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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
Hagel der von unseren Sünden verursachten erschröcklichen Straf-
fen, und Göttlichen strengen Urtheilen also gar hast lassen zerquet-
schen. Und wie viele zertretten noch diese schöne Himmels-Rose,
aber wehe ihnen! Dann sie hat scharffe Dorn, so manchem das Hertz
mit ewiger Reue, Qual und Angst durchstechen werden; O wer
wird bestehen vor dem Zorn des Lamms, es ist nicht gut JESUM
antasten und sich an GOTT vergreiffen.

Vermah-
nung zu
JEsu zu
gehen,

§. 4. Vielmehr lasset uns mit wehmüthiger Seel über das Ver-
gangene zu JEsu hingehen, seine Gnad desto reichlicher zu empfahen:
Man gehet Morgens früh in die Gärten wohlriechende Blumen ab-
zubrechen, wie seelig wären wir, wann wir immer also mit Glau-
ben und Freymüthigkeit uns nahe zu dieser rothen bluttrieffenden Ro-
sen von Saron hielten, die mehr Gutes, Wohlthaten und geistliche
ewig währende Schönheit hat als Blätter an allen Blumen sind;
wie ruhig und wohl wäre es uns, wann dieses unsere erste und letzte
Gedancken wären! Wie gut hättens Jünglinge und Jungfrauen,
wann sie in der frischen Morgenstund ihres blühenden Alters sich zu
JEsu gewöhnten und lernten, sich an ihme eintzig belustigen, das
wäre je ein höchst erwünschter Theil, dessen sie sich alle die übrige Zeit
ihres Lebens zu erfreuen hätten! Wie rein, unsträfflich, Licht- und
Freuden-reich, wie voller himmlischer Segen, Heyl und ewigem Le-
ben wäre doch ihr Wandel und Umgang und gantzer Lebens-Weg!
O ja thuts doch ihr jungen Leute, ehe eure Leibs- und Seelen-Kräff-
te verwelcken! Allweil der Garten des Himmelreichs euch noch offen
stehet, so suchet JEsum von gantzem eurem Hertzen, leget ihn mit
aller seiner Lehre, Krafft und Licht, zu behalten in euer Hertz: auf
daß ihr nicht wider ihn sündiget, freuet euch über ihn, schauet auf
seine Fußstapffen, und vergesset seine Liebe nimmermehr.

dann er
nimmt je-
dermann
an, und ist
für jeder-
mann.

§. 5. Sagst du, ja ich habe wohl viel gutes und herrliches gehört
von JESU rühmen, allein ich halte, es seye gar über die massen
schwer darzu zu gelangen, daß man diesen unvergleichlichen Schatz
in sich habe, einmahl mir wird er nicht werden.

Antwort: Es ist eine Blume auf dem Feld, die für jedermann
ist; Er ist offentlich vor aller Welt am Stock des Creutzes gehan-
gen, und Joseph von Arimathia bekame ihn, da er ihn von Pilato
begehrte, und wie freundlich neiget er nicht sein verdörntes Haupt
gegen dir o Sünder! eine Rose vergönnt dir ihren Geruch nicht,

ist

Der geiſtliche Fruͤhling.
Hagel der von unſeren Suͤnden verurſachten erſchroͤcklichen Straf-
fen, und Goͤttlichen ſtrengen Urtheilen alſo gar haſt laſſen zerquet-
ſchen. Und wie viele zertretten noch dieſe ſchoͤne Himmels-Roſe,
aber wehe ihnen! Dann ſie hat ſcharffe Dorn, ſo manchem das Hertz
mit ewiger Reue, Qual und Angſt durchſtechen werden; O wer
wird beſtehen vor dem Zorn des Lamms, es iſt nicht gut JESUM
antaſten und ſich an GOTT vergreiffen.

Vermah-
nung zu
JEſu zu
gehen,

§. 4. Vielmehr laſſet uns mit wehmuͤthiger Seel uͤber das Ver-
gangene zu JEſu hingehen, ſeine Gnad deſto reichlicher zu empfahen:
Man gehet Morgens fruͤh in die Gaͤrten wohlriechende Blumen ab-
zubrechen, wie ſeelig waͤren wir, wann wir immer alſo mit Glau-
ben und Freymuͤthigkeit uns nahe zu dieſer rothen bluttrieffenden Ro-
ſen von Saron hielten, die mehr Gutes, Wohlthaten und geiſtliche
ewig waͤhrende Schoͤnheit hat als Blaͤtter an allen Blumen ſind;
wie ruhig und wohl waͤre es uns, wann dieſes unſere erſte und letzte
Gedancken waͤren! Wie gut haͤttens Juͤnglinge und Jungfrauen,
wann ſie in der friſchen Morgenſtund ihres bluͤhenden Alters ſich zu
JEſu gewoͤhnten und lernten, ſich an ihme eintzig beluſtigen, das
waͤre je ein hoͤchſt erwuͤnſchter Theil, deſſen ſie ſich alle die uͤbrige Zeit
ihres Lebens zu erfreuen haͤtten! Wie rein, unſtraͤfflich, Licht- und
Freuden-reich, wie voller himmliſcher Segen, Heyl und ewigem Le-
ben waͤre doch ihr Wandel und Umgang und gantzer Lebens-Weg!
O ja thuts doch ihr jungen Leute, ehe eure Leibs- und Seelen-Kraͤff-
te verwelcken! Allweil der Garten des Himmelreichs euch noch offen
ſtehet, ſo ſuchet JEſum von gantzem eurem Hertzen, leget ihn mit
aller ſeiner Lehre, Krafft und Licht, zu behalten in euer Hertz: auf
daß ihr nicht wider ihn ſuͤndiget, freuet euch uͤber ihn, ſchauet auf
ſeine Fußſtapffen, und vergeſſet ſeine Liebe nimmermehr.

