Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite

er geschrieben. Generosa in ortus semina exsurgunt suos. Was von Edlem Saamen ist / pfleget allemahl seiuem ersten Anfange sehr nahe zu kommen.

Denn wie er mit der edlen Mutter-Milch die wahr Gottesfurcht und daher fliessende Adeliche Tugenden ihm gleichsahm eingeflösset waren / also strebete er mit allen fleiß dahin / daß er dem von vielen edlen Stämmen seiner rühmlichen Vorfahren eingesogenen Safft ihm wol zu nutze machen / mit preißwürdigen Zusatz ohne unterlaß verbessern und in der That erweisen möchte / daß er ein guter und edler Busch ja ein trefflicher Baum sey.

Alle diejenige / die viel und offt um ihm gewesen / werden gerne bekennen / daß er kein Dorn-Busch gewesen / der nur ritzet und kratzet:

So führete er auch nicht zum Sinn-Bilde / einen Diestelkopff / der nur stechen und verwunden kan / wie etwa jene Ritter in Schottland ein solches Sinnbild ihnen erwehlet / mit der Uberschrifft: Nemo me impune lacessit: Keiner vergreiffe sich an mich / sondern er war ein guter und nützlicher / ein angenehmer Rosenbusch / welcher mit seiner lieblichen Blüte / mit seinen süssen früchten GOtt und Menschen zu erfreuen bemühet wahr / er hassete zwar die Untugenden; liebte aber aus angebohrner Tugend die Menschen / so von denen Untugenden verführet waren / und hielte für sich Friede mit jederman / befleisse sich auch / durch den GOtt des Friedens angetrieben / uneinige Gemüther zu vereinigen.

Zwar ist nicht ohne / daß es ihm an Feinden / welche nach ihrer malheureusen und verderbten Natur an denselben sich zu wagen sich nicht entbrechen können / gar nicht gefehlet / doch halte er das principium Aulicum ac Vere Christianum zu seiner maxime erwehlet pro illatis injuriis gratias referre. massen er von oben herab unterrichtet / seine Mißgönnere und Feinde mit erbarmenden Augen anzusehen und dieselbe generoso contemtu und mit aller Freundlichkeit zu überwinden.

Es heisse von diesem Busche: Panditur omnibus: Allen offen / so daß von ihm / wie von dem Rosen gesaget werden

er geschrieben. Generosa in ortus semina exsurgunt suos. Was von Edlem Saamen ist / pfleget allemahl seiuem ersten Anfange sehr nahe zu kommen.

Denn wie er mit der edlen Mutter-Milch die wahr Gottesfurcht und daher fliessende Adeliche Tugenden ihm gleichsahm eingeflösset waren / also strebete er mit allen fleiß dahin / daß er dem von vielen edlen Stämmen seiner rühmlichen Vorfahren eingesogenen Safft ihm wol zu nutze machen / mit preißwürdigen Zusatz ohne unterlaß verbessern und in der That erweisen möchte / daß er ein guter und edler Busch ja ein trefflicher Baum sey.

Alle diejenige / die viel und offt um ihm gewesen / werden gerne bekennen / daß er kein Dorn-Busch gewesen / der nur ritzet und kratzet:

So führete er auch nicht zum Sinn-Bilde / einen Diestelkopff / der nur stechen und verwunden kan / wie etwa jene Ritter in Schottland ein solches Sinnbild ihnen erwehlet / mit der Uberschrifft: Nemo me impunè lacessit: Keiner vergreiffe sich an mich / sondern er war ein guter und nützlicher / ein angenehmer Rosenbusch / welcher mit seiner lieblichen Blüte / mit seinen süssen früchten GOtt und Menschen zu erfreuen bemühet wahr / er hassete zwar die Untugenden; liebte aber aus angebohrner Tugend die Menschen / so von denen Untugenden verführet waren / und hielte für sich Friede mit jederman / befleisse sich auch / durch den GOtt des Friedens angetrieben / uneinige Gemüther zu vereinigen.

Zwar ist nicht ohne / daß es ihm an Feinden / welche nach ihrer malheureusen und verderbten Natur an denselben sich zu wagen sich nicht entbrechen können / gar nicht gefehlet / doch halte er das principium Aulicum ac Verè Christianum zu seiner maxime erwehlet pro illatis injuriis gratias referre. massen er von oben herab unterrichtet / seine Mißgönnere und Feinde mit erbarmenden Augen anzusehen und dieselbe generoso contemtu und mit aller Freundlichkeit zu überwinden.

