PERSONALIA.
DAmit wir nun zum Beschluß des Weyland Hochwürdigen / und Hochwohlgebohrnen Herrn
/ Herrn Albert Clamer von dem Busche der hohen Dohm-Kirchen zu Minden
hochansehnl. Dohm Dechantens / und des Kayserl. freyen Stiffts zu Levern
Hochbestalten Probstens / wie auch Königl. Preußischen Wohlrenomirten Land-Rahts
hiesigen Fürstenthums Minden / Lebens Eingang / dessen Fortgang und endlichen
seligen Ausgang wolhergebrachter Gewohnheit zufolge / annoch Kürtzlich und so
viel man bey dermahlig verschlossenen Brieffschafften erfahren können /
fürstellen mögen; So hat derselbe an allen dreyen Stücken / woran ein
sterblicher Mensch hauptsächlich glückselig geschätzet wird / nemlich wol und
aus einem untadelhafften Geschlecht gebohren zuwerden / wol / ehrlich und
rechtschaffen gelebet zuhaben und endlich wol Christlich und Glorieusement
gestorben zuseyn / überall vortrefflichen Antheil gehabt.
Allermassen Er in Jahr 1653 den 28ten Januarii des Morgens um 1 Uhr aus dem
uhralten und uhrsprünglich in der Graffschafft Ravensberg / wie auch
nachgehendts im hiesigen Fürstenthum Minden und andern Provincien bey nahe über
vierdtehalb hundert Jahre bekandt gewesenem Hochadlichen Geschlechte derer von
dem Busche auf dem Hause Haddenhausen in diese Welt gebohren und entsprossen /
bald darauff auch durch unterschiedene vornehme Gevattern zur Heil. Tauffe
geführet und mit dem Nahmen Albert Clamer in das Buch des Lebens einverzeichnet
worden.
Dessen Herr Vatter ist gewesen der Wäyland Hochwohlgebohrne Herr Hilmar von dem
Busch Erb-Herr auff Haddenhausen und Deputatus der Hochlöblichen Mindischen
Ritterschafft.
Die Frau Mutter ist gewesen / die Weyland Hochwohlgebohrne Frau / Frau Lucia
Elisabeth von Steding vom Hause Holtzhausen.
Der Herr Groß-Vater Vätterlicher Seiten ist gewesen / Herr Johann von dem Busche
Erb-Herr zu Haddenhausen und Loh.
Die Frau Groß-Mutter Väterlicher Seiten war die Hochwohlgebohrne Frau Lucia von
Münchhausen / aus denen Hoch-Adlichen Häusern Schwoebber / Leitzke und
Rinteln.
Der älter Vater aus Väterlicher Linie der Hochwohlgebohrne Herr Clamer von dem
Busche Erbherr zu Hünnefeldt / Ippenburg und Loh.
Die Frau älter Mutter Väterlicher Linie / die Hochwohlgebohrne Frau / Frau Anna
von Aschenberg aus dem Hause Bening.
Der über älter Herr Vater Väterlicher Linien der Hochwohlgebohrne Herr Albrecht
von dem Busche Hochfürstlicher Osnabrückischer hochbestalter Droste der Aempter
Wittlage / Hunteburg und Groneberg / Erbher auf Ippenburg / Hünefeldt / Loh und
Rotenburg.
Die über älter Mutter Väterlicher Linie / die Hochwohlgebohrne Frau Helena von
Buschen.
Der Herr Groß-Vatter Mütterlicher Seiten ist gewesen der Weyl. Hochwohlgebohrne
Herr Wilcken Steding Erbherr des Hauses Holtzhausen.
Die Frau Groß-Mutter Mütterlicher Linie ist gewesen / die Wayl. Hochwohlgebohrne
Frau Agnesa Abel von Grapendorp von Lübbecke.
Der älter Väter Mütterlicher Seiten ist gewesen der Hochwohlgebohrne / Gestrenge
und Veste Herr Johann von Steding / Hochfürstl. Schaumburg. Raht und Droste zum
Binnenberg / Erbgesasse zu Holtzhausen.
Die älter Mutter / Mütterlicher Seiten die Wayl. Hochwohlgebohrne Frau Anna Maria
von Kerssenbruch von Münchenhoffe.
