr Gnaden-Licht, Krafft und Trost der glaubigen Seelen
entzieht, da dann die Sünd aufwacht, und die Ohnmacht der See-
len überhand nimmt, daß sie klagen muß, sie sey gantz unter die Sünd
verkaufft, wie Paulus Rom. 7. klaget. Mathes Weyer hat vieles
davon in seinem Büchlein. Da feyret freylich der Feind nicht, und
will alsdenn der armen Seelen alle vorige Gnaden zweiffelhafftig ma-
chen, und ihr also alles absprechen, welches horrible Aengsten erwecket.
Aber der getreue Heyland weiß auch dieses seinen Kindern zum besten
zu wenden. Davon hernach ein mehrers. Ein gleiches thut der Feind
bey sich ereignenden geistlichen Dürren, und bestürmet die Seelen,
aber vergebens. Denn der gütige Heyland vergisset nicht deß in sei-
nem Wort verheissenen Trostes. Jes. XLI. 17. und C. LXI. 3.

Wie listig
es Satan
angreiffet.

§. 32. Hats die verführische Schlang so listig gewußt herum zu dre-
hen und GOttes Liebes-Treue im Paradieß unsern ersten Eltern ver-
dächtig zu machen aus Anlaß einer verbottenen Frucht, wie vielmehr
darff sich der hoffärtige Teufel einbilden gewonnen Spiel zu haben bey
einem sündhafften Menschen dem das Gnaden-Paradieß samt allem
vormahligen Genuß seiner Gütern verschlossen zu seyn scheinet; ists
doch dem Seelen-Feind so offt gelungen mit den Jsraeliten, so offt
sie nur der geringste Mangel in der Wüsten betroffen, daß sie wider
GOttes heilige und weise Führungen gemurret, seine Majestät allzu-
hart angetastet und sich dardurch ins Verderben gestürtzet haben. Er
machts eben wie die Menschen Dieben, wann Eltern ihre Kinder recht
ziehen, von aller Lust entwöhnen, den Willen brechen, zur Arbeit
und Gedult halten und auf mancherley Weise ihre kindliche Liebe,
Hertzens-Treue und freywilligen Gehorsam auf die scharffe Prob se-
tzen; so machen sich diese Bösewichter herbey, erwischen diese Gele-
genheit ihnen alle Sorgfalt und Wohlmeynenheit der Eltern verdäch-
tig zu machen, biß die thorechte Kinder ihren Willen drein geben, der
Eltern Aufsicht zu verlassen und den verfluchten Verführern zu folgen.
Ach daß dem Satan doch nicht so mancher Streich an Unvorsichtigen

angien-

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
bricht man den Halß: Wer ſollte aus dem heiligen Bund mit JEſu
ausgehen, hinter den Mauren ſeiner Verbotten hervor kriechen, ſich
aufs Teufels Grund und Boden begeben, unter die Hoͤllen-Woͤlffe,
Loͤwen und Schlangen und anbey praͤtendiren ungebiſſen ohne durchs
Gebruͤll erſchreckt oder vergifftet davon zu kommen, als ſey man voͤl-
lig privilegirt oder als ſey der Teufel nicht mehr ſo ſtarck und boͤſe.

Wann
GOTT
ihnen ſein
Gnaden-
Licht ent-
ziehet.

§. 31. (2.) So iſt es die Methode der Goͤttlichen Weißheit, daß ſie
je zuweilen ihr Gnaden-Licht, Krafft und Troſt der glaubigen Seelen
entzieht, da dann die Suͤnd aufwacht, und die Ohnmacht der See-
len uͤberhand nimmt, daß ſie klagen muß, ſie ſey gantz unter die Suͤnd
verkaufft, wie Paulus Rom. 7. klaget. Mathes Weyer hat vieles
davon in ſeinem Buͤchlein. Da feyret freylich der Feind nicht, und
will alsdenn der armen Seelen alle vorige Gnaden zweiffelhafftig ma-
chen, und ihr alſo alles abſprechen, welches horrible Aengſten erwecket.
Aber der getreue Heyland weiß auch dieſes ſeinen Kindern zum beſten
zu wenden. Davon hernach ein mehrers. Ein gleiches thut der Feind
bey ſich ereignenden geiſtlichen Duͤrren, und beſtuͤrmet die Seelen,
aber vergebens. Denn der guͤtige Heyland vergiſſet nicht deß in ſei-
nem Wort verheiſſenen Troſtes. Jeſ. XLI. 17. und C. LXI. 3.

Wie liſtig
es Satan
angreiffet.

