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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der verheissene
er Christo angehöre nichts anders wünschend, als in seinem Lob und
Liebe verzehret zu werden, darum er auch alle von der ewigen Le-
bens-Sonne empfangene Gaben als Liechtes-Strahlen der Weißheit
GOttes auf andere zurück zu werffen gedencket, alles zur Verherr-
lichung seines Gutthäters; Ja dieses Scheinen kommt ihm auch
wohl unwissend, wie dem Mosi, daß der vertraute Umgang mit
GOTT etwas zuruck lasset, dadurch der Mensch ein schönes Liecht
andern wird wohl offt stillschweigend in Gebärden und Wandel gantz
natürlicher Weise, davon ein Jsraelit ein innwendig Gefühl hat,
also daß nur die Gegenwart eines GOtt-ergebenen Menschen unter-
weilen mehr Eintruck macht als viele Predigten.

welchen
sie nicht
von sich
selbsten
haben son-
dern ihn
von Chri-
sto em-
pfangen
der aus
ihnen
scheinet.

§. 8. Wie aber ein Stern seinen eigenen Schein nicht weißt,
gleich also nimmt sich ein Christ keines Dings an ausser sich, dann
so er das thäte, so wurde er alsobald blaß und finster, oder es blie-
be ihm nur ein falscher, betrieglicher Schein. Ein Christ hat kein
hoch-nöthiger Geschäfft, als JEsum die Sonnen stäts anzuziehen,
nicht damit er aus ihme scheine, sondern weilen er aus unruhiger
Liebes-Begierde seiner nimmer satt werden kan: Scheinet alsdann
der angezogene JEsus aus ihm, das gehet ihne nichts an, es ist des
HErren Sach, dessen der Schein und alles ursprünglich ist, und
eben dieses unendlich freuden-reiche Lebens-Liecht der hoch-heiligen
Gottheit bringt so innigen Wohlmuth, daß der Mensch nur von
diesem umgläntzet zu werden bittet und hoffet, wodurch er dann un-
gesucht und von selbst zum scheinenden Stern wird, der nachwärts
eben wie die weisse Farb alle eingenommene Gnaden-Strahlen von sich
auf andere wirfft, aus Liebe zu GOtt und Menschen, dahingegen der
in Eigenheit vergrabene schwartze Teufel alle Liechtes-Strahlen in sich
verschlucket; dieses ist Narrheit und jenes Weißheit, welche auch
das Angesicht frölich, offen und hell-gläntzend macht, anbey im Jn-
nersten sanfft-selige Ruhe und Frieden schaffet.

Allermassen, wo ein so freyer Wandel im Liecht sich findet, daß
man nichts denckt, will, redt und thut, dessen man sich vor GOtt,
denen heiligen Engeln, oder einem ernsten Christen zu schämen hät-
te, in dem man gar nichts verstecktes und falsches heget, welches
man nicht von jedermann aufs genaueste dörffe besehen und prüffen
lassen, sintemahl in allem nur JEsus, Zions GOTT leuchtet, lebet
und regieret: Die Strahlen eines heiligen, keuschen, friedfertigen,

gedultigen,

Der verheiſſene
er Chriſto angehoͤre nichts anders wuͤnſchend, als in ſeinem Lob und
Liebe verzehret zu werden, darum er auch alle von der ewigen Le-
bens-Sonne empfangene Gaben als Liechtes-Strahlen der Weißheit
GOttes auf andere zuruͤck zu werffen gedencket, alles zur Verherr-
lichung ſeines Gutthaͤters; Ja dieſes Scheinen kommt ihm auch
wohl unwiſſend, wie dem Moſi, daß der vertraute Umgang mit
GOTT etwas zuruck laſſet, dadurch der Menſch ein ſchoͤnes Liecht
andern wird wohl offt ſtillſchweigend in Gebaͤrden und Wandel gantz
natuͤrlicher Weiſe, davon ein Jſraelit ein innwendig Gefuͤhl hat,
alſo daß nur die Gegenwart eines GOtt-ergebenen Menſchen unter-
weilen mehr Eintruck macht als viele Predigten.

welchen
ſie nicht
von ſich
ſelbſten
haben ſon-
dern ihn
von Chri-
ſto em-
pfangen
der aus
ihnen
ſcheinet.

