the! an ihren Früchten erkennen wir sie, und kön- nen stolz darauf seyn.
Warum uns doch Ruinen der Vorzeit so poe- tisch aus uns selbst führen, indeß neue Ruinen uns so beengend an uns selbst mahnen? In jenen Mauern, aus welchen hohe Bäume zu wachsen schon Zeit hatten, freute man sich und weinte, wie in diesen Trümmern, wo die schwarzen Stei- ne noch den Gang der Flamme bezeichnen. Alle die Schmerzentöne, die in jenen Gewölben ver- hallten, thun dir also gar nichts, weil ein paar Jahrhunderte über sie hinflogen? -- Der Bewoh- ner dieses Schlosses, dieses Hauses, das vor we- nig Jahren der Krieg zerstörte, fand bei seinem nächsten Nachbar Schutz, sein Gewerbe, oder die Verhältnisse des Landes gaben ihm Mittel neuen Unterhalt zu finden, oder übrige Hülfsquellen zu benutzen. -- Welche Rettung aber blieb den Ge- plunderten, Abgebrannten jener Jahrhunderte? die Rettung der Knechtschaft aufs höchste, -- der Lehnsherr ließ sie nicht ganz untergehen, weil sie zu seinen Viehheerden gehörten, außerdem der Hungertod in den Wäldern, und die Erlösung durch die Pest, welche langen Kriegszügen auf dem Fuße nachfolgte. Das Schicksal jener
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the! an ihren Fruͤchten erkennen wir ſie, und koͤn- nen ſtolz darauf ſeyn.
Warum uns doch Ruinen der Vorzeit ſo poe- tiſch aus uns ſelbſt fuͤhren, indeß neue Ruinen uns ſo beengend an uns ſelbſt mahnen? In jenen Mauern, aus welchen hohe Baͤume zu wachſen ſchon Zeit hatten, freute man ſich und weinte, wie in dieſen Truͤmmern, wo die ſchwarzen Stei- ne noch den Gang der Flamme bezeichnen. Alle die Schmerzentoͤne, die in jenen Gewoͤlben ver- hallten, thun dir alſo gar nichts, weil ein paar Jahrhunderte uͤber ſie hinflogen? — Der Bewoh- ner dieſes Schloſſes, dieſes Hauſes, das vor we- nig Jahren der Krieg zerſtoͤrte, fand bei ſeinem naͤchſten Nachbar Schutz, ſein Gewerbe, oder die Verhaͤltniſſe des Landes gaben ihm Mittel neuen Unterhalt zu finden, oder uͤbrige Huͤlfsquellen zu benutzen. — Welche Rettung aber blieb den Ge- plunderten, Abgebrannten jener Jahrhunderte? die Rettung der Knechtſchaft aufs hoͤchſte, — der Lehnsherr ließ ſie nicht ganz untergehen, weil ſie zu ſeinen Viehheerden gehoͤrten, außerdem der Hungertod in den Waͤldern, und die Erloͤſung durch die Peſt, welche langen Kriegszuͤgen auf dem Fuße nachfolgte. Das Schickſal jener
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the! an ihren Fruͤchten erkennen wir ſie, und koͤn-
nen ſtolz darauf ſeyn.
Warum uns doch Ruinen der Vorzeit ſo poe-
tiſch aus uns ſelbſt fuͤhren, indeß neue Ruinen
uns ſo beengend an uns ſelbſt mahnen? In jenen
Mauern, aus welchen hohe Baͤume zu wachſen
ſchon Zeit hatten, freute man ſich und weinte,
wie in dieſen Truͤmmern, wo die ſchwarzen Stei-
ne noch den Gang der Flamme bezeichnen. Alle
die Schmerzentoͤne, die in jenen Gewoͤlben ver-
hallten, thun dir alſo gar nichts, weil ein paar
Jahrhunderte uͤber ſie hinflogen? — Der Bewoh-
ner dieſes Schloſſes, dieſes Hauſes, das vor we-
nig Jahren der Krieg zerſtoͤrte, fand bei ſeinem
naͤchſten Nachbar Schutz, ſein Gewerbe, oder die
Verhaͤltniſſe des Landes gaben ihm Mittel neuen
Unterhalt zu finden, oder uͤbrige Huͤlfsquellen zu
benutzen. — Welche Rettung aber blieb den Ge-
plunderten, Abgebrannten jener Jahrhunderte?
die Rettung der Knechtſchaft aufs hoͤchſte, — der
Lehnsherr ließ ſie nicht ganz untergehen, weil ſie
zu ſeinen Viehheerden gehoͤrten, außerdem der
Hungertod in den Waͤldern, und die Erloͤſung
durch die Peſt, welche langen Kriegszuͤgen auf
dem Fuße nachfolgte. Das Schickſal jener
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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