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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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hier und da mit schwarzem Boden vermischt ist.
Wir waren von unserm Beschützer in Cölln so un-
endlich schlecht beschützt worden, daß wir für den
doppelten Preis den es in Deutschland gekostet
hätte, eine Chaise mit zwei Pferden erhalten hat-
ten, die uns saumselig durch den Sand zog.
Ueberhaupt würde ich keine solche Chaise mehr
nehmen, wenn ich noch einmal des Wegs käm',
und diesen Rath hätte uns unser Beschützer geben
sollen. Nach Landessitte führt man mit zwei
Pferden zweiräderige Fuhrwerke, deren Kasten
ganz chaisenartig ist. Auf dem ebnen Boden, in
dem tiefen Sande, haben sie für die Pferde viel
mehr Leichtigkeit. An einigen Stellen nähert sich
der Weg wieder dem Rhein; meistens liegen die
Dörfer am Flusse, und in ihrer Nähe sind die Fel-
der etwas besser bebaut, auf den ferner gelegnen
kann man sich nichts elenderes denken wie die dün-
nen Gerstenhalme, zwischen denen überall der
graue Boden hervor blickte. Etwas besser sah das
Haidekorn aus, das eben in voller Blüthe stand.
Höchst ungleich wuchsen Kartoffeln und Klee und
das so nahe bei einander, daß nothwendig die
Behandlung daran Schuld seyn mußte, denn ne-
ben einem recht kräftigen in voller Blüthe stehen-

hier und da mit ſchwarzem Boden vermiſcht iſt.
Wir waren von unſerm Beſchuͤtzer in Coͤlln ſo un-
endlich ſchlecht beſchuͤtzt worden, daß wir fuͤr den
doppelten Preis den es in Deutſchland gekoſtet
haͤtte, eine Chaiſe mit zwei Pferden erhalten hat-
ten, die uns ſaumſelig durch den Sand zog.
Ueberhaupt wuͤrde ich keine ſolche Chaiſe mehr
nehmen, wenn ich noch einmal des Wegs kaͤm’,
und dieſen Rath haͤtte uns unſer Beſchuͤtzer geben
ſollen. Nach Landesſitte fuͤhrt man mit zwei
Pferden zweiraͤderige Fuhrwerke, deren Kaſten
ganz chaiſenartig iſt. Auf dem ebnen Boden, in
dem tiefen Sande, haben ſie fuͤr die Pferde viel
mehr Leichtigkeit. An einigen Stellen naͤhert ſich
der Weg wieder dem Rhein; meiſtens liegen die
Doͤrfer am Fluſſe, und in ihrer Naͤhe ſind die Fel-
der etwas beſſer bebaut, auf den ferner gelegnen
kann man ſich nichts elenderes denken wie die duͤn-
nen Gerſtenhalme, zwiſchen denen uͤberall der
graue Boden hervor blickte. Etwas beſſer ſah das
Haidekorn aus, das eben in voller Bluͤthe ſtand.
Hoͤchſt ungleich wuchſen Kartoffeln und Klee und
das ſo nahe bei einander, daß nothwendig die
Behandlung daran Schuld ſeyn mußte, denn ne-
ben einem recht kraͤftigen in voller Bluͤthe ſtehen-

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[75/0089] hier und da mit ſchwarzem Boden vermiſcht iſt. Wir waren von unſerm Beſchuͤtzer in Coͤlln ſo un- endlich ſchlecht beſchuͤtzt worden, daß wir fuͤr den doppelten Preis den es in Deutſchland gekoſtet haͤtte, eine Chaiſe mit zwei Pferden erhalten hat- ten, die uns ſaumſelig durch den Sand zog. Ueberhaupt wuͤrde ich keine ſolche Chaiſe mehr nehmen, wenn ich noch einmal des Wegs kaͤm’, und dieſen Rath haͤtte uns unſer Beſchuͤtzer geben ſollen. Nach Landesſitte fuͤhrt man mit zwei Pferden zweiraͤderige Fuhrwerke, deren Kaſten ganz chaiſenartig iſt. Auf dem ebnen Boden, in dem tiefen Sande, haben ſie fuͤr die Pferde viel mehr Leichtigkeit. An einigen Stellen naͤhert ſich der Weg wieder dem Rhein; meiſtens liegen die Doͤrfer am Fluſſe, und in ihrer Naͤhe ſind die Fel- der etwas beſſer bebaut, auf den ferner gelegnen kann man ſich nichts elenderes denken wie die duͤn- nen Gerſtenhalme, zwiſchen denen uͤberall der graue Boden hervor blickte. Etwas beſſer ſah das Haidekorn aus, das eben in voller Bluͤthe ſtand. Hoͤchſt ungleich wuchſen Kartoffeln und Klee und das ſo nahe bei einander, daß nothwendig die Behandlung daran Schuld ſeyn mußte, denn ne- ben einem recht kraͤftigen in voller Bluͤthe ſtehen-

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/89>, abgerufen am 24.11.2024.