§. 8. Wie aber ein Stern ſeinen eigenen Schein nicht weißt,
gleich alſo nimmt ſich ein Chriſt keines Dings an auſſer ſich, dann
ſo er das thaͤte, ſo wurde er alſobald blaß und finſter, oder es blie-
be ihm nur ein falſcher, betrieglicher Schein. Ein Chriſt hat kein
hoch-noͤthiger Geſchaͤfft, als JEſum die Sonnen ſtaͤts anzuziehen,
nicht damit er aus ihme ſcheine, ſondern weilen er aus unruhiger
Liebes-Begierde ſeiner nimmer ſatt werden kan: Scheinet alsdann
der angezogene JEſus aus ihm, das gehet ihne nichts an, es iſt des
HErren Sach, deſſen der Schein und alles urſpruͤnglich iſt, und
eben dieſes unendlich freuden-reiche Lebens-Liecht der hoch-heiligen
Gottheit bringt ſo innigen Wohlmuth, daß der Menſch nur von
dieſem umglaͤntzet zu werden bittet und hoffet, wodurch er dann un-
geſucht und von ſelbſt zum ſcheinenden Stern wird, der nachwaͤrts
eben wie die weiſſe Farb alle eingenom̃ene Gnaden-Strahlen von ſich
auf andere wirfft, aus Liebe zu GOtt und Menſchen, dahingegen der
in Eigenheit vergrabene ſchwartze Teufel alle Liechtes-Strahlen in ſich
verſchlucket; dieſes iſt Narrheit und jenes Weißheit, welche auch
das Angeſicht froͤlich, offen und hell-glaͤntzend macht, anbey im Jn-
nerſten ſanfft-ſelige Ruhe und Frieden ſchaffet.

Allermaſſen, wo ein ſo freyer Wandel im Liecht ſich findet, daß
man nichts denckt, will, redt und thut, deſſen man ſich vor GOtt,
denen heiligen Engeln, oder einem ernſten Chriſten zu ſchaͤmen haͤt-
te, in dem man gar nichts verſtecktes und falſches heget, welches
man nicht von jedermann aufs genaueſte doͤrffe beſehen und pruͤffen
laſſen, ſintemahl in allem nur JEſus, Zions GOTT leuchtet, lebet
und regieret: Die Strahlen eines heiligen, keuſchen, friedfertigen,

gedultigen,
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[936/1032] Der verheiſſene er Chriſto angehoͤre nichts anders wuͤnſchend, als in ſeinem Lob und Liebe verzehret zu werden, darum er auch alle von der ewigen Le- bens-Sonne empfangene Gaben als Liechtes-Strahlen der Weißheit GOttes auf andere zuruͤck zu werffen gedencket, alles zur Verherr- lichung ſeines Gutthaͤters; Ja dieſes Scheinen kommt ihm auch wohl unwiſſend, wie dem Moſi, daß der vertraute Umgang mit GOTT etwas zuruck laſſet, dadurch der Menſch ein ſchoͤnes Liecht andern wird wohl offt ſtillſchweigend in Gebaͤrden und Wandel gantz natuͤrlicher Weiſe, davon ein Jſraelit ein innwendig Gefuͤhl hat, alſo daß nur die Gegenwart eines GOtt-ergebenen Menſchen unter- weilen mehr Eintruck macht als viele Predigten. §. 8. Wie aber ein Stern ſeinen eigenen Schein nicht weißt, gleich alſo nimmt ſich ein Chriſt keines Dings an auſſer ſich, dann ſo er das thaͤte, ſo wurde er alſobald blaß und finſter, oder es blie- be ihm nur ein falſcher, betrieglicher Schein. Ein Chriſt hat kein hoch-noͤthiger Geſchaͤfft, als JEſum die Sonnen ſtaͤts anzuziehen, nicht damit er aus ihme ſcheine, ſondern weilen er aus unruhiger Liebes-Begierde ſeiner nimmer ſatt werden kan: Scheinet alsdann der angezogene JEſus aus ihm, das gehet ihne nichts an, es iſt des HErren Sach, deſſen der Schein und alles urſpruͤnglich iſt, und eben dieſes unendlich freuden-reiche Lebens-Liecht der hoch-heiligen Gottheit bringt ſo innigen Wohlmuth, daß der Menſch nur von dieſem umglaͤntzet zu werden bittet und hoffet, wodurch er dann un- geſucht und von ſelbſt zum ſcheinenden Stern wird, der nachwaͤrts eben wie die weiſſe Farb alle eingenom̃ene Gnaden-Strahlen von ſich auf andere wirfft, aus Liebe zu GOtt und Menſchen, dahingegen der in Eigenheit vergrabene ſchwartze Teufel alle Liechtes-Strahlen in ſich verſchlucket; dieſes iſt Narrheit und jenes Weißheit, welche auch das Angeſicht froͤlich, offen und hell-glaͤntzend macht, anbey im Jn- nerſten ſanfft-ſelige Ruhe und Frieden ſchaffet. Allermaſſen, wo ein ſo freyer Wandel im Liecht ſich findet, daß man nichts denckt, will, redt und thut, deſſen man ſich vor GOtt, denen heiligen Engeln, oder einem ernſten Chriſten zu ſchaͤmen haͤt- te, in dem man gar nichts verſtecktes und falſches heget, welches man nicht von jedermann aufs genaueſte doͤrffe beſehen und pruͤffen laſſen, ſintemahl in allem nur JEſus, Zions GOTT leuchtet, lebet und regieret: Die Strahlen eines heiligen, keuſchen, friedfertigen, gedultigen,

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 936. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1032>, abgerufen am 22.11.2024.