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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
men ungebetten, und unersucht: GOtt hingegen vermahnet uns zur
Sinnes-Aenderung, seine Heil. Botten und Apostel bitten und fle-
hen uns an Christi statt a, wir sollen doch seine himmlische Bott-
schafft mit stillem eingekehrten Willen als Göttlich annehmen, und
kräfftig werden lassen in uns b, aber haben wir die Liebe GOttes
erhört und willfahret, alle Geschöpffe machen uns zu schanden, o
Sünder! sagen sie wann wills Sommer werden, wann wird die blü-
hende Schönheit des Reichs GOttes sich in dir sehen lassen? Sonn
und Regen schreyen uns zu, wo wir uns hinwenden auf dem Erden-
kreiß, da gewinnet alles eine andere Gestalt, ey soll dann die Son-
nen der Gerechtigkeit, der Regen Evangelii, GOttes geist- und
leibliche Wohlthaten, so alle Tage neu werden, und dich bethauen,
nichts bey dir ausrichten? Die trüben Wasserbäche fragen dich,
wann du nach GOtt betrübt werden wollest c, wann wir GOttes
Treu und Gedult, und unsere stündliche Untreu und Unachtsamkeit
der Zucht des H. Geistes erwegen und gegen einander halten, so ists
nicht möglich das Hertz muß in Reu und Liebe weich, und nach JE-
su hungerig werden, und folgends auch recht empfindlich des unver-
gänglichen Saamens des innerlich sich regenden Worts des lebendi-
gen GOttes aus Zion.

Unver-
nunfft de-
ren, welche
das Eitele
dem Ewi-
gen vor-
ziehen.

§. 11. Ach unsere Vor-Elteren waren Heyden und brachten ihr
mühseelig Leben elendiglich zu unter dem Platz-Regen des Zorns GOt-
tes, nun aber schweben die Gnaden-Wolcken ob uns, und giessen
aus den Regen des H. Geistes, und des Evangelii, unser dürr Land
zu beseuchten und fruchtbar zu machen, und wir sollten so boßhafft
und eigensinnig seyn, und dieses Seegens nichts wollen; Jst dann
der Winter der alten Natur und Schein-Frommkeit schöner und
lieblicher, als der Sommer der Einigkeit mit GOtt, und der Frucht-
barkeit aus JEsu, oder meynst du, du könnest mehr aus erwelchen
Jucharten Herd ziehen, als aus deinem unsterblichen Geist; Sie-
hest du nicht jährlich wieder zu Staub und Koth werden, was aus
dem Erdreich gewachsen, die Blumen verwelcken, die Früchte ver-
faulen, und alles verdirbet und verzehret sich unter den Händen,
man brauche es oder lasse es in Speicheren und Kelleren liegen, aber
wer GOttes Willen thut, bleibet in Ewigkeit; ja wird nicht end-

lich
a 2 Cor. V.
b 1 Thess. II.
c 2 Cor. VII.

Der geiſtliche Fruͤhling.
men ungebetten, und unerſucht: GOtt hingegen vermahnet uns zur
Sinnes-Aenderung, ſeine Heil. Botten und Apoſtel bitten und fle-
hen uns an Chriſti ſtatt a, wir ſollen doch ſeine himmliſche Bott-
ſchafft mit ſtillem eingekehrten Willen als Goͤttlich annehmen, und
kraͤfftig werden laſſen in uns b, aber haben wir die Liebe GOttes
erhoͤrt und willfahret, alle Geſchoͤpffe machen uns zu ſchanden, o
Suͤnder! ſagen ſie wann wills Sommer werden, wann wird die bluͤ-
hende Schoͤnheit des Reichs GOttes ſich in dir ſehen laſſen? Sonn
und Regen ſchreyen uns zu, wo wir uns hinwenden auf dem Erden-
kreiß, da gewinnet alles eine andere Geſtalt, ey ſoll dann die Son-
nen der Gerechtigkeit, der Regen Evangelii, GOttes geiſt- und
leibliche Wohlthaten, ſo alle Tage neu werden, und dich bethauen,
nichts bey dir ausrichten? Die truͤben Waſſerbaͤche fragen dich,
wann du nach GOtt betruͤbt werden wolleſt c, wann wir GOttes
Treu und Gedult, und unſere ſtuͤndliche Untreu und Unachtſamkeit
der Zucht des H. Geiſtes erwegen und gegen einander halten, ſo iſts
nicht moͤglich das Hertz muß in Reu und Liebe weich, und nach JE-
ſu hungerig werden, und folgends auch recht empfindlich des unver-
gaͤnglichen Saamens des innerlich ſich regenden Worts des lebendi-
gen GOttes aus Zion.

