mehr wie funfzehn. Für die Kranken sind eigne Zimmer bereitet, es sey dann nur eine gleichgül- tige äußere Verletzung, wie ein verstauchter Fuß, von welchem ein blühender Knabe in dem einen Saal im Bett gehalten, und von seinen Gespielen fröhlich unterhalten ward. In den Sälen, auf den Treppen, überall begegnete ich dem jungen Geschlecht, das munter und schäkernd umherrann- te, sich hie und da balgte, lachte und schwatzte, und vor dem mich begleitenden Lehrer munter sein Wesen trieb. Die Achtsamkeit und anständige Höflichkeit ohne Scheu und Geckerei, mit der die jungen Leute die neugierige fremde Frau überall begrüßten, war sehr angenehm, sie war von dem Gemisch von Selbstvertrauen und Bescheidenheit zusammen gesetzt, aus dem in spätern Jahren Männerkraft und Männermilde hervorgeht. Bei meinen Wünschen und Glauben an eine bessere Zukunft, konnte ich mir von dem zu bearbeitenden Stoff, der so glücklich von der Natur vorbereitet ist, günstige Resultate versprechen.
Von hier ging ich in das Erziehungshaus der Soldatenkinder. Ihnen ist ein Theil des Gebäu- des eingeräumt, das der König zur Zeit, wie er hier residirte, für sich zurichten ließ; daher man
mehr wie funfzehn. Fuͤr die Kranken ſind eigne Zimmer bereitet, es ſey dann nur eine gleichguͤl- tige aͤußere Verletzung, wie ein verſtauchter Fuß, von welchem ein bluͤhender Knabe in dem einen Saal im Bett gehalten, und von ſeinen Geſpielen froͤhlich unterhalten ward. In den Saͤlen, auf den Treppen, uͤberall begegnete ich dem jungen Geſchlecht, das munter und ſchaͤkernd umherrann- te, ſich hie und da balgte, lachte und ſchwatzte, und vor dem mich begleitenden Lehrer munter ſein Weſen trieb. Die Achtſamkeit und anſtaͤndige Hoͤflichkeit ohne Scheu und Geckerei, mit der die jungen Leute die neugierige fremde Frau uͤberall begruͤßten, war ſehr angenehm, ſie war von dem Gemiſch von Selbſtvertrauen und Beſcheidenheit zuſammen geſetzt, aus dem in ſpaͤtern Jahren Maͤnnerkraft und Maͤnnermilde hervorgeht. Bei meinen Wuͤnſchen und Glauben an eine beſſere Zukunft, konnte ich mir von dem zu bearbeitenden Stoff, der ſo gluͤcklich von der Natur vorbereitet iſt, guͤnſtige Reſultate verſprechen.
Von hier ging ich in das Erziehungshaus der Soldatenkinder. Ihnen iſt ein Theil des Gebaͤu- des eingeraͤumt, das der Koͤnig zur Zeit, wie er hier reſidirte, fuͤr ſich zurichten ließ; daher man
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0338"n="324"/>
mehr wie funfzehn. Fuͤr die Kranken ſind eigne<lb/>
Zimmer bereitet, es ſey dann nur eine gleichguͤl-<lb/>
tige aͤußere Verletzung, wie ein verſtauchter Fuß,<lb/>
von welchem ein bluͤhender Knabe in dem einen<lb/>
Saal im Bett gehalten, und von ſeinen Geſpielen<lb/>
froͤhlich unterhalten ward. In den Saͤlen, auf<lb/>
den Treppen, uͤberall begegnete ich dem jungen<lb/>
Geſchlecht, das munter und ſchaͤkernd umherrann-<lb/>
te, ſich hie und da balgte, lachte und ſchwatzte,<lb/>
und vor dem mich begleitenden Lehrer munter ſein<lb/>
Weſen trieb. Die Achtſamkeit und anſtaͤndige<lb/>
Hoͤflichkeit ohne Scheu und Geckerei, mit der die<lb/>
jungen Leute die neugierige fremde Frau uͤberall<lb/>
begruͤßten, war ſehr angenehm, ſie war von dem<lb/>
Gemiſch von Selbſtvertrauen und Beſcheidenheit<lb/>
zuſammen geſetzt, aus dem in ſpaͤtern Jahren<lb/>
Maͤnnerkraft und Maͤnnermilde hervorgeht. Bei<lb/>
meinen Wuͤnſchen und Glauben an eine beſſere<lb/>
Zukunft, konnte ich mir von dem zu bearbeitenden<lb/>
Stoff, der ſo gluͤcklich von der Natur vorbereitet iſt,<lb/>
guͤnſtige Reſultate verſprechen.</p><lb/><p>Von hier ging ich in das Erziehungshaus der<lb/>
Soldatenkinder. Ihnen iſt ein Theil des Gebaͤu-<lb/>
des eingeraͤumt, das der Koͤnig zur Zeit, wie er<lb/>
hier reſidirte, fuͤr ſich zurichten ließ; daher man<lb/></p></div></body></text></TEI>
[324/0338]
mehr wie funfzehn. Fuͤr die Kranken ſind eigne
Zimmer bereitet, es ſey dann nur eine gleichguͤl-
tige aͤußere Verletzung, wie ein verſtauchter Fuß,
von welchem ein bluͤhender Knabe in dem einen
Saal im Bett gehalten, und von ſeinen Geſpielen
froͤhlich unterhalten ward. In den Saͤlen, auf
den Treppen, uͤberall begegnete ich dem jungen
Geſchlecht, das munter und ſchaͤkernd umherrann-
te, ſich hie und da balgte, lachte und ſchwatzte,
und vor dem mich begleitenden Lehrer munter ſein
Weſen trieb. Die Achtſamkeit und anſtaͤndige
Hoͤflichkeit ohne Scheu und Geckerei, mit der die
jungen Leute die neugierige fremde Frau uͤberall
begruͤßten, war ſehr angenehm, ſie war von dem
Gemiſch von Selbſtvertrauen und Beſcheidenheit
zuſammen geſetzt, aus dem in ſpaͤtern Jahren
Maͤnnerkraft und Maͤnnermilde hervorgeht. Bei
meinen Wuͤnſchen und Glauben an eine beſſere
Zukunft, konnte ich mir von dem zu bearbeitenden
Stoff, der ſo gluͤcklich von der Natur vorbereitet iſt,
guͤnſtige Reſultate verſprechen.
Von hier ging ich in das Erziehungshaus der
Soldatenkinder. Ihnen iſt ein Theil des Gebaͤu-
des eingeraͤumt, das der Koͤnig zur Zeit, wie er
hier reſidirte, fuͤr ſich zurichten ließ; daher man
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/338>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.