ist nicht neidisch, behalt nichts vor sich, gibt sich allen Menschen gantz, ohngeacht sie Geruch und Farb dabey verliert; Vielweniger wird sich JEsus einer einigen begierigen Seel entziehen, alldieweil er denen Verdorbenen zum Labsal und Erquickung geschenckt ist von GOTT; Zu dem hat er einen unendlichen Ausflus der Göttlichen Fülle, und gehet ihm nichts ab, obschon viele Millionen ewig dran riechen, En- gel und Menschen, im Himmel und auf Erden. Und wie er gegen uns gesinnet seye, hat er gnugsamlich offenbahret in denen seligen Jahren da er unter uns Menschen wandelte; Keinem geängsteten Gewissen verhielte er die Schönheit seiner Gerechtigkeit, er verga- be ihnen ihre Sünden a, keine Stund oder Ort ware ihm ungelegen zum Werck der Erlösung, selbiges an denen verschmachten Seelen auszuführen und welcher Mensch nicht gar zur Sau worden ware, und die Seel voll Koth hatte, der empfand den himmlischen Geruch seines Evangelii; Also ist JEsus noch immer willig die Krafft sei- nes Leydens mitzutheilen allen, die gern der Sünd und Welt wolten absterben, und in JEsu Geweinschafft leben b: nichts hindert dich, der Zaun ist weg c.
§. 6. Sagst du, wie soll ich ihm thun, daß ich JESUM be-Man solle die Rose JEsum in ein reines Hertz se- tzen. halte?
Antwort: Stelle diese seligendeste Blume ein in dein Hertz als in ein ledig, sauber und rein Geschirr.
Sagst du mein Gefäß ist voll Unflaths?
Antwort: Ubergib deine Seel und Geist stäts GOTT, er kan und wirds säuberen mit den Gnaden-Wasseren des Heil. Geistes, je mehr du von GOTT erbittest, je tüchtiger wirst du JEsum zu empfahen und zu behalten: Der Brunn laufft noch alle Unreinigkeit abzuwä- schen und auszufegen d. Klage also nicht lang über deine sündliche Verdorbenheit, sonderen vielmehr über deine Faulheit zum Brun- nen Jsrael zu gehen.
Sagst du? Ach es gehet mir wie jungen Kinderlein, die unvor-Sich durch das Ste- chen der Dörnen nicht las- sen abwen- dig ma- chen. sichtig zu greiffen, und von den Dornen gestochen werden und schreyen: Wann ich meyne, jetz woll ich anfahen recht zu leben ohne Sünd nach dem allerheiligsten Willen GOttes, und damit es mir gelinge so wolle ich JEsum im Glauben eben dazu empfangen, auf daß wann
ich
aJoh. II. 2.
bCol. I. 6.
cEph. II. 14.
dZach. XIII.
X x
Der geiſtliche Fruͤhling.
iſt nicht neidiſch, behalt nichts vor ſich, gibt ſich allen Menſchen gantz, ohngeacht ſie Geruch und Farb dabey verliert; Vielweniger wird ſich JEſus einer einigen begierigen Seel entziehen, alldieweil er denen Verdorbenen zum Labſal und Erquickung geſchenckt iſt von GOTT; Zu dem hat er einen unendlichen Ausflus der Goͤttlichen Fuͤlle, und gehet ihm nichts ab, obſchon viele Millionen ewig dran riechen, En- gel und Menſchen, im Himmel und auf Erden. Und wie er gegen uns geſinnet ſeye, hat er gnugſamlich offenbahret in denen ſeligen Jahren da er unter uns Menſchen wandelte; Keinem geaͤngſteten Gewiſſen verhielte er die Schoͤnheit ſeiner Gerechtigkeit, er verga- be ihnen ihre Suͤnden a, keine Stund oder Ort ware ihm ungelegen zum Werck der Erloͤſung, ſelbiges an denen verſchmachten Seelen auszufuͤhren und welcher Menſch nicht gar zur Sau worden ware, und die Seel voll Koth hatte, der empfand den himmliſchen Geruch ſeines Evangelii; Alſo iſt JEſus noch immer willig die Krafft ſei- nes Leydens mitzutheilen allen, die gern der Suͤnd und Welt wolten abſterben, und in JEſu Geweinſchafft leben b: nichts hindert dich, der Zaun iſt weg c.
§. 6. Sagſt du, wie ſoll ich ihm thun, daß ich JESUM be-Man ſolle die Roſe JEſum in ein reines Hertz ſe- tzen. halte?
