Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
so nimmet
GOTT ei-
nem diese
Last ab,

§. 16. Antwort. Ach du liebe Seel! es ist jetzt eine betrübte Zeit,
da es denen Leuthen übel gehet, und Sünd und Teufel wissen, daß
sie wenig Zeit mehr haben, darum stifften sie viel Böses auf Erden
an, und machen denen Leuthen, die ins Himmelreich wollen, gar
bang, daß sie wohl müßten verschmachten für Forcht, und für War-
ten der Dingen, die über sie kommen sollen, wann GOtt nicht die
Tage der Trübsal verkürtzte; Dann wann es dich daucht, du müssest
vor Bekümmernuß und Beklemmungen im Hertzen ersticken, so kommt
GOtt und läßt dich fühlen einen Blick der Gnaden, so kommt der
Angst-volle JEsus am Oel-Berg dir erworben; dann GOtt hat die
Schätze der unendlichen Verdiensten Christi in seinem Gewalt, und
theilet sie aus, wem, wie, und wann Er will; dessen must du dich ge-
trösten, und dir das gar nicht lassen ausreden, daß dich GOtt lieb
habe; dann Er ist nicht wie ein Mensch, der lieber bey Frölichen als
bey Traurigen und Elenden ist; GOtt hat noch keine Betrübte weg-
geworffen, darum weilen er sich gekräncket hat über seine Sünden;
dann es seynd keine Leut auf Erden, an denen der gnädige GOtt
grösseren Lust habe, weilen Er wohl weißt, daß Er nirgends so will-
komm ist mit dem blutigen Schweiß seines eingeliebten Sohns am
Oelberg, und dessen Heyls-vollen Kräfften, als bey so Angst-vollen Her-
tzen, wie du eins bist. Das solt du hiemit für ein und allemahl wis-
sen und behalten; daß GOtt deinen Sünden feind sey, und sie durch
aus vertilgen wolle, wie du ihnen auch feind bist, und GOtt offt ge-
betten hast, daß Er dich davon reinige; aber dir sehr hold und ge-
neigt. Darum freue dich heimlich, dann jetzund ist deine seelige
Stunde kommen, da dich GOtt in einer Nacht, die du mit Win-
seln und Jammeren, wegen deiner Unreinigkeit verzehrest, weiter
bringet, als du durch Eigenwürcken in vielen Jahren nicht hättest
kommen können, dann amarum sanat, bitteres heilet.

wo man
anderst
auf die
Zucht des
Geistes
achtet.

§. 17. Halte nur still, und mercke genau auf die Zucht und
Straff des Heiligen Geistes! dann wann dich GOtt hassete, so wür-
de Er dir die Sünd und Welt nicht so bitter machen; GOtt ist
den betrübten Sünderen nicht feind, sonderen in der massen hold
und günstig, sonst wäre Christus wohl im Himmel geblieben, und
hät sich deines Elends nicht so hart und hefftig angenommen, daß Er
auch Blut darüber geschwitzet; nur fein still und gelassen in GOttes
Gütigkeit, du bist sein Zion.

§. 18.
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
ſo nimmet
GOTT ei-
nem dieſe
Laſt ab,

