Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

ewige Sternen-Himmel.
wenig nachdruckliche Dienste davon empfangt, und daß wohl mehr
aus Eigen-Liebe und Gefallen mag geredt worden seyn, als aus bren-
nender Liebe vor der Menschen Heyl, zu Diensten, Ruhm und
Preiß dem Könige Christo; Es mag zwar wohl eine Bekehrsucht
dabey seyn, aber nicht aus lauterer Liebe zu JEsu und denen See-
len, besondern auch vor keinen geist- und krafftlosen Christen angese-
hen zu werden: Schließlich ist und bleibt es ein unmögliche Sach,
daß jemand also ein dienstbarer Liebes-Stern seyn könne, der noch
etwas vor sich in der Welt sucht, der nicht ein abgeschieden, himm-
lisch-gesinntes Hertz von GOtt erbittet, dem das unerschöpffliche
Meer des Liechts und der Liebe noch unbekannt ist und ungenossen,
der nicht mit Christi Schätzen gesättiget, und von seiner Liebe erfül-
let und durchleuchtet, kurtz dem JEsus nicht alles in allem ist. Ach
das Ausgesprochene lasset bald bey Erfahrnen seinen Ursprung ver-
spüren, ob es aus der Göttlichen Liechts- und Lebens-Quell herge-
flossen, ob mithin der Redende ein solcher von GOtt geschaffener,
an Himmel gesetzter Dienst-Stern seye, der durch Gebett, Vor-
bitt, gutes Exempel, Wort und Gedult jedermann ohne Unter-
scheid zu zeitlichem und ewigem Heyl rechtschaffen nutzlich zu seyn
trachte, in der Nähe und in der Ferne, ohne alles Eigen-Gesuch,
der soll mir ein Sohn Abrahams, ein Stern mit allen Ehren heis-
sen, der allgenugsame GOtt wird noch manchen, dessen Seele in
erbärmlichster Armuth des Geistes noch zur Zeit am Staub klebet,
zu einem solchen Liebes-Sternen machen, der hier und dort nichts
verlange, als die Offenbahrung der Herrlichkeit JESU in vieler
Menschen Seeligkeit, sich mit einem Anblick des Heil. Geistes in
seines Schöpffers und Erhalters Freude vergnügende: Und eben
hiedurch wird der Mensch ein scheinender Stern.

§. 7. Die Sternen scheinen, in dem der in ihnen stäts weben-in Anse-
hung ih-
res Schei-
nes,

de und wallende Liechts-Glantz von ihnen ausblitzet, welches aber-
mahl in dem geistlichen Stern einen tieffen Grund der Erkanntnuß
JESU des Sohns GOttes voraussetzet, daß ein Hertz genug und
über genug daran habe, daß er von Christo erwehlet, auserlesen
und geliebet ist, seinem Seeligmacher das eben vorhaltend, daß,
weil er ihne erwehlet habe, so solle er ihne auch behalten ewiglich,
heiter dagegen protestierend, daß er die einmahl aufgenommene See-
le keinem andern überlasse ewiglich, darmit höchst-befriediget, daß

er

ewige Sternen-Himmel.
wenig nachdruckliche Dienſte davon empfangt, und daß wohl mehr
aus Eigen-Liebe und Gefallen mag geredt worden ſeyn, als aus bren-
nender Liebe vor der Menſchen Heyl, zu Dienſten, Ruhm und
Preiß dem Koͤnige Chriſto; Es mag zwar wohl eine Bekehrſucht
dabey ſeyn, aber nicht aus lauterer Liebe zu JEſu und denen See-
len, beſondern auch vor keinen geiſt- und krafftloſen Chriſten angeſe-
hen zu werden: Schließlich iſt und bleibt es ein unmoͤgliche Sach,
daß jemand alſo ein dienſtbarer Liebes-Stern ſeyn koͤnne, der noch
etwas vor ſich in der Welt ſucht, der nicht ein abgeſchieden, himm-
liſch-geſinntes Hertz von GOtt erbittet, dem das unerſchoͤpffliche
Meer des Liechts und der Liebe noch unbekannt iſt und ungenoſſen,
der nicht mit Chriſti Schaͤtzen geſaͤttiget, und von ſeiner Liebe erfuͤl-
let und durchleuchtet, kurtz dem JEſus nicht alles in allem iſt. Ach
das Ausgeſprochene laſſet bald bey Erfahrnen ſeinen Urſprung ver-
ſpuͤren, ob es aus der Goͤttlichen Liechts- und Lebens-Quell herge-
floſſen, ob mithin der Redende ein ſolcher von GOtt geſchaffener,
an Himmel geſetzter Dienſt-Stern ſeye, der durch Gebett, Vor-
bitt, gutes Exempel, Wort und Gedult jedermann ohne Unter-
ſcheid zu zeitlichem und ewigem Heyl rechtſchaffen nutzlich zu ſeyn
trachte, in der Naͤhe und in der Ferne, ohne alles Eigen-Geſuch,
der ſoll mir ein Sohn Abrahams, ein Stern mit allen Ehren heiſ-
ſen, der allgenugſame GOtt wird noch manchen, deſſen Seele in
erbaͤrmlichſter Armuth des Geiſtes noch zur Zeit am Staub klebet,
zu einem ſolchen Liebes-Sternen machen, der hier und dort nichts
verlange, als die Offenbahrung der Herrlichkeit JESU in vieler
Menſchen Seeligkeit, ſich mit einem Anblick des Heil. Geiſtes in
ſeines Schoͤpffers und Erhalters Freude vergnuͤgende: Und eben
hiedurch wird der Menſch ein ſcheinender Stern.

