aushauchte. Hiersollten nun Gräben gezogen und Polder eingedeicht werden, und mit dieser erhei- ternden Aussicht beschäftigt, nahte ich mich Rot- terdam.
Ich wollte, ihr sähet Rotterdam. Wenn die Menschenwerke so konsequent groß sind, daß ihr Anblick an den Götterfunken mahnt, der sie er- schuf, so machen sie einen sehr schönen Eindruck. Diese Stadt ist für den Handel geschaffen -- das sagt der erste Blick, und alle nähere Betrachtun- gen bestätigen es. Die breiten Kanäle, allenthal- ben mit Quadersteinen eingefaßt, sind in vielen Straßen mit hohen Bäumen bepflanzt, neben de- nen breite Wege hergehen, und feste, schön ge- mauerte Häuser umgeben sie. Auf den Kanälen, die des nahen Stromes wegen ein viel bewegteres Wasser haben, als in Amsterdam, liegen unzäh- lige Schiffe aller Nationen, und vor den schönen Häusern erblickt man durch die freundlichen Zwei- ge der Buchen und Linden Dreimaster und Ostin- dienfahrer, und hört die verschiedensten Zungen re- den, auf den wandelnden Wohnungen, die hier auf eine Zeitlang Ansassen geworden scheinen. Die Gewohnheit macht, daß man die Schiffe der verschiedenen Nationen sogleich an der Bauart er-
aushauchte. Hierſollten nun Graͤben gezogen und Polder eingedeicht werden, und mit dieſer erhei- ternden Ausſicht beſchaͤftigt, nahte ich mich Rot- terdam.
Ich wollte, ihr ſaͤhet Rotterdam. Wenn die Menſchenwerke ſo konſequent groß ſind, daß ihr Anblick an den Goͤtterfunken mahnt, der ſie er- ſchuf, ſo machen ſie einen ſehr ſchoͤnen Eindruck. Dieſe Stadt iſt fuͤr den Handel geſchaffen — das ſagt der erſte Blick, und alle naͤhere Betrachtun- gen beſtaͤtigen es. Die breiten Kanaͤle, allenthal- ben mit Quaderſteinen eingefaßt, ſind in vielen Straßen mit hohen Baͤumen bepflanzt, neben de- nen breite Wege hergehen, und feſte, ſchoͤn ge- mauerte Haͤuſer umgeben ſie. Auf den Kanaͤlen, die des nahen Stromes wegen ein viel bewegteres Waſſer haben, als in Amſterdam, liegen unzaͤh- lige Schiffe aller Nationen, und vor den ſchoͤnen Haͤuſern erblickt man durch die freundlichen Zwei- ge der Buchen und Linden Dreimaſter und Oſtin- dienfahrer, und hoͤrt die verſchiedenſten Zungen re- den, auf den wandelnden Wohnungen, die hier auf eine Zeitlang Anſaſſen geworden ſcheinen. Die Gewohnheit macht, daß man die Schiffe der verſchiedenen Nationen ſogleich an der Bauart er-
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aushauchte. Hierſollten nun Graͤben gezogen und
Polder eingedeicht werden, und mit dieſer erhei-
ternden Ausſicht beſchaͤftigt, nahte ich mich Rot-
terdam.
Ich wollte, ihr ſaͤhet Rotterdam. Wenn die
Menſchenwerke ſo konſequent groß ſind, daß ihr
Anblick an den Goͤtterfunken mahnt, der ſie er-
ſchuf, ſo machen ſie einen ſehr ſchoͤnen Eindruck.
Dieſe Stadt iſt fuͤr den Handel geſchaffen — das
ſagt der erſte Blick, und alle naͤhere Betrachtun-
gen beſtaͤtigen es. Die breiten Kanaͤle, allenthal-
ben mit Quaderſteinen eingefaßt, ſind in vielen
Straßen mit hohen Baͤumen bepflanzt, neben de-
nen breite Wege hergehen, und feſte, ſchoͤn ge-
mauerte Haͤuſer umgeben ſie. Auf den Kanaͤlen,
die des nahen Stromes wegen ein viel bewegteres
Waſſer haben, als in Amſterdam, liegen unzaͤh-
lige Schiffe aller Nationen, und vor den ſchoͤnen
Haͤuſern erblickt man durch die freundlichen Zwei-
ge der Buchen und Linden Dreimaſter und Oſtin-
dienfahrer, und hoͤrt die verſchiedenſten Zungen re-
den, auf den wandelnden Wohnungen, die hier
auf eine Zeitlang Anſaſſen geworden ſcheinen.
Die Gewohnheit macht, daß man die Schiffe der
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/374>, abgerufen am 24.11.2024.
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