Der Herr uhr älter Vatter Mütterlicher Linie ist gewesen der Hochwohlgebohrne
Herr Heinrich von Steding Erbherr zur Huckelriede und Stedings-Mühlen.
Die Frau uhr älter Mutter Mütterlicher Linie ist gewesen / die Wayl.
Hochwohlgebohrne Frau Johanna von Dincklage vom Hause Dincklage.
Der über älter Vater Mütterlicher Linie / der Wayl. Hochwohlgebohrne und
Gestrenge Herr Wilcken von Steding / Droste zu Delmenhorst und Wilshausen / wie
auch Obrister / welcher testantibus Historicis Anno 1535 die Stadt Münster von
denen Wieder-Täuffern mit grosser Tapfferkeit und Heldenmuth erobert hat.
Die Frau älter Mutter / Mütterlichen Stammes ist gewesen die Hochwohlgebohrne
Frau Gerdruth von Ohnhausen aus dem Hause Eichholtz.
So bald nun Hochselig gedachter Herr Dohm Dechante von dem Busche aus oberzehlten
Uhralten und sehr renomirten Hoch-Adelichen Geschlechten in diese Zeitlichkeit
erzielet worden / haben dessen Gottselige Eltern nicht allein die schuldigste
Fürsorge getragen / daß er von seinen angebohrnen Sünden gereiniget / und unserm
Erlöser und Seligmacher durch das Badt der Wiedergebuhrt und des Heil. Geistes
zugeführet worden / sondern auch / gleich wie dieselbe bald anfangs bey ihren
lieben Sohn Hertz erfreulich wahrgenommen / daß die Weißheit GOttes denselben
mit einem zu allen Geschicklichkeiten und Tugenden fähigem ingenio begabet /
also haben Sie ihre erste und letztere Sorge diese seyn lassen / daß Er zu
forderst in seiner zarten Jugend zur wahren auffrichtigen Gottesfurcht
angeführet / und in denen capitibus pietatis ac Religionis Evangelicae, auch
andern nützlichen Dingen unterrichtet worden / massen Sie ihm dero Behuff nicht
allein unterschiedliche privatos Informatores gehalten / besondern auch auff
gemeine und wolbestalte Schulen und inspecie in Jahre 1667 auf das derozeit sehr
berühmt gewesene Gymnasium zu Göttingen gesandt / woselbsten er 4 Jahre mit
gutem Nutzen sich auffgehalten / und stattliche fundamenta in humanioribus
geleget / auch daselbsten so viel profitiret / daß er ad altiora & Academica
Studia sich qualificiret / und von dannen so fort / und zwar in Jahr 1670 sich
nach der Weltberühmten Chur-Brandenburgischen Universität Franck-
furth an der Oder begeben / an welchem Orte
derselbe / laut beygebrachten stattlichen Attestati, sein triennium integrum
unverrücket mit gar grossem Ruhm gehalten / und mitlerzeit unter der Anführung
der Welt berühmten Herrn Professorum, als des Herrn geheimten Etats-Raths von
Retz / Brunnemanni / Stryckii / und anderer in politicis wie auch Studio Juris
nöhtige principia zu Erreichung des ihm vorgesetzten Ziels gefasset / wenigers
nicht in allen einem Cavallier anständigen Exercitiis und Sprachen sich
dermassen geübet und qualificiret / daß wolgedachte Universität an denselben
ihre extraordinaire Lust und Vergnügen gehabt / anerwogen der Königl. Preuß.
Geheimbte Raht und Director Academiae Hallensis Herr Samuel Strycke / als dessen
Collegia er insonderheit fleißig frequentiret / mehrmahlen zu dessen beständigen
Nachruhm contestiret und erwehnet / wie unser wohlsehl. Dohm Dechante damahlen /
als er zu Franckfurth studiret / ein rechtes Muster eines braven / fleissigen
und mit vielen qualitäten begabten Cavalliers gewesen sey.