Unver-
nunfft de-
ren, welche
das Eitele
dem Ewi-
gen vor-
ziehen.

§. 11. Ach unſere Vor-Elteren waren Heyden und brachten ihr
muͤhſeelig Leben elendiglich zu unter dem Platz-Regen des Zorns GOt-
tes, nun aber ſchweben die Gnaden-Wolcken ob uns, und gieſſen
aus den Regen des H. Geiſtes, und des Evangelii, unſer duͤrr Land
zu beſeuchten und fruchtbar zu machen, und wir ſollten ſo boßhafft
und eigenſinnig ſeyn, und dieſes Seegens nichts wollen; Jſt dann
der Winter der alten Natur und Schein-Frommkeit ſchoͤner und
lieblicher, als der Sommer der Einigkeit mit GOtt, und der Frucht-
barkeit aus JEſu, oder meynſt du, du koͤnneſt mehr aus erwelchen
Jucharten Herd ziehen, als aus deinem unſterblichen Geiſt; Sie-
heſt du nicht jaͤhrlich wieder zu Staub und Koth werden, was aus
dem Erdreich gewachſen, die Blumen verwelcken, die Fruͤchte ver-
faulen, und alles verdirbet und verzehret ſich unter den Haͤnden,
man brauche es oder laſſe es in Speicheren und Kelleren liegen, aber
wer GOttes Willen thut, bleibet in Ewigkeit; ja wird nicht end-

lich
a 2 Cor. V.
b 1 Theſſ. II.
c 2 Cor. VII.
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[338/0434] Der geiſtliche Fruͤhling. men ungebetten, und unerſucht: GOtt hingegen vermahnet uns zur Sinnes-Aenderung, ſeine Heil. Botten und Apoſtel bitten und fle- hen uns an Chriſti ſtatt a, wir ſollen doch ſeine himmliſche Bott- ſchafft mit ſtillem eingekehrten Willen als Goͤttlich annehmen, und kraͤfftig werden laſſen in uns b, aber haben wir die Liebe GOttes erhoͤrt und willfahret, alle Geſchoͤpffe machen uns zu ſchanden, o Suͤnder! ſagen ſie wann wills Sommer werden, wann wird die bluͤ- hende Schoͤnheit des Reichs GOttes ſich in dir ſehen laſſen? Sonn und Regen ſchreyen uns zu, wo wir uns hinwenden auf dem Erden- kreiß, da gewinnet alles eine andere Geſtalt, ey ſoll dann die Son- nen der Gerechtigkeit, der Regen Evangelii, GOttes geiſt- und leibliche Wohlthaten, ſo alle Tage neu werden, und dich bethauen, nichts bey dir ausrichten? Die truͤben Waſſerbaͤche fragen dich, wann du nach GOtt betruͤbt werden wolleſt c, wann wir GOttes Treu und Gedult, und unſere ſtuͤndliche Untreu und Unachtſamkeit der Zucht des H. Geiſtes erwegen und gegen einander halten, ſo iſts nicht moͤglich das Hertz muß in Reu und Liebe weich, und nach JE- ſu hungerig werden, und folgends auch recht empfindlich des unver- gaͤnglichen Saamens des innerlich ſich regenden Worts des lebendi- gen GOttes aus Zion. §. 11. Ach unſere Vor-Elteren waren Heyden und brachten ihr muͤhſeelig Leben elendiglich zu unter dem Platz-Regen des Zorns GOt- tes, nun aber ſchweben die Gnaden-Wolcken ob uns, und gieſſen aus den Regen des H. Geiſtes, und des Evangelii, unſer duͤrr Land zu beſeuchten und fruchtbar zu machen, und wir ſollten ſo boßhafft und eigenſinnig ſeyn, und dieſes Seegens nichts wollen; Jſt dann der Winter der alten Natur und Schein-Frommkeit ſchoͤner und lieblicher, als der Sommer der Einigkeit mit GOtt, und der Frucht- barkeit aus JEſu, oder meynſt du, du koͤnneſt mehr aus erwelchen Jucharten Herd ziehen, als aus deinem unſterblichen Geiſt; Sie- heſt du nicht jaͤhrlich wieder zu Staub und Koth werden, was aus dem Erdreich gewachſen, die Blumen verwelcken, die Fruͤchte ver- faulen, und alles verdirbet und verzehret ſich unter den Haͤnden, man brauche es oder laſſe es in Speicheren und Kelleren liegen, aber wer GOttes Willen thut, bleibet in Ewigkeit; ja wird nicht end- lich a 2 Cor. V. b 1 Theſſ. II. c 2 Cor. VII.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/434>, abgerufen am 22.11.2024.