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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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Hirsche und Rehe weiden vertraulich, ungeachtet
der nahen Stadt und des dicht neben den Wiesen
hinführenden Wegs, an dem Saume des Gehöl-
zes. Die Häuser, welche ihm zunächst liegen,
gleichsam Fronte mit den Alleen und Grasplätzen
machen, mußten, so lange der Haag noch durch
den Aufenthalt des Hofs, und den blühenden Zu-
stand des Handels in dem umliegenden Lande,
volkreich und lebhaft war, unvergleichlich ange-
nehme Wohnungen darbieten. Diese Gebände
haben alle den Karakter von Vollendung und Ge-
mächlichkeit, ohne je durch Größe und Pracht zu
befremden. In den verschlungenen Schattengän-
gen des Busches sind in der guten Jahrszeit Re-
staurateurs-Buden aufgeschlagen, und noch jetzt
sollen die Haager diesen allerliebsten Ort fleißig
besuchen. Die Aussichten zeigen, so wie überall,
Kirchthürme, Wiesen, Büsche, Windmühlen und
freundliche Häuser, denn obschon nur eine Meile
vom Meere entfernt, sieht man es aus keinem
Punkte, die Höhe der Dünen beraubt die Gegend
seines Anblicks, und schützt sie gegen seine Wuth.
Das Haus im Busch ist ein sehr kleines Wohn-
haus, mit wenigen Wirthschaftsgebäuden, dem
Umfang nach ein bloßes Jagdschloß, und in der

Hirſche und Rehe weiden vertraulich, ungeachtet
der nahen Stadt und des dicht neben den Wieſen
hinfuͤhrenden Wegs, an dem Saume des Gehoͤl-
zes. Die Haͤuſer, welche ihm zunaͤchſt liegen,
gleichſam Fronte mit den Alleen und Grasplaͤtzen
machen, mußten, ſo lange der Haag noch durch
den Aufenthalt des Hofs, und den bluͤhenden Zu-
ſtand des Handels in dem umliegenden Lande,
volkreich und lebhaft war, unvergleichlich ange-
nehme Wohnungen darbieten. Dieſe Gebaͤnde
haben alle den Karakter von Vollendung und Ge-
maͤchlichkeit, ohne je durch Groͤße und Pracht zu
befremden. In den verſchlungenen Schattengaͤn-
gen des Buſches ſind in der guten Jahrszeit Re-
ſtaurateurs-Buden aufgeſchlagen, und noch jetzt
ſollen die Haager dieſen allerliebſten Ort fleißig
beſuchen. Die Ausſichten zeigen, ſo wie uͤberall,
Kirchthuͤrme, Wieſen, Buͤſche, Windmuͤhlen und
freundliche Haͤuſer, denn obſchon nur eine Meile
vom Meere entfernt, ſieht man es aus keinem
Punkte, die Hoͤhe der Duͤnen beraubt die Gegend
ſeines Anblicks, und ſchuͤtzt ſie gegen ſeine Wuth.
Das Haus im Buſch iſt ein ſehr kleines Wohn-
haus, mit wenigen Wirthſchaftsgebaͤuden, dem
Umfang nach ein bloßes Jagdſchloß, und in der

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[329/0343] Hirſche und Rehe weiden vertraulich, ungeachtet der nahen Stadt und des dicht neben den Wieſen hinfuͤhrenden Wegs, an dem Saume des Gehoͤl- zes. Die Haͤuſer, welche ihm zunaͤchſt liegen, gleichſam Fronte mit den Alleen und Grasplaͤtzen machen, mußten, ſo lange der Haag noch durch den Aufenthalt des Hofs, und den bluͤhenden Zu- ſtand des Handels in dem umliegenden Lande, volkreich und lebhaft war, unvergleichlich ange- nehme Wohnungen darbieten. Dieſe Gebaͤnde haben alle den Karakter von Vollendung und Ge- maͤchlichkeit, ohne je durch Groͤße und Pracht zu befremden. In den verſchlungenen Schattengaͤn- gen des Buſches ſind in der guten Jahrszeit Re- ſtaurateurs-Buden aufgeſchlagen, und noch jetzt ſollen die Haager dieſen allerliebſten Ort fleißig beſuchen. Die Ausſichten zeigen, ſo wie uͤberall, Kirchthuͤrme, Wieſen, Buͤſche, Windmuͤhlen und freundliche Haͤuſer, denn obſchon nur eine Meile vom Meere entfernt, ſieht man es aus keinem Punkte, die Hoͤhe der Duͤnen beraubt die Gegend ſeines Anblicks, und ſchuͤtzt ſie gegen ſeine Wuth. Das Haus im Buſch iſt ein ſehr kleines Wohn- haus, mit wenigen Wirthſchaftsgebaͤuden, dem Umfang nach ein bloßes Jagdſchloß, und in der

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/343>, abgerufen am 24.11.2024.