dann er
nimmt je-
dermann
an, und iſt
fuͤr jeder-
mann.

§. 5. Sagſt du, ja ich habe wohl viel gutes und herrliches gehoͤrt
von JESU ruͤhmen, allein ich halte, es ſeye gar uͤber die maſſen
ſchwer darzu zu gelangen, daß man dieſen unvergleichlichen Schatz
in ſich habe, einmahl mir wird er nicht werden.

Antwort: Es iſt eine Blume auf dem Feld, die fuͤr jedermann
iſt; Er iſt offentlich vor aller Welt am Stock des Creutzes gehan-
gen, und Joſeph von Arimathia bekame ihn, da er ihn von Pilato
begehrte, und wie freundlich neiget er nicht ſein verdoͤrntes Haupt
gegen dir o Suͤnder! eine Roſe vergoͤnnt dir ihren Geruch nicht,

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[344/0440] Der geiſtliche Fruͤhling. Hagel der von unſeren Suͤnden verurſachten erſchroͤcklichen Straf- fen, und Goͤttlichen ſtrengen Urtheilen alſo gar haſt laſſen zerquet- ſchen. Und wie viele zertretten noch dieſe ſchoͤne Himmels-Roſe, aber wehe ihnen! Dann ſie hat ſcharffe Dorn, ſo manchem das Hertz mit ewiger Reue, Qual und Angſt durchſtechen werden; O wer wird beſtehen vor dem Zorn des Lamms, es iſt nicht gut JESUM antaſten und ſich an GOTT vergreiffen. §. 4. Vielmehr laſſet uns mit wehmuͤthiger Seel uͤber das Ver- gangene zu JEſu hingehen, ſeine Gnad deſto reichlicher zu empfahen: Man gehet Morgens fruͤh in die Gaͤrten wohlriechende Blumen ab- zubrechen, wie ſeelig waͤren wir, wann wir immer alſo mit Glau- ben und Freymuͤthigkeit uns nahe zu dieſer rothen bluttrieffenden Ro- ſen von Saron hielten, die mehr Gutes, Wohlthaten und geiſtliche ewig waͤhrende Schoͤnheit hat als Blaͤtter an allen Blumen ſind; wie ruhig und wohl waͤre es uns, wann dieſes unſere erſte und letzte Gedancken waͤren! Wie gut haͤttens Juͤnglinge und Jungfrauen, wann ſie in der friſchen Morgenſtund ihres bluͤhenden Alters ſich zu JEſu gewoͤhnten und lernten, ſich an ihme eintzig beluſtigen, das waͤre je ein hoͤchſt erwuͤnſchter Theil, deſſen ſie ſich alle die uͤbrige Zeit ihres Lebens zu erfreuen haͤtten! Wie rein, unſtraͤfflich, Licht- und Freuden-reich, wie voller himmliſcher Segen, Heyl und ewigem Le- ben waͤre doch ihr Wandel und Umgang und gantzer Lebens-Weg! O ja thuts doch ihr jungen Leute, ehe eure Leibs- und Seelen-Kraͤff- te verwelcken! Allweil der Garten des Himmelreichs euch noch offen ſtehet, ſo ſuchet JEſum von gantzem eurem Hertzen, leget ihn mit aller ſeiner Lehre, Krafft und Licht, zu behalten in euer Hertz: auf daß ihr nicht wider ihn ſuͤndiget, freuet euch uͤber ihn, ſchauet auf ſeine Fußſtapffen, und vergeſſet ſeine Liebe nimmermehr. §. 5. Sagſt du, ja ich habe wohl viel gutes und herrliches gehoͤrt von JESU ruͤhmen, allein ich halte, es ſeye gar uͤber die maſſen ſchwer darzu zu gelangen, daß man dieſen unvergleichlichen Schatz in ſich habe, einmahl mir wird er nicht werden. Antwort: Es iſt eine Blume auf dem Feld, die fuͤr jedermann iſt; Er iſt offentlich vor aller Welt am Stock des Creutzes gehan- gen, und Joſeph von Arimathia bekame ihn, da er ihn von Pilato begehrte, und wie freundlich neiget er nicht ſein verdoͤrntes Haupt gegen dir o Suͤnder! eine Roſe vergoͤnnt dir ihren Geruch nicht, iſt

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/440>, abgerufen am 22.11.2024.