§. 16. Antwort. Ach du liebe Seel! es iſt jetzt eine betruͤbte Zeit,
da es denen Leuthen uͤbel gehet, und Suͤnd und Teufel wiſſen, daß
ſie wenig Zeit mehr haben, darum ſtifften ſie viel Boͤſes auf Erden
an, und machen denen Leuthen, die ins Himmelreich wollen, gar
bang, daß ſie wohl muͤßten verſchmachten fuͤr Forcht, und fuͤr War-
ten der Dingen, die uͤber ſie kommen ſollen, wann GOtt nicht die
Tage der Truͤbſal verkuͤrtzte; Dann wann es dich daucht, du muͤſſeſt
vor Bekuͤmmernuß und Beklemmungen im Hertzen erſticken, ſo kommt
GOtt und laͤßt dich fuͤhlen einen Blick der Gnaden, ſo kommt der
Angſt-volle JEſus am Oel-Berg dir erworben; dann GOtt hat die
Schaͤtze der unendlichen Verdienſten Chriſti in ſeinem Gewalt, und
theilet ſie aus, wem, wie, und wann Er will; deſſen muſt du dich ge-
troͤſten, und dir das gar nicht laſſen ausreden, daß dich GOtt lieb
habe; dann Er iſt nicht wie ein Menſch, der lieber bey Froͤlichen als
bey Traurigen und Elenden iſt; GOtt hat noch keine Betruͤbte weg-
geworffen, darum weilen er ſich gekraͤncket hat uͤber ſeine Suͤnden;
dann es ſeynd keine Leut auf Erden, an denen der gnaͤdige GOtt
groͤſſeren Luſt habe, weilen Er wohl weißt, daß Er nirgends ſo will-
komm iſt mit dem blutigen Schweiß ſeines eingeliebten Sohns am
Oelberg, und deſſen Heyls-vollen Kraͤfften, als bey ſo Angſt-vollen Her-
tzen, wie du eins biſt. Das ſolt du hiemit fuͤr ein und allemahl wiſ-
ſen und behalten; daß GOtt deinen Suͤnden feind ſey, und ſie durch
aus vertilgen wolle, wie du ihnen auch feind biſt, und GOtt offt ge-
betten haſt, daß Er dich davon reinige; aber dir ſehr hold und ge-
neigt. Darum freue dich heimlich, dann jetzund iſt deine ſeelige
Stunde kommen, da dich GOtt in einer Nacht, die du mit Win-
ſeln und Jammeren, wegen deiner Unreinigkeit verzehreſt, weiter
bringet, als du durch Eigenwuͤrcken in vielen Jahren nicht haͤtteſt
kommen koͤnnen, dann amarum ſanat, bitteres heilet.

wo man
anderſt
auf die
Zucht des
Geiſtes
achtet.

§. 17. Halte nur ſtill, und mercke genau auf die Zucht und
Straff des Heiligen Geiſtes! dann wann dich GOtt haſſete, ſo wuͤr-
de Er dir die Suͤnd und Welt nicht ſo bitter machen; GOtt iſt
den betruͤbten Suͤnderen nicht feind, ſonderen in der maſſen hold
und guͤnſtig, ſonſt waͤre Chriſtus wohl im Himmel geblieben, und
haͤt ſich deines Elends nicht ſo hart und hefftig angenommen, daß Er
auch Blut daruͤber geſchwitzet; nur fein ſtill und gelaſſen in GOttes
Guͤtigkeit, du biſt ſein Zion.