Nachdem auff besagter Universität Franckfurth / absolvirten triennio hat er sich
weiter nach Genev verfüget / an welchem Orte derselbe sich ein gantzes Jahr lang
auffgehalten und seine Studia so wol / als auch die Exercitia rühmlichst
continuiret / und von dannen ist er nach Franckreich gangen / worinnen / und
zwar absonderlich in Paris / er über 2. Jahre subsistiret und denen Studiis, wie
auch allen andern nützlichen Wissenschafften obgelegen / inspecie aber in der
Frantzösischen Sprache / Reithen und andern Adelichen Ritterlichen Ubungen sich
trefflich geübet und dermassen qualificiret / daß Jederman seine Freude an ihm
gehabt.
Als nunmehr wolseelig gedachter Herr Dohm Dechante seine Studia cum insigni laude
absolviret und zugleich unterschiedene exotische Länder und Provincien
durchgereiset / ist derselbe in Anno 1679 nacher Hofe gegangen / und gleich wie
S. Churfürstl. Durchl. zu Brandenburg etc. Friederich Wilhelm der Grosse /
Höchstselig- und Glorwürdigsten Andenckens zu ihm gleich anfangs extraordinaire
grosse Gnade gewonnen / die gantze gnädigste Herrschafft auch und das hohe
Ministerium an denselben etwas sonderliches remarquiret, inspecie aber dessen
Treue und Redlichkeit aestimiret / so ist es dann geschehen / daß er bald
darauff / nemlich in Jahr 1680 wegen seines raren Talents / womit er sich vor
andern distinguiret / zum Churfürstl. Cammer-Junckern
gnädigst bestellet worden; bey
welcher Station derselbe sich dermassen wol auffgeführet und Signalisiret / daß
Höchstseligstermeldte Sr. Churfürstl. Durchl. ihn / nachdem er nun zwey Jahre
bey Hofe gewesen (welches gewiß etwas ungewöhnliches) mit dem Orden de la
Generositè und Gnaden-Creutze in höchsten Gnaden beehret und regaliret; bey
welcher gnädigsten Conferirung mehr höchstgedachte S. Churfürstl. Durchl.
sonderlich gnädigste expressionen und tendresse sich gebrauchet haben sollen
Ja in welchem grossen Ansehen und Consideration der wohlsehl. Herr gewesen /
erscheinet nochmehr daraus Sonnen-heiter / daß / nachdem er allererst in Anno
1683 bey hiesiger hohen Cathedral-Kirche Dohmherr worden und solchen Caracter
kaum 3. Jahre gehabt / derselbe in Anno 1686 quasi exultimo stallo sive
subsellio durch eine allgemeine Wahl eines gantzen Hochwürdigen Dohm-Capittels
zum Dechanten der hiesigen hohen Cathedral-Kirche unanimiter erwehlet / und
gereichen die Umstände / so bey dieser Wahl vorgangen / absonderlich zu dessen
Nachruhm und Ehre / allermassen auff der Notorietät beruhet / daß derselbe der
erstere Evangelische Dohm-Dechante gewesen / so post annum 1624 ex Evangelicis
erwehltt worden.
Zu welcher Wahl vorhöchst gedachte S. Churfürstl. Durchl. selbsten gnädigsten
Anlaß gegeben / und diesen dero getreuen Cammer-Junckern von dem Busch eintzig
und allein respect gnädigst vorgeschlagen und confirmiret / ohnerachtet derselbe
vorher hieselbsten keine Residentz gehalten.
Sothane Churfürstl. Gnade hat auch mit und nach dieser Election keines weges
auffgehöret / sondern es ist vielmehr bekandt / daß der wohlsehl. Dohm-Dechante
nachgehends so lange / biß S. Churfürstl. Durchl. in Jahr 1688 ihren Groß- und
Heldenmühtigen Geist aufgegeben / bey Hofe beständig bleiben und auffwarten
müssen / allermassen Sie / wie jederman nicht unwissend seyn kan / auff
denselben eine ungemeine Gnade geworffen / und dessen Treue nicht entbehren
wollen.