§. 7. Die Sternen ſcheinen, in dem der in ihnen ſtaͤts weben-in Anſe-
hung ih-
res Schei-
nes,

de und wallende Liechts-Glantz von ihnen ausblitzet, welches aber-
mahl in dem geiſtlichen Stern einen tieffen Grund der Erkanntnuß
JESU des Sohns GOttes vorausſetzet, daß ein Hertz genug und
uͤber genug daran habe, daß er von Chriſto erwehlet, auserleſen
und geliebet iſt, ſeinem Seeligmacher das eben vorhaltend, daß,
weil er ihne erwehlet habe, ſo ſolle er ihne auch behalten ewiglich,
heiter dagegen proteſtierend, daß er die einmahl aufgenommene See-
le keinem andern uͤberlaſſe ewiglich, darmit hoͤchſt-befriediget, daß

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1031" n="935"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi></fw><lb/>
wenig nachdruckliche Dien&#x017F;te davon empfangt, und daß wohl mehr<lb/>
aus Eigen-Liebe und Gefallen mag geredt worden &#x017F;eyn, als aus bren-<lb/>
nender Liebe vor der Men&#x017F;chen Heyl, zu Dien&#x017F;ten, Ruhm und<lb/>
Preiß dem Ko&#x0364;nige Chri&#x017F;to; Es mag zwar wohl eine Bekehr&#x017F;ucht<lb/>
dabey &#x017F;eyn, aber nicht aus lauterer Liebe zu JE&#x017F;u und denen See-<lb/>
len, be&#x017F;ondern auch vor keinen gei&#x017F;t- und krafftlo&#x017F;en Chri&#x017F;ten ange&#x017F;e-<lb/>
hen zu werden: Schließlich i&#x017F;t und bleibt es ein unmo&#x0364;gliche Sach,<lb/>
daß jemand al&#x017F;o ein dien&#x017F;tbarer Liebes-Stern &#x017F;eyn ko&#x0364;nne, der noch<lb/>
etwas vor &#x017F;ich in der Welt &#x017F;ucht, der nicht ein abge&#x017F;chieden, himm-<lb/>
li&#x017F;ch-ge&#x017F;inntes Hertz von GOtt erbittet, dem das uner&#x017F;cho&#x0364;pffliche<lb/>
Meer des Liechts und der Liebe noch unbekannt i&#x017F;t und ungeno&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
der nicht mit Chri&#x017F;ti Scha&#x0364;tzen ge&#x017F;a&#x0364;ttiget, und von &#x017F;einer Liebe erfu&#x0364;l-<lb/>
let und durchleuchtet, kurtz dem JE&#x017F;us nicht alles in allem i&#x017F;t. Ach<lb/>
das Ausge&#x017F;prochene la&#x017F;&#x017F;et bald bey Erfahrnen &#x017F;einen Ur&#x017F;prung ver-<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ren, ob es aus der Go&#x0364;ttlichen Liechts- und Lebens-Quell herge-<lb/>
flo&#x017F;&#x017F;en, ob mithin der Redende ein &#x017F;olcher von GOtt ge&#x017F;chaffener,<lb/>
an Himmel ge&#x017F;etzter Dien&#x017F;t-Stern &#x017F;eye, der durch Gebett, Vor-<lb/>
bitt, gutes Exempel, Wort und Gedult jedermann ohne Unter-<lb/>
&#x017F;cheid zu zeitlichem und ewigem Heyl recht&#x017F;chaffen nutzlich zu &#x017F;eyn<lb/>
trachte, in der Na&#x0364;he und in der Ferne, ohne alles Eigen-Ge&#x017F;uch,<lb/>
der &#x017F;oll mir ein Sohn Abrahams, ein Stern mit allen Ehren hei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, der allgenug&#x017F;ame GOtt wird noch manchen, de&#x017F;&#x017F;en Seele in<lb/>
erba&#x0364;rmlich&#x017F;ter Armuth des Gei&#x017F;tes noch zur Zeit am Staub klebet,<lb/>
zu einem &#x017F;olchen Liebes-Sternen machen, der hier und dort nichts<lb/>
verlange, als die Offenbahrung der Herrlichkeit JESU in vieler<lb/>
Men&#x017F;chen Seeligkeit, &#x017F;ich mit einem Anblick des Heil. Gei&#x017F;tes in<lb/>
&#x017F;eines Scho&#x0364;pffers und Erhalters Freude vergnu&#x0364;gende: Und eben<lb/>
hiedurch wird der Men&#x017F;ch ein &#x017F;cheinender Stern.</p><lb/>
          <p>§. 7. Die Sternen <hi rendition="#fr">&#x017F;cheinen,</hi> in dem der in ihnen &#x017F;ta&#x0364;ts weben-<note place="right">in An&#x017F;e-<lb/>