Es heisse von diesem Busche: Panditur omnibus: Allen offen / so daß von ihm / wie von dem Rosen gesaget werden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0060" n="58"/>
er
                     geschrieben. Generosa in ortus semina exsurgunt suos. Was von Edlem Saamen ist /
                     pfleget allemahl seiuem ersten Anfange sehr nahe zu kommen.</p>
        <p>Denn wie er mit der edlen Mutter-Milch die wahr Gottesfurcht und daher fliessende
                     Adeliche Tugenden ihm gleichsahm eingeflösset waren / also strebete er mit allen
                     fleiß dahin / daß er dem von vielen edlen Stämmen seiner rühmlichen Vorfahren
                     eingesogenen Safft ihm wol zu nutze machen / mit preißwürdigen Zusatz ohne
                     unterlaß verbessern und in der That erweisen möchte / daß er ein guter und edler
                     Busch ja ein trefflicher Baum sey.</p>
        <p>Alle diejenige / die viel und offt um ihm gewesen / werden gerne bekennen / daß
                     er kein Dorn-Busch gewesen / der nur ritzet und kratzet:</p>
        <p>So führete er auch nicht zum Sinn-Bilde / einen Diestelkopff / der nur stechen
                     und verwunden kan / wie etwa jene Ritter in Schottland ein solches Sinnbild
                     ihnen erwehlet / mit der Uberschrifft: Nemo me impunè lacessit: Keiner
                     vergreiffe sich an mich / sondern er war ein guter und nützlicher / ein
                     angenehmer Rosenbusch / welcher mit seiner lieblichen Blüte / mit seinen süssen
                     früchten GOtt und Menschen zu erfreuen bemühet wahr / er hassete zwar die
                     Untugenden; liebte aber aus angebohrner Tugend die Menschen / so von denen
                     Untugenden verführet waren / und hielte für sich Friede mit jederman / befleisse
                     sich auch / durch den GOtt des Friedens angetrieben / uneinige Gemüther zu
                     vereinigen.</p>
        <p>Zwar ist nicht ohne / daß es ihm an Feinden / welche nach ihrer malheureusen und
                     verderbten Natur an denselben sich zu wagen sich nicht entbrechen können / gar
                     nicht gefehlet / doch halte er das principium Aulicum ac Verè Christianum zu
                     seiner maxime erwehlet pro illatis injuriis gratias referre. massen er von oben
                     herab unterrichtet / seine Mißgönnere und Feinde mit erbarmenden Augen anzusehen
                     und dieselbe generoso contemtu und mit aller Freundlichkeit zu überwinden.</p>
        <p>Es heisse von diesem Busche: Panditur omnibus: Allen offen / so daß von ihm / wie
                     von dem Rosen gesaget werden
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0060] er geschrieben. Generosa in ortus semina exsurgunt suos. Was von Edlem Saamen ist / pfleget allemahl seiuem ersten Anfange sehr nahe zu kommen. Denn wie er mit der edlen Mutter-Milch die wahr Gottesfurcht und daher fliessende Adeliche Tugenden ihm gleichsahm eingeflösset waren / also strebete er mit allen fleiß dahin / daß er dem von vielen edlen Stämmen seiner rühmlichen Vorfahren eingesogenen Safft ihm wol zu nutze machen / mit preißwürdigen Zusatz ohne unterlaß verbessern und in der That erweisen möchte / daß er ein guter und edler Busch ja ein trefflicher Baum sey. Alle diejenige / die viel und offt um ihm gewesen / werden gerne bekennen / daß er kein Dorn-Busch gewesen / der nur ritzet und kratzet: So führete er auch nicht zum Sinn-Bilde / einen Diestelkopff / der nur stechen und verwunden kan / wie etwa jene Ritter in Schottland ein solches Sinnbild ihnen erwehlet / mit der Uberschrifft: Nemo me impunè lacessit: Keiner vergreiffe sich an mich / sondern er war ein guter und nützlicher / ein angenehmer Rosenbusch / welcher mit seiner lieblichen Blüte / mit seinen süssen früchten GOtt und Menschen zu erfreuen bemühet wahr / er hassete zwar die Untugenden; liebte aber aus angebohrner Tugend die Menschen / so von denen Untugenden verführet waren / und hielte für sich Friede mit jederman / befleisse sich auch / durch den GOtt des Friedens angetrieben / uneinige Gemüther zu vereinigen. Zwar ist nicht ohne / daß es ihm an Feinden / welche nach ihrer malheureusen und verderbten Natur an denselben sich zu wagen sich nicht entbrechen können / gar nicht gefehlet / doch halte er das principium Aulicum ac Verè Christianum zu seiner maxime erwehlet pro illatis injuriis gratias referre. massen er von oben herab unterrichtet / seine Mißgönnere und Feinde mit erbarmenden Augen anzusehen und dieselbe generoso contemtu und mit aller Freundlichkeit zu überwinden. Es heisse von diesem Busche: Panditur omnibus: Allen offen / so daß von ihm / wie von dem Rosen gesaget werden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/60
Zitationshilfe: Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/60>, abgerufen am 05.05.2024.