Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710.mit dem Vater eines göttlichen Wesens wäre / denn wer das festiglich glaubet / der weiß auch und ist versichert / daß er nicht allein helffen könne / wenn er nach seiner sichtbahren Gegenwart da ist / sondern auch / wenn er nach derselben abwesend ist / das glaubete aber Martha nicht / sondern meynete / das Vermögen einen Krancken zu helffen hinge an seiner sichtbaren Gegenwart / wie solches ihre Worte deutlich weisen / da sie sagt: HErr / wärest du hie gewesen / mein Bruder wäre nicht gestorben / womit sie die meiste Schuld daß ihr Bruder an der ausgestandenen Kranckheit gestorben / auff die Abwesenheit des HErrn JEsu leget / und ihn den Verzugseiner Ankunfft verweißlich vorhalten wil / er helffe Frembden und Unbekandten auch wohl ehe sie bitten / und habe versäumet zu ihnen zu kommen / da sie ihm ersuchen lassen / biß nunmehro / da es zu späte sey / und möge also selbst urtheilen / ob er als ein guter Freund gehandelt. Vid. Lyser Harm. Lib. IV. Part. 2. c. 140. Also hielte sie ihn für einen solchen Sohn GOttes der seinen Wesen nach ein blosser Mensch wäre / nur daß er von GOtt mehr Gnade / Macht / Ehre und Herrlichkeit empfangen hätte als andere Menschen vor ihm / auch als die Propheten und übrige Heilige Altes Testamentes / welches sie noch ferner zu Tage leget / da sie sagt: Aber ich weiß auch noch daß was du bittest von GOtt / das wird dir GOtt geben. Denn ob sie wohl hiermit bezeuget sie glaube er werde noch wissen ihrem Leiden zu rathen / so meynet sie doch nicht daß ers aus eigner Krafft vermöge / sondern wenn er was thun wolle / so müsse ers durchs Gebeth von GOtt erlangen wie Elias / Elisa und andere heilige Männer GOttes / wenn sie Todten erwecket oder andere Wunder gethan / solches nicht mit dem Vater eines göttlichen Wesens wäre / denn wer das festiglich glaubet / der weiß auch und ist versichert / daß er nicht allein helffen könne / wenn er nach seiner sichtbahren Gegenwart da ist / sondern auch / wenn er nach derselben abwesend ist / das glaubete aber Martha nicht / sondern meynete / das Vermögen einen Krancken zu helffen hinge an seiner sichtbaren Gegenwart / wie solches ihre Worte deutlich weisen / da sie sagt: HErr / wärest du hie gewesen / mein Bruder wäre nicht gestorben / womit sie die meiste Schuld daß ihr Bruder an der ausgestandenen Kranckheit gestorben / auff die Abwesenheit des HErrn JEsu leget / und ihn den Verzugseiner Ankunfft verweißlich vorhalten wil / er helffe Frembden und Unbekandten auch wohl ehe sie bitten / und habe versäumet zu ihnen zu kommen / da sie ihm ersuchen lassen / biß nunmehro / da es zu späte sey / und möge also selbst urtheilen / ob er als ein guter Freund gehandelt. Vid. Lyser Harm. Lib. IV. Part. 2. c. 140. Also hielte sie ihn für einen solchen Sohn GOttes der seinen Wesen nach ein blosser Mensch wäre / nur daß er von GOtt mehr Gnade / Macht / Ehre und Herrlichkeit empfangen hätte als andere Menschen vor ihm / auch als die Propheten und übrige Heilige Altes Testamentes / welches sie noch ferner zu Tage leget / da sie sagt: Aber ich weiß auch noch daß was du bittest von GOtt / das wird dir GOtt geben. Denn ob sie wohl hiermit bezeuget sie glaube er werde noch wissen ihrem Leiden zu rathen / so meynet sie doch nicht daß ers aus eigner Krafft vermöge / sondern wenn er was thun wolle / so müsse ers durchs Gebeth von GOtt erlangen wie Elias / Elisa und andere heilige Männer GOttes / wenn sie Todten erwecket oder andere Wunder gethan / solches nicht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0022" n="20"/> mit dem Vater eines göttlichen Wesens wäre / denn wer das festiglich glaubet / der weiß auch