Antwort: Stelle dieſe ſeligendeſte Blume ein in dein Hertz als in ein ledig, ſauber und rein Geſchirr.
Sagſt du mein Gefaͤß iſt voll Unflaths?
Antwort: Ubergib deine Seel und Geiſt ſtaͤts GOTT, er kan und wirds ſaͤuberen mit den Gnaden-Waſſeren des Heil. Geiſtes, je mehr du von GOTT erbitteſt, je tuͤchtiger wirſt du JEſum zu empfahen und zu behalten: Der Brunn laufft noch alle Unreinigkeit abzuwaͤ- ſchen und auszufegen d. Klage alſo nicht lang uͤber deine ſuͤndliche Verdorbenheit, ſonderen vielmehr uͤber deine Faulheit zum Brun- nen Jſrael zu gehen.
Sagſt du? Ach es gehet mir wie jungen Kinderlein, die unvor-Sich duꝛch das Ste- chen der Doͤrnen nicht laſ- ſen abwen- dig ma- chen. ſichtig zu greiffen, und von den Dornen geſtochen werden und ſchreyen: Wann ich meyne, jetz woll ich anfahen recht zu leben ohne Suͤnd nach dem allerheiligſten Willen GOttes, und damit es mir gelinge ſo wolle ich JEſum im Glauben eben dazu empfangen, auf daß wann
ich
aJoh. II. 2.
bCol. I. 6.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
iſt nicht neidiſch, behalt nichts vor ſich, gibt ſich allen Menſchen gantz,
ohngeacht ſie Geruch und Farb dabey verliert; Vielweniger wird ſich
JEſus einer einigen begierigen Seel entziehen, alldieweil er denen
Verdorbenen zum Labſal und Erquickung geſchenckt iſt von GOTT;
Zu dem hat er einen unendlichen Ausflus der Goͤttlichen Fuͤlle, und
gehet ihm nichts ab, obſchon viele Millionen ewig dran riechen, En-
gel und Menſchen, im Himmel und auf Erden. Und wie er gegen
uns geſinnet ſeye, hat er gnugſamlich offenbahret in denen ſeligen
Jahren da er unter uns Menſchen wandelte; Keinem geaͤngſteten
Gewiſſen verhielte er die Schoͤnheit ſeiner Gerechtigkeit, er verga-
be ihnen ihre Suͤnden a, keine Stund oder Ort ware ihm ungelegen
zum Werck der Erloͤſung, ſelbiges an denen verſchmachten Seelen
auszufuͤhren und welcher Menſch nicht gar zur Sau worden ware,
und die Seel voll Koth hatte, der empfand den himmliſchen Geruch
ſeines Evangelii; Alſo iſt JEſus noch immer willig die Krafft ſei-
nes Leydens mitzutheilen allen, die gern der Suͤnd und Welt wolten
abſterben, und in JEſu Geweinſchafft leben b: nichts hindert dich,
der Zaun iſt weg c.
§. 6. Sagſt du, wie ſoll ich ihm thun, daß ich JESUM be-
halte?
Man ſolle
die Roſe
JEſum in
ein reines
Hertz ſe-
tzen.
Antwort: Stelle dieſe ſeligendeſte Blume ein in dein Hertz als in
ein ledig, ſauber und rein Geſchirr.
Sagſt du mein Gefaͤß iſt voll Unflaths?
Antwort: Ubergib deine Seel und Geiſt ſtaͤts GOTT, er kan und
wirds ſaͤuberen mit den Gnaden-Waſſeren des Heil. Geiſtes, je mehr
du von GOTT erbitteſt, je tuͤchtiger wirſt du JEſum zu empfahen
und zu behalten: Der Brunn laufft noch alle Unreinigkeit abzuwaͤ-
ſchen und auszufegen d. Klage alſo nicht lang uͤber deine ſuͤndliche
Verdorbenheit, ſonderen vielmehr uͤber deine Faulheit zum Brun-
nen Jſrael zu gehen.
Sagſt du? Ach es gehet mir wie jungen Kinderlein, die unvor-
ſichtig zu greiffen, und von den Dornen geſtochen werden und ſchreyen:
Wann ich meyne, jetz woll ich anfahen recht zu leben ohne Suͤnd
nach dem allerheiligſten Willen GOttes, und damit es mir gelinge
ſo wolle ich JEſum im Glauben eben dazu empfangen, auf daß wann
ich
Sich duꝛch
das Ste-
chen der
Doͤrnen
nicht laſ-
ſen abwen-
dig ma-
chen.
a Joh. II. 2.
b Col. I. 6.
c Eph. II. 14.
d Zach. XIII.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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