Gleichergestalt bestehet es auff kündiger und offenbahrer Warheit / daß sothane
Churfürstl. grosse Gnade und Hulde auff Dero Durchlauchtigste Nachkommen
transferiret und gleichsahm hereditair worden / zumahlen alle Churfürstl. Herrn
Söhne und Descendenten unsern Herrn Dohm Dechanten eine solche
ungemeine Gnade und Liebe zugewandt /
selbige auch so vielfältig bey allen vorfallenden Occasionen gegen ihn in der
That bezeuget und ihm unverrückt und absque ullo intervallo (so in dieser sonst
schnöden und argen Welt abermahlen zu admiriren ist) biß an sein seeliges Ende /
gnädigst conserviret haben / derogestalt daß die Menge desjenigen / was man
davon bey dieser Gelegenheit sagen könte / nicht gnugsahm ausgedrücket
werdenkan.
Es beweiset solches klährlich / daß insonderheit S. Königl. Maytt. etc. Unser
allergnädigster König und Herr / demselben viele hochwichtige Sachen anvertrauet
und committiret / auch zu unterschiedenen mahlen als einen Gesandten gebrauchet
und unter andern einesmahls an S. Churfürstl. Durchl. von Pfaltz verschicket /
weniger nicht en egard solcher seiner Treue / Redlichkeit / wie auch
hospitalität und vorab wegen seiner Meriten in Jahr 1703 zu Dero vornehmsten
Landraht hiesigen Fürstenthums in allerhöchsten Gnaden bestellen lassen; anjetzo
geliebter Kürtze halber zugeschweigen / daß er ausser diesen zum öfftern
Gelegenheit gehabt / sonsten bey Hofe sein Glück weiter zu poussiren und zu
höhern Dignitäten zugelangen / so er doch theils aus einer angebohrnen Modestie
und ungemeinen Liebe gegen sein theures Vaterland (vor dessen Wohlfahrt er
unaufhörlich gesorget) theils auch aus andern Christlichen Absichten von sich
abgelehnet hat.
Jedoch ist notorium, gestalt so wol höchstgedachte Se. Königl. Majestät / als
auch die Königl. Herrn Gebrüdere Königl. Hoheiten ihm sonsten ihre höchste Grace
auf unzählbahre Weise gedeihen lassen / derogestalt daß er Jährlich ein oder
zwey mahl nacher Hofe kommen / und seine aller und unterthänigste Auffwartung
thun müssen.
Imgleichen ist unser Wohlseel. Herr Dohm-Dechant bey allen vor und nach gewesenen
Königlichen und Chur-Fürstlichen hohen Premier- und Etats-Ministren, wie nicht
weniger bey der gantzen Generalität / der gantzen Hoffstatt und andern hohen so
wol Civil-als Militair-Bedienten in grossem Ansehen und intimer admission
gewesen / massen dieselbe sammt und sonders (es mögen die Perioden gewesen seyn
/ wie sie gewolt) auf ihm eine mehr als gewöhnliche Faveur / Liebe und
Vertraulichkeit geworffen und denselben vor andern mit Distinction und
AEmulation aestimiret haben.
In welcher Estime, Consideration, Auctorität und Liebe offt Wohlseel. Herr
Dohm-Dechant bey hiesiger Königl. Hochpreißl. Regierung / Einem hohen
Hochwürdigen Dohm-Capitel / Der gantzen Hochlöblichen Ritterschafft / Allen
Hoch-Adelichen Stifftern / und in specie bey dem Hoch-Adelichen Stiffte zu
Levern (welches Ihn im Jahr 1694. zu Dero Prälaten und Probsten vermittelst
einer einhelligen Wahl erwehlet) so dann auch bey hiesigem Löbl. Stadt Magistrat
und der lieben Burgerschafft dieser guten Stadt Minden / und in summa bey allen
so wol Adelichen als Unadelichen / reichen und armen Unterthanen gestanden / ist
unnöhtig der Breite nach auszuführen / massen er teste ipsâ invidiâ sich
niemahlen anders / als wie es einem rediichen und auffrichtigen Mann und
Cavallier wol anstehet / auffgeführet.
Niemand wird ihm mit Bestande der Warheit ein anders nachsagen können / als daß
er ein solcher Dohm Dechant / Prälate und Land-Raht gewesen / welchen man wegen
seiner Gottesfurcht / Capacität / auffrichtigen Intention und Liebe / so er
insgemein vor alle Menschen insonderheit vor das Vaterland und das bonum
publicum gehabt / sodann auch wegen seiner Auctorität und dexterität / lieben
und veneriren müssen.