und ist versichert / daß er nicht allein helffen könne / wenn er nach seiner sichtbahren Gegenwart da ist / sondern auch / wenn er nach derselben abwesend ist / das glaubete aber Martha nicht / sondern meynete / das Vermögen einen Krancken zu helffen hinge an seiner sichtbaren Gegenwart / wie solches ihre Worte deutlich weisen / da sie sagt: HErr / wärest du hie gewesen / mein Bruder wäre nicht gestorben / womit sie die meiste Schuld daß ihr Bruder an der ausgestandenen Kranckheit gestorben / auff die Abwesenheit des HErrn JEsu leget / und ihn den Verzugseiner Ankunfft verweißlich vorhalten wil / er helffe Frembden und Unbekandten auch wohl ehe sie bitten / und habe versäumet zu ihnen zu kommen / da sie ihm ersuchen lassen / biß nunmehro / da es zu späte sey / und möge also selbst urtheilen / ob er als ein guter Freund gehandelt. <note place="left">Vid. Lyser Harm. Lib. IV. Part. 2. c. 140.</note> Also hielte sie ihn für einen solchen Sohn GOttes der seinen Wesen nach ein blosser Mensch wäre / nur daß er von GOtt mehr Gnade / Macht / Ehre und Herrlichkeit empfangen hätte als andere Menschen vor ihm / auch als die Propheten und übrige Heilige Altes Testamentes / welches sie noch ferner zu Tage leget / da sie sagt: Aber ich weiß auch noch daß was du bittest von GOtt / das wird dir GOtt geben. Denn ob sie wohl hiermit bezeuget sie glaube er werde noch wissen ihrem Leiden zu rathen / so meynet sie doch nicht daß ers aus eigner Krafft vermöge / sondern wenn er was thun wolle / so müsse ers durchs Gebeth von GOtt erlangen wie Elias / Elisa und andere heilige Männer GOttes / wenn sie Todten erwecket oder andere Wunder gethan / solches nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [20/0022]
mit dem Vater eines göttlichen Wesens wäre / denn wer das festiglich glaubet / der weiß auch und ist versichert / daß er nicht allein helffen könne / wenn er nach seiner sichtbahren Gegenwart da ist / sondern auch / wenn er nach derselben abwesend ist / das glaubete aber Martha nicht / sondern meynete / das Vermögen einen Krancken zu helffen hinge an seiner sichtbaren Gegenwart / wie solches ihre Worte deutlich weisen / da sie sagt: HErr / wärest du hie gewesen / mein Bruder wäre nicht gestorben / womit sie die meiste Schuld daß ihr Bruder an der ausgestandenen Kranckheit gestorben / auff die Abwesenheit des HErrn JEsu leget / und ihn den Verzugseiner Ankunfft verweißlich vorhalten wil / er helffe Frembden und Unbekandten auch wohl ehe sie bitten / und habe versäumet zu ihnen zu kommen / da sie ihm ersuchen lassen / biß nunmehro / da es zu späte sey / und möge also selbst urtheilen / ob er als ein guter Freund gehandelt. Also hielte sie ihn für einen solchen Sohn GOttes der seinen Wesen nach ein blosser Mensch wäre / nur daß er von GOtt mehr Gnade / Macht / Ehre und Herrlichkeit empfangen hätte als andere Menschen vor ihm / auch als die Propheten und übrige Heilige Altes Testamentes / welches sie noch ferner zu Tage leget / da sie sagt: Aber ich weiß auch noch daß was du bittest von GOtt / das wird dir GOtt geben. Denn ob sie wohl hiermit bezeuget sie glaube er werde noch wissen ihrem Leiden zu rathen / so meynet sie doch nicht daß ers aus eigner Krafft vermöge / sondern wenn er was thun wolle / so müsse ers durchs Gebeth von GOtt erlangen wie Elias / Elisa und andere heilige Männer GOttes / wenn sie Todten erwecket oder andere Wunder gethan / solches nicht
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Zitationshilfe: | Knopff, Albrecht F.: Die über dem Todt der Gläubigen reichlich getröstete Leydtragende. Minden, 1710, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knopff_todt_1710/22>, abgerufen am 16.02.2025. |