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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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den Kartoffel- oder Kleefeld lag ein anderes, das
um drei Monate zurück war. Wir fanden in die-
ser Gegend viel Anstalten zu dem vorhabenden
Wasserbau, denn die Gefahren der Ueberschwem-
mung erstrecken sich bis hieher. Wir fuhren an
einer Niederlage von Faschinen vorbei, welche
viele Morgen Landes bedeckte. Eine Betriebsam-
keit der hiesigen Gegend war mir ganz neu,
die ambulanten Backsteinbrennereien, die von
den Bewohnern der Gegend von Nuys betrie-
ben werden. Man läßt weit am Rhein herauf
an beiden Ufern solche Nuyser Familien kommen,
Vater, Mutter und Kinder; so ein Haushalt heißt
ein Pflug. An Ort und Stelle zeigt ihm der
Gutseigenthümer der ihn verschrieb den zu ihrer
Arbeit angemessenen Boden, von Lehm und Sand
gemischt an, aus diesem bilden sie die Steine, und
setzen sie in Form eines Vierecks mit abgestumpf-
ten Winkeln auf, bis sie einen Ofen daraus ge-
bildet haben, der die zweckmäßige Dicke und pas-
senden Umfang hat; äußerlich wird er mit Erde
und Rasen bekleidet, dann von innen mit Torf
oder Steinkohlen geheitzt. So dienen die Steine
sich selbst zum Ofen, und brennen in der Glut,
welche zwischen dem geschickt gesetzten Steinen al-

den Kartoffel- oder Kleefeld lag ein anderes, das
um drei Monate zuruͤck war. Wir fanden in die-
ſer Gegend viel Anſtalten zu dem vorhabenden
Waſſerbau, denn die Gefahren der Ueberſchwem-
mung erſtrecken ſich bis hieher. Wir fuhren an
einer Niederlage von Faſchinen vorbei, welche
viele Morgen Landes bedeckte. Eine Betriebſam-
keit der hieſigen Gegend war mir ganz neu,
die ambulanten Backſteinbrennereien, die von
den Bewohnern der Gegend von Nuys betrie-
ben werden. Man laͤßt weit am Rhein herauf
an beiden Ufern ſolche Nuyſer Familien kommen,
Vater, Mutter und Kinder; ſo ein Haushalt heißt
ein Pflug. An Ort und Stelle zeigt ihm der
Gutseigenthuͤmer der ihn verſchrieb den zu ihrer
Arbeit angemeſſenen Boden, von Lehm und Sand
gemiſcht an, aus dieſem bilden ſie die Steine, und
ſetzen ſie in Form eines Vierecks mit abgeſtumpf-
ten Winkeln auf, bis ſie einen Ofen daraus ge-
bildet haben, der die zweckmaͤßige Dicke und paſ-
ſenden Umfang hat; aͤußerlich wird er mit Erde
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[76/0090] den Kartoffel- oder Kleefeld lag ein anderes, das um drei Monate zuruͤck war. Wir fanden in die- ſer Gegend viel Anſtalten zu dem vorhabenden Waſſerbau, denn die Gefahren der Ueberſchwem- mung erſtrecken ſich bis hieher. Wir fuhren an einer Niederlage von Faſchinen vorbei, welche viele Morgen Landes bedeckte. Eine Betriebſam- keit der hieſigen Gegend war mir ganz neu, die ambulanten Backſteinbrennereien, die von den Bewohnern der Gegend von Nuys betrie- ben werden. Man laͤßt weit am Rhein herauf an beiden Ufern ſolche Nuyſer Familien kommen, Vater, Mutter und Kinder; ſo ein Haushalt heißt ein Pflug. An Ort und Stelle zeigt ihm der Gutseigenthuͤmer der ihn verſchrieb den zu ihrer Arbeit angemeſſenen Boden, von Lehm und Sand gemiſcht an, aus dieſem bilden ſie die Steine, und ſetzen ſie in Form eines Vierecks mit abgeſtumpf- ten Winkeln auf, bis ſie einen Ofen daraus ge- bildet haben, der die zweckmaͤßige Dicke und paſ- ſenden Umfang hat; aͤußerlich wird er mit Erde und Raſen bekleidet, dann von innen mit Torf oder Steinkohlen geheitzt. So dienen die Steine ſich ſelbſt zum Ofen, und brennen in der Glut, welche zwiſchen dem geſchickt geſetzten Steinen al-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/90>, abgerufen am 24.11.2024.