In allen seinen rühmlichen Actionen / Thun und Lassen war dessen Absicht eintzig
und allein dahin abgezwecket / umb GOtt seinen himmlischen Vater von gantzen
Hertzen und seinen Nechsten als sich selbsten zu lieben / zu ehren und zu
dienen.
Das gantze Hochwürdige Dohm Capittel wird und muß ihm das ohn paßionirte Zeugniß
beylegen / daß er en general pro salute Patriae allemahl geeiffert / mithin das
interesse der hohen Cathedral-Kirchen mit ernst nicht allein gesuchet / sondern
auch in vielen stücken notoriè verbessert und extendiret.
Die Hochlöblichen Herrn Stände werden solches affirmiren / das Hochadeliche
Stifft zu Levern saget rund aus / daß sie an diesem ihren Prälaten einen rechten
Vater / so es getreulich mit ihm gemeinet / verlohren / massen er vor des
Stiffts Wolfahrt redlich gesorget.
Wir haben an unsern wolseel. Herrn von dem Busche gesehen / daß der kluge Heyde
Seneca nicht un recht hat / wenn
er
geschrieben. Generosa in ortus semina exsurgunt suos. Was von Edlem Saamen ist /
pfleget allemahl seiuem ersten Anfange sehr nahe zu kommen.
Denn wie er mit der edlen Mutter-Milch die wahr Gottesfurcht und daher fliessende
Adeliche Tugenden ihm gleichsahm eingeflösset waren / also strebete er mit allen
fleiß dahin / daß er dem von vielen edlen Stämmen seiner rühmlichen Vorfahren
eingesogenen Safft ihm wol zu nutze machen / mit preißwürdigen Zusatz ohne
unterlaß verbessern und in der That erweisen möchte / daß er ein guter und edler
Busch ja ein trefflicher Baum sey.
Alle diejenige / die viel und offt um ihm gewesen / werden gerne bekennen / daß
er kein Dorn-Busch gewesen / der nur ritzet und kratzet:
So führete er auch nicht zum Sinn-Bilde / einen Diestelkopff / der nur stechen
und verwunden kan / wie etwa jene Ritter in Schottland ein solches Sinnbild
ihnen erwehlet / mit der Uberschrifft: Nemo me impunè lacessit: Keiner
vergreiffe sich an mich / sondern er war ein guter und nützlicher / ein
angenehmer Rosenbusch / welcher mit seiner lieblichen Blüte / mit seinen süssen
früchten GOtt und Menschen zu erfreuen bemühet wahr / er hassete zwar die
Untugenden; liebte aber aus angebohrner Tugend die Menschen / so von denen
Untugenden verführet waren / und hielte für sich Friede mit jederman / befleisse
sich auch / durch den GOtt des Friedens angetrieben / uneinige Gemüther zu
vereinigen.
Zwar ist nicht ohne / daß es ihm an Feinden / welche nach ihrer malheureusen und
verderbten Natur an denselben sich zu wagen sich nicht entbrechen können / gar
nicht gefehlet / doch halte er das principium Aulicum ac Verè Christianum zu
seiner maxime erwehlet pro illatis injuriis gratias referre. massen er von oben
herab unterrichtet / seine Mißgönnere und Feinde mit erbarmenden Augen anzusehen
und dieselbe generoso contemtu und mit aller Freundlichkeit zu überwinden.
Es heisse von diesem Busche: Panditur omnibus: Allen offen / so daß von ihm / wie
von dem Rosen gesaget werden
kan:
Olet & recreat: Der Geruch ergetzet. Denn alles recurirte zu unsern wolseel.
Dohm Dechanten / alles addressirte sich an ihm / bey ihm war allen der Tisch
gedecket / wenn das Land in Sorgen und Bekümmerniß stunde / so muste der Herr
Dohm Dechant sich auffmachen. Wie viele höchst beschwerliche und mannigmahl gar
verdießliche Reisen und Deputationen sind nicht von ihm übernommen / dabey er
bekandter massen sein propres interesse gewaltig zurück gesetzet und negligiret
hat.