§. 32. Hats die verfuͤhriſche Schlang ſo liſtig gewußt herum zu dre-
hen und GOttes Liebes-Treue im Paradieß unſern erſten Eltern ver-
daͤchtig zu machen aus Anlaß einer verbottenen Frucht, wie vielmehr
darff ſich der hoffaͤrtige Teufel einbilden gewonnen Spiel zu haben bey
einem ſuͤndhafften Menſchen dem das Gnaden-Paradieß ſamt allem
vormahligen Genuß ſeiner Guͤtern verſchloſſen zu ſeyn ſcheinet; iſts
doch dem Seelen-Feind ſo offt gelungen mit den Jſraeliten, ſo offt
ſie nur der geringſte Mangel in der Wuͤſten betroffen, daß ſie wider
GOttes heilige und weiſe Fuͤhrungen gemurret, ſeine Majeſtaͤt allzu-
hart angetaſtet und ſich dardurch ins Verderben geſtuͤrtzet haben. Er
machts eben wie die Menſchen Dieben, wann Eltern ihre Kinder recht
ziehen, von aller Luſt entwoͤhnen, den Willen brechen, zur Arbeit
und Gedult halten und auf mancherley Weiſe ihre kindliche Liebe,
Hertzens-Treue und freywilligen Gehorſam auf die ſcharffe Prob ſe-
tzen; ſo machen ſich dieſe Boͤſewichter herbey, erwiſchen dieſe Gele-
genheit ihnen alle Sorgfalt und Wohlmeynenheit der Eltern verdaͤch-
tig zu machen, biß die thorechte Kinder ihren Willen drein geben, der
Eltern Aufſicht zu verlaſſen und den verfluchten Verfuͤhrern zu folgen.
Ach daß dem Satan doch nicht ſo mancher Streich an Unvorſichtigen

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[502/0598] Gedancken von den Seelen-Aengſten. bricht man den Halß: Wer ſollte aus dem heiligen Bund mit JEſu ausgehen, hinter den Mauren ſeiner Verbotten hervor kriechen, ſich aufs Teufels Grund und Boden begeben, unter die Hoͤllen-Woͤlffe, Loͤwen und Schlangen und anbey praͤtendiren ungebiſſen ohne durchs Gebruͤll erſchreckt oder vergifftet davon zu kommen, als ſey man voͤl- lig privilegirt oder als ſey der Teufel nicht mehr ſo ſtarck und boͤſe. §. 31. (2.) So iſt es die Methode der Goͤttlichen Weißheit, daß ſie je zuweilen ihr Gnaden-Licht, Krafft und Troſt der glaubigen Seelen entzieht, da dann die Suͤnd aufwacht, und die Ohnmacht der See- len uͤberhand nimmt, daß ſie klagen muß, ſie ſey gantz unter die Suͤnd verkaufft, wie Paulus Rom. 7. klaget. Mathes Weyer hat vieles davon in ſeinem Buͤchlein. Da feyret freylich der Feind nicht, und will alsdenn der armen Seelen alle vorige Gnaden zweiffelhafftig ma- chen, und ihr alſo alles abſprechen, welches horrible Aengſten erwecket. Aber der getreue Heyland weiß auch dieſes ſeinen Kindern zum beſten zu wenden. Davon hernach ein mehrers. Ein gleiches thut der Feind bey ſich ereignenden geiſtlichen Duͤrren, und beſtuͤrmet die Seelen, aber vergebens. Denn der guͤtige Heyland vergiſſet nicht deß in ſei- nem Wort verheiſſenen Troſtes. Jeſ. XLI. 17. und C. LXI. 3. §. 32. Hats die verfuͤhriſche Schlang ſo liſtig gewußt herum zu dre- hen und GOttes Liebes-Treue im Paradieß unſern erſten Eltern ver- daͤchtig zu machen aus Anlaß einer verbottenen Frucht, wie vielmehr darff ſich der hoffaͤrtige Teufel einbilden gewonnen Spiel zu haben bey einem ſuͤndhafften Menſchen dem das Gnaden-Paradieß ſamt allem vormahligen Genuß ſeiner Guͤtern verſchloſſen zu ſeyn ſcheinet; iſts doch dem Seelen-Feind ſo offt gelungen mit den Jſraeliten, ſo offt ſie nur der geringſte Mangel in der Wuͤſten betroffen, daß ſie wider GOttes heilige und weiſe Fuͤhrungen gemurret, ſeine Majeſtaͤt allzu- hart angetaſtet und ſich dardurch ins Verderben geſtuͤrtzet haben. Er machts eben wie die Menſchen Dieben, wann Eltern ihre Kinder recht ziehen, von aller Luſt entwoͤhnen, den Willen brechen, zur Arbeit und Gedult halten und auf mancherley Weiſe ihre kindliche Liebe, Hertzens-Treue und freywilligen Gehorſam auf die ſcharffe Prob ſe- tzen; ſo machen ſich dieſe Boͤſewichter herbey, erwiſchen dieſe Gele- genheit ihnen alle Sorgfalt und Wohlmeynenheit der Eltern verdaͤch- tig zu machen, biß die thorechte Kinder ihren Willen drein geben, der Eltern Aufſicht zu verlaſſen und den verfluchten Verfuͤhrern zu folgen. Ach daß dem Satan doch nicht ſo mancher Streich an Unvorſichtigen angien-

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/598>, abgerufen am 25.11.2024.