hung ih-<lb/>
res Schei-<lb/>
nes,</note><lb/>
de und wallende Liechts-Glantz von ihnen ausblitzet, welches aber-<lb/>
mahl in dem gei&#x017F;tlichen Stern einen tieffen Grund der Erkanntnuß<lb/>
JESU des Sohns GOttes voraus&#x017F;etzet, daß ein Hertz genug und<lb/>
u&#x0364;ber genug daran habe, daß er von Chri&#x017F;to erwehlet, auserle&#x017F;en<lb/>
und geliebet i&#x017F;t, &#x017F;einem Seeligmacher das eben vorhaltend, daß,<lb/>
weil er ihne erwehlet habe, &#x017F;o &#x017F;olle er ihne auch behalten ewiglich,<lb/>
heiter dagegen prote&#x017F;tierend, daß er die einmahl aufgenommene See-<lb/>
le keinem andern u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e ewiglich, darmit ho&#x0364;ch&#x017F;t-befriediget, daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[935/1031] ewige Sternen-Himmel. wenig nachdruckliche Dienſte davon empfangt, und daß wohl mehr aus Eigen-Liebe und Gefallen mag geredt worden ſeyn, als aus bren- nender Liebe vor der Menſchen Heyl, zu Dienſten, Ruhm und Preiß dem Koͤnige Chriſto; Es mag zwar wohl eine Bekehrſucht dabey ſeyn, aber nicht aus lauterer Liebe zu JEſu und denen See- len, beſondern auch vor keinen geiſt- und krafftloſen Chriſten angeſe- hen zu werden: Schließlich iſt und bleibt es ein unmoͤgliche Sach, daß jemand alſo ein dienſtbarer Liebes-Stern ſeyn koͤnne, der noch etwas vor ſich in der Welt ſucht, der nicht ein abgeſchieden, himm- liſch-geſinntes Hertz von GOtt erbittet, dem das unerſchoͤpffliche Meer des Liechts und der Liebe noch unbekannt iſt und ungenoſſen, der nicht mit Chriſti Schaͤtzen geſaͤttiget, und von ſeiner Liebe erfuͤl- let und durchleuchtet, kurtz dem JEſus nicht alles in allem iſt. Ach das Ausgeſprochene laſſet bald bey Erfahrnen ſeinen Urſprung ver- ſpuͤren, ob es aus der Goͤttlichen Liechts- und Lebens-Quell herge- floſſen, ob mithin der Redende ein ſolcher von GOtt geſchaffener, an Himmel geſetzter Dienſt-Stern ſeye, der durch Gebett, Vor- bitt, gutes Exempel, Wort und Gedult jedermann ohne Unter- ſcheid zu zeitlichem und ewigem Heyl rechtſchaffen nutzlich zu ſeyn trachte, in der Naͤhe und in der Ferne, ohne alles Eigen-Geſuch, der ſoll mir ein Sohn Abrahams, ein Stern mit allen Ehren heiſ- ſen, der allgenugſame GOtt wird noch manchen, deſſen Seele in erbaͤrmlichſter Armuth des Geiſtes noch zur Zeit am Staub klebet, zu einem ſolchen Liebes-Sternen machen, der hier und dort nichts verlange, als die Offenbahrung der Herrlichkeit JESU in vieler Menſchen Seeligkeit, ſich mit einem Anblick des Heil. Geiſtes in ſeines Schoͤpffers und Erhalters Freude vergnuͤgende: Und eben hiedurch wird der Menſch ein ſcheinender Stern. §. 7. Die Sternen ſcheinen, in dem der in ihnen ſtaͤts weben- de und wallende Liechts-Glantz von ihnen ausblitzet, welches aber- mahl in dem geiſtlichen Stern einen tieffen Grund der Erkanntnuß JESU des Sohns GOttes vorausſetzet, daß ein Hertz genug und uͤber genug daran habe, daß er von Chriſto erwehlet, auserleſen und geliebet iſt, ſeinem Seeligmacher das eben vorhaltend, daß, weil er ihne erwehlet habe, ſo ſolle er ihne auch behalten ewiglich, heiter dagegen proteſtierend, daß er die einmahl aufgenommene See- le keinem andern uͤberlaſſe ewiglich, darmit hoͤchſt-befriediget, daß er in Anſe- hung ih- res Schei- nes,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1031
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1031>, abgerufen am 22.11.2024.