§. 18.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0560" n="464"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die unter der Kelter des Zorns GOttes</hi> </fw><lb/>
          <note place="left">&#x017F;o nimmet<lb/>
GOTT ei-<lb/>
nem die&#x017F;e<lb/>
La&#x017F;t ab,</note>
          <p>§. 16. <hi rendition="#fr">Antwort.</hi> Ach du liebe Seel! es i&#x017F;t jetzt eine betru&#x0364;bte Zeit,<lb/>
da es denen Leuthen u&#x0364;bel gehet, und Su&#x0364;nd und Teufel wi&#x017F;&#x017F;en, daß<lb/>
&#x017F;ie wenig Zeit mehr haben, darum &#x017F;tifften &#x017F;ie viel Bo&#x0364;&#x017F;es auf Erden<lb/>
an, und machen denen Leuthen, die ins Himmelreich wollen, gar<lb/>
bang, daß &#x017F;ie wohl mu&#x0364;ßten ver&#x017F;chmachten fu&#x0364;r Forcht, und fu&#x0364;r War-<lb/>
ten der Dingen, die u&#x0364;ber &#x017F;ie kommen &#x017F;ollen, wann GOtt nicht die<lb/>
Tage der Tru&#x0364;b&#x017F;al verku&#x0364;rtzte; Dann wann es dich daucht, du mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t<lb/>
vor Beku&#x0364;mmernuß und Beklemmungen im Hertzen er&#x017F;ticken, &#x017F;o kommt<lb/>
GOtt und la&#x0364;ßt dich fu&#x0364;hlen einen Blick der Gnaden, &#x017F;o kommt der<lb/>
Ang&#x017F;t-volle JE&#x017F;us am Oel-Berg dir erworben; dann GOtt hat die<lb/>
Scha&#x0364;tze der unendlichen Verdien&#x017F;ten Chri&#x017F;ti in &#x017F;einem Gewalt, und<lb/>
theilet &#x017F;ie aus, wem, wie, und wann Er will; de&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;t du dich ge-<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;ten, und dir das gar nicht la&#x017F;&#x017F;en ausreden, daß dich GOtt lieb<lb/>
habe; dann Er i&#x017F;t nicht wie ein Men&#x017F;ch, der lieber bey Fro&#x0364;lichen als<lb/>
bey Traurigen und Elenden i&#x017F;t; GOtt hat noch keine Betru&#x0364;bte weg-<lb/>
geworffen, darum weilen er &#x017F;ich gekra&#x0364;ncket hat u&#x0364;ber &#x017F;eine Su&#x0364;nden;<lb/>
dann es &#x017F;eynd keine Leut auf Erden, an denen der gna&#x0364;dige GOtt<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren Lu&#x017F;t habe, weilen Er wohl weißt, daß Er nirgends &#x017F;o will-<lb/>
komm i&#x017F;t mit dem blutigen Schweiß &#x017F;eines eingeliebten Sohns am<lb/>
Oelberg, und de&#x017F;&#x017F;en Heyls-vollen Kra&#x0364;fften, als bey &#x017F;o Ang&#x017F;t-vollen Her-<lb/>
tzen, wie du eins bi&#x017F;t. Das &#x017F;olt du hiemit fu&#x0364;r ein und allemahl wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en und behalten; daß GOtt deinen Su&#x0364;nden feind &#x017F;ey, und &#x017F;ie durch<lb/>
aus vertilgen wolle, wie du ihnen auch feind bi&#x017F;t, und GOtt offt ge-<lb/>
betten ha&#x017F;t, daß Er dich davon reinige; aber dir &#x017F;ehr hold und ge-<lb/>
neigt. Darum freue dich heimlich, dann jetzund i&#x017F;t deine &#x017F;eelige<lb/>
Stunde kommen, da dich GOtt in einer Nacht, die du mit Win-<lb/>
&#x017F;eln und Jammeren, wegen deiner Unreinigkeit verzehre&#x017F;t, weiter<lb/>
bringet, als du durch Eigenwu&#x0364;rcken in vielen Jahren nicht ha&#x0364;tte&#x017F;t<lb/>
kommen ko&#x0364;nnen, dann <hi rendition="#aq">amarum &#x017F;anat,</hi> bitteres heilet.</p><lb/>
          <note place="left">wo man<lb/>
ander&#x017F;t<lb/>
auf die<lb/>
Zucht des<lb/>
Gei&#x017F;tes<lb/>
achtet.</note>
          <p>§. 17. Halte nur &#x017F;till, und mercke genau auf die Zucht und<lb/>
