lenthalben Kanäle findet, vollkommen aus. Sie sind von verschiednem Roth, scheinen aber viel bes- ser gebrannt und gemischt zu seyn, als die unsri- gen. Spät am Abend kamen wir nach Nuys, ei- nem gradstraßigen freundlichen Städtchen. Hier zu Lande muß man sich in alten Zeiten nach andern Grundsätzen nachgebauet haben, als in den deutschen Städten; von hier an fanden wir auf unserm Wege keine krummen Straßen mehr, gerade, ebne, wenn gleich in den kleinen Orten wie Nuys, nicht breite Straßen. Von Cölln an fand ich in allen Städtchen neu angeleg- te Spatziergänge, und vor den Thoren bepflanzte Wege, deren Bäume acht bis zehn Jahr alt schie- nen; auch auf dem Lande war der Weg, wo es der Sandboden irgend erlaubte, mit Bäumen be- setzt. Von Nuys aus waren die Felder weniger schlecht, der Boden eben so sandig, aber die Dör- fer mehr an einander gerückt. Man behält den Rhein sehr nahe; von Nuys ist er eine kleine Stunde, und gegenüber liegt Düsseldorf. Mir ward das Herz warm bei der Nähe dieses Ortes, bei dem ich einst so ausgezeichnete Menschen kann- te, aber dahin verlangen that mir nicht, denn das Schicksal führte sie längst hinweg, und
lenthalben Kanaͤle findet, vollkommen aus. Sie ſind von verſchiednem Roth, ſcheinen aber viel beſ- ſer gebrannt und gemiſcht zu ſeyn, als die unſri- gen. Spaͤt am Abend kamen wir nach Nuys, ei- nem gradſtraßigen freundlichen Staͤdtchen. Hier zu Lande muß man ſich in alten Zeiten nach andern Grundſaͤtzen nachgebauet haben, als in den deutſchen Staͤdten; von hier an fanden wir auf unſerm Wege keine krummen Straßen mehr, gerade, ebne, wenn gleich in den kleinen Orten wie Nuys, nicht breite Straßen. Von Coͤlln an fand ich in allen Staͤdtchen neu angeleg- te Spatziergaͤnge, und vor den Thoren bepflanzte Wege, deren Baͤume acht bis zehn Jahr alt ſchie- nen; auch auf dem Lande war der Weg, wo es der Sandboden irgend erlaubte, mit Baͤumen be- ſetzt. Von Nuys aus waren die Felder weniger ſchlecht, der Boden eben ſo ſandig, aber die Doͤr- fer mehr an einander geruͤckt. Man behaͤlt den Rhein ſehr nahe; von Nuys iſt er eine kleine Stunde, und gegenuͤber liegt Duͤſſeldorf. Mir ward das Herz warm bei der Naͤhe dieſes Ortes, bei dem ich einſt ſo ausgezeichnete Menſchen kann- te, aber dahin verlangen that mir nicht, denn das Schickſal fuͤhrte ſie laͤngſt hinweg, und
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lenthalben Kanaͤle findet, vollkommen aus. Sie
ſind von verſchiednem Roth, ſcheinen aber viel beſ-
ſer gebrannt und gemiſcht zu ſeyn, als die unſri-
gen. Spaͤt am Abend kamen wir nach Nuys, ei-
nem gradſtraßigen freundlichen Staͤdtchen.
Hier zu Lande muß man ſich in alten Zeiten nach
andern Grundſaͤtzen nachgebauet haben, als
in den deutſchen Staͤdten; von hier an fanden
wir auf unſerm Wege keine krummen Straßen
mehr, gerade, ebne, wenn gleich in den kleinen
Orten wie Nuys, nicht breite Straßen. Von
Coͤlln an fand ich in allen Staͤdtchen neu angeleg-
te Spatziergaͤnge, und vor den Thoren bepflanzte
Wege, deren Baͤume acht bis zehn Jahr alt ſchie-
nen; auch auf dem Lande war der Weg, wo es
der Sandboden irgend erlaubte, mit Baͤumen be-
ſetzt. Von Nuys aus waren die Felder weniger
ſchlecht, der Boden eben ſo ſandig, aber die Doͤr-
fer mehr an einander geruͤckt. Man behaͤlt den
Rhein ſehr nahe; von Nuys iſt er eine kleine
Stunde, und gegenuͤber liegt Duͤſſeldorf. Mir
ward das Herz warm bei der Naͤhe dieſes Ortes,
bei dem ich einſt ſo ausgezeichnete Menſchen kann-
te, aber dahin verlangen that mir nicht, denn
das Schickſal fuͤhrte ſie laͤngſt hinweg, und
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/91>, abgerufen am 24.11.2024.
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