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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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die Mittel oder den Muth hatten -- o wer
wünschte nicht seinem Lande so eine Soldatener-
ziehung! -- Und wer unsere meisten Waisenhäu-
ser kennt, den Druck des Kummers und der Barm-
herzigkeit, der auf den armen Knaben haftet, und
sie durchs Leben begleitet -- denn hier sind die
vielen Ausnahmen mehr rührend als beglückend --
wer säh nicht lieber die übermüthig frohen Gesich-
ter, die in einen Stand treten, den das Weib nie,
und der Bürger nur aus sehr complicirten
verkehrten Begriffen verachten kann
.*)

Der Busch ist ein ungekünstelter schöner gros-
ser Wald, den einige herrliche Grasplätze mit schö-
nen Alleen eingefaßt, mit der Stadt verbinden.

*) Zur Entschuldigung der sehr friedliebenden Schreiberin
dieser Zeilen mag es dienen, daß sie den Kriegsstand hier
ganz getrennt, und ohne Beziehung auf die jetzigen
Kriege dachte. Nach ihren Begriffen ist der Mann vom
Krieger unter Umständen unzertrennlich, und die Waf-
fenübung zur Entwickelung des Mannes unerlaßlich --
sie drückt sich über diesen Punkt als letztes Resultat ihrer
Ansichten gegen ihre Freunde mit Stollberg's Wor-
ten aus:
"Die Weiber waren stets,
Wenn Männer Männer waren, ihrer werth --
Nur weiblicher, sonst ihnen gleich."

die Mittel oder den Muth hatten — o wer
wuͤnſchte nicht ſeinem Lande ſo eine Soldatener-
ziehung! — Und wer unſere meiſten Waiſenhaͤu-
ſer kennt, den Druck des Kummers und der Barm-
herzigkeit, der auf den armen Knaben haftet, und
ſie durchs Leben begleitet — denn hier ſind die
vielen Ausnahmen mehr ruͤhrend als begluͤckend —
wer ſaͤh nicht lieber die uͤbermuͤthig frohen Geſich-
ter, die in einen Stand treten, den das Weib nie,
und der Buͤrger nur aus ſehr complicirten
verkehrten Begriffen verachten kann
.*)

Der Buſch iſt ein ungekuͤnſtelter ſchoͤner groſ-
ſer Wald, den einige herrliche Grasplaͤtze mit ſchoͤ-
nen Alleen eingefaßt, mit der Stadt verbinden.

*) Zur Entſchuldigung der ſehr friedliebenden Schreiberin
dieſer Zeilen mag es dienen, daß ſie den Kriegsſtand hier
ganz getrennt, und ohne Beziehung auf die jetzigen
Kriege dachte. Nach ihren Begriffen iſt der Mann vom
Krieger unter Umſtaͤnden unzertrennlich, und die Waf-
fenuͤbung zur Entwickelung des Mannes unerlaßlich —
ſie druͤckt ſich uͤber dieſen Punkt als letztes Reſultat ihrer
Anſichten gegen ihre Freunde mit Stollberg’s Wor-
ten aus:
„Die Weiber waren ſtets,
Wenn Maͤnner Maͤnner waren, ihrer werth —
Nur weiblicher, ſonſt ihnen gleich.“
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[328/0342] die Mittel oder den Muth hatten — o wer wuͤnſchte nicht ſeinem Lande ſo eine Soldatener- ziehung! — Und wer unſere meiſten Waiſenhaͤu- ſer kennt, den Druck des Kummers und der Barm- herzigkeit, der auf den armen Knaben haftet, und ſie durchs Leben begleitet — denn hier ſind die vielen Ausnahmen mehr ruͤhrend als begluͤckend — wer ſaͤh nicht lieber die uͤbermuͤthig frohen Geſich- ter, die in einen Stand treten, den das Weib nie, und der Buͤrger nur aus ſehr complicirten verkehrten Begriffen verachten kann. *) Der Buſch iſt ein ungekuͤnſtelter ſchoͤner groſ- ſer Wald, den einige herrliche Grasplaͤtze mit ſchoͤ- nen Alleen eingefaßt, mit der Stadt verbinden. *) Zur Entſchuldigung der ſehr friedliebenden Schreiberin dieſer Zeilen mag es dienen, daß ſie den Kriegsſtand hier ganz getrennt, und ohne Beziehung auf die jetzigen Kriege dachte. Nach ihren Begriffen iſt der Mann vom Krieger unter Umſtaͤnden unzertrennlich, und die Waf- fenuͤbung zur Entwickelung des Mannes unerlaßlich — ſie druͤckt ſich uͤber dieſen Punkt als letztes Reſultat ihrer Anſichten gegen ihre Freunde mit Stollberg’s Wor- ten aus: „Die Weiber waren ſtets, Wenn Maͤnner Maͤnner waren, ihrer werth — Nur weiblicher, ſonſt ihnen gleich.“

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/342>, abgerufen am 24.11.2024.