Straff des Heiligen Gei&#x017F;tes! dann wann dich GOtt ha&#x017F;&#x017F;ete, &#x017F;o wu&#x0364;r-<lb/>
de Er dir die Su&#x0364;nd und Welt nicht &#x017F;o bitter machen; GOtt i&#x017F;t<lb/>
den betru&#x0364;bten Su&#x0364;nderen nicht feind, &#x017F;onderen in der ma&#x017F;&#x017F;en hold<lb/>
und gu&#x0364;n&#x017F;tig, &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re Chri&#x017F;tus wohl im Himmel geblieben, und<lb/>
ha&#x0364;t &#x017F;ich deines Elends nicht &#x017F;o hart und hefftig angenommen, daß Er<lb/>
auch Blut daru&#x0364;ber ge&#x017F;chwitzet; nur fein &#x017F;till und gela&#x017F;&#x017F;en in GOttes<lb/>
Gu&#x0364;tigkeit, du bi&#x017F;t &#x017F;ein Zion.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#i">§.</hi> 18.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[464/0560] Die unter der Kelter des Zorns GOttes §. 16. Antwort. Ach du liebe Seel! es iſt jetzt eine betruͤbte Zeit, da es denen Leuthen uͤbel gehet, und Suͤnd und Teufel wiſſen, daß ſie wenig Zeit mehr haben, darum ſtifften ſie viel Boͤſes auf Erden an, und machen denen Leuthen, die ins Himmelreich wollen, gar bang, daß ſie wohl muͤßten verſchmachten fuͤr Forcht, und fuͤr War- ten der Dingen, die uͤber ſie kommen ſollen, wann GOtt nicht die Tage der Truͤbſal verkuͤrtzte; Dann wann es dich daucht, du muͤſſeſt vor Bekuͤmmernuß und Beklemmungen im Hertzen erſticken, ſo kommt GOtt und laͤßt dich fuͤhlen einen Blick der Gnaden, ſo kommt der Angſt-volle JEſus am Oel-Berg dir erworben; dann GOtt hat die Schaͤtze der unendlichen Verdienſten Chriſti in ſeinem Gewalt, und theilet ſie aus, wem, wie, und wann Er will; deſſen muſt du dich ge- troͤſten, und dir das gar nicht laſſen ausreden, daß dich GOtt lieb habe; dann Er iſt nicht wie ein Menſch, der lieber bey Froͤlichen als bey Traurigen und Elenden iſt; GOtt hat noch keine Betruͤbte weg- geworffen, darum weilen er ſich gekraͤncket hat uͤber ſeine Suͤnden; dann es ſeynd keine Leut auf Erden, an denen der gnaͤdige GOtt groͤſſeren Luſt habe, weilen Er wohl weißt, daß Er nirgends ſo will- komm iſt mit dem blutigen Schweiß ſeines eingeliebten Sohns am Oelberg, und deſſen Heyls-vollen Kraͤfften, als bey ſo Angſt-vollen Her- tzen, wie du eins biſt. Das ſolt du hiemit fuͤr ein und allemahl wiſ- ſen und behalten; daß GOtt deinen Suͤnden feind ſey, und ſie durch aus vertilgen wolle, wie du ihnen auch feind biſt, und GOtt offt ge- betten haſt, daß Er dich davon reinige; aber dir ſehr hold und ge- neigt. Darum freue dich heimlich, dann jetzund iſt deine ſeelige Stunde kommen, da dich GOtt in einer Nacht, die du mit Win- ſeln und Jammeren, wegen deiner Unreinigkeit verzehreſt, weiter bringet, als du durch Eigenwuͤrcken in vielen Jahren nicht haͤtteſt kommen koͤnnen, dann amarum ſanat, bitteres heilet. §. 17. Halte nur ſtill, und mercke genau auf die Zucht und Straff des Heiligen Geiſtes! dann wann dich GOtt haſſete, ſo wuͤr- de Er dir die Suͤnd und Welt nicht ſo bitter machen; GOtt iſt den betruͤbten Suͤnderen nicht feind, ſonderen in der maſſen hold und guͤnſtig, ſonſt waͤre Chriſtus wohl im Himmel geblieben, und haͤt ſich deines Elends nicht ſo hart und hefftig angenommen, daß Er auch Blut daruͤber geſchwitzet; nur fein ſtill und gelaſſen in GOttes Guͤtigkeit, du biſt ſein Zion. §. 18.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/560
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/560>, abgerufen am 26.06.2024.