Die gantze Hochadliche Familie von dem Busche und andere hohe vornehme
Anverwandten haben nimmer einen getreueren Freund gehabt / als eben diesen
unsern ehrlichen Herr Dohm Dechanten. Mit welcher Treu und Liebe / mit welcher
Embsigkeit und Sorgfalt er seinen Herrn Brüdern und seiner eintzigen liebe Frau
Schwester die Hochwolgebohrne Frau von Münchhausen zu Oldendorff begegnet / was
er in specie an seines lieben Herrn Bruders des Wayl. Hochwolgeb. Gestrengen und
Vesten Joh. Wilcken von dem Busche Königl. Regierungs-Rath und Drosten zu
Hausberge nach gebliebenen höchstbetrübten Frau Wittiben der Hochwolgb. Frauen /
Frauen Gebohrnen von Ledebur und denen 8. Vaterlosen Wäysen vor Liebeswercke
ausgeübet / wie sehr er vor dieselbe Tag und Nacht gesorget / lieget vor unser
aller Augen und ist unnöhtig davon einiges Wort Gepränge zu machen.
So wird es auch nicht bedürffen / von des wohlsehligen Herrn Dohm Dechantens
wahren Gottesfurcht / Pietät, guten Erkändtniß in der Religion / bezeugten Liebe
gegen die Geistlichen / dessen Selensorger und die armen Glieder in Christo
Erwehnung zu thun / massen es jederman ohndem bekandt.
Zwar ist er im geringsten nicht zubeklagen / weilen seine Seele dem Verdruß
dieser argen und falschen Zeiten entnommen ist und bey seinem GOtt die
gnadenvolle Belohnung für Seinen bezeugeten Glauben empfähet;
Aber S. Königl. Majestät in Preussen etc. Unser allergnädigster König und Herr
verliehren einen dero getreuesten Diener / das gantze Land einen rechtschaffenen
Patrioten / die gantze Noblesse eine Zierde / die Armuth einen sonderlichen
Gutthäter /
Witwen und Waysen einen
sichern Beystand / das Hochwürdige Dohm-Capittel einen unvergleichlichen und
erwünschten Dohm Dechanten / die Hochlöbl. Herrn Stände einen verständigen
Vorsprecher / daß Hochadl. Stifft zu Levern ihr Haupt und einen auffrichtigen
Prälaten / die gantze Hochadl. Familie eine Stütze / die lieben Haddenhausische
und Münchhausische Kinder ihren zweyten Vater Erhalter und Versorger / die Frau
Wittwe seines Brudern des wolseel. Herrn Regierungs Rahts und Drostens /
alles!
Endlich seine Kranckheit und darauff erfolgeten sehl. Abschied betreffend / hat
er Gestern vor 3. Wochen / war der 15te Febr. anfänglich eine alteration bey
sich verspühret / welche andern Tages zu einem Gallen / Fieber
ausgeschlagen.
Ob man nun zwar nicht ermangelt sofort erfahrne Medicos als Herr Professorem und
Doctorem Winthern zu Rinteln / wie auch Herr Doctorem juniorem Vasmarum allhier
zu adhibiren / auch GOtt nm seinen Seegen zu denen gebrauchten Mitteln
inbrünstig und mit Thränen anzuflehn; so hat sich doch keine Erleichterung
gefunden / sondern vielmehr hervorgethan / daß besagte Kranckheit und Fieber
sich in febrem malignam verwandelt / welches dann von Tagen zu Tagen dermassen
zugenommen / daß man leichtlich schliessen können / daß der Allerhöchste mit ihm
aus der bösen Welt eilen wolle.
Ehe und bevor aber die allergeringste Gefährlichkeit und signamortis sich
gezeiget / hat der Wohlsehl. sich dermassen mit GOtt seinem Schöpffer versöhnet
und eine solche devotion bezeuget / derogleichen GOtt uns und allen frommen
Christen verleihen wolle.
Darauff er endlich gestern vor 8. Tagen als am 1sten hujus des Abends ein viertel
nach 5 Uhren / nachdem er in diesem Jammerthal 56. Jahre 9. Monate und 1. Tag
gelebet unter andächtigen Gebet seines Beicht-Vaters und der Umstehenden /
sanfft selig verschieden.