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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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auch spatzieren. Ich unterhielt mich mit mehre-
ren der Lehrer, auch mit dem Gouverneur der An-
stalt, einem Holländer, der bei seinem angesehe-
nen Range im Staat und in der Gesellschaft einen
sehr gewinnenden gütigen Ausdruck hatte, seine
Sprache war gebildet, und er drückte sich mit Ei-
fer und Theilnahme über seinen Wirkungskreis
aus. Ein paar der Lehrer waren Deutsche, der
Lehrer der Geschichte ist ein auch in der Litteratur
rühmlich bekannter Mann, der Bruder des belieb-
ten schwäbischen Epigrammen-Dichters Haug.
Die Holländer selbst gestehen ihm eine vollkomme-
ne Kenntniß ihrer Sprache zu, und seine Briefe
über Holland beweisen, daß er das Land vielseitig
beobachtet hat. Die Geschichte scheint in diesem
Institut mit Ernst und Liebe betrieben zu werden,
so wie auch bei der Auswahl der Bücher in der
Schulbibliothek auf dieses wichtigste Bildungsmit-
tel des Gemüths hauptsächlich Rücksicht genommen
ist. Ich besuchte auch noch die Schlafsäle, Eßzimmer
der Lehrer -- die ich lieber mit ihren Zöglingen hätte
in Gemeinschaft speisen sehen -- und die Lehr-
zimmer. Alle sind sehr schön und anständig. Die
Schlafsäle sind hoch, hell, reinlich, es stehen
mehr und weniger Betten in denselben, in keinem

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auch ſpatzieren. Ich unterhielt mich mit mehre-
ren der Lehrer, auch mit dem Gouverneur der An-
ſtalt, einem Hollaͤnder, der bei ſeinem angeſehe-
nen Range im Staat und in der Geſellſchaft einen
ſehr gewinnenden guͤtigen Ausdruck hatte, ſeine
Sprache war gebildet, und er druͤckte ſich mit Ei-
fer und Theilnahme uͤber ſeinen Wirkungskreis
aus. Ein paar der Lehrer waren Deutſche, der
Lehrer der Geſchichte iſt ein auch in der Litteratur
ruͤhmlich bekannter Mann, der Bruder des belieb-
ten ſchwaͤbiſchen Epigrammen-Dichters Haug.
Die Hollaͤnder ſelbſt geſtehen ihm eine vollkomme-
ne Kenntniß ihrer Sprache zu, und ſeine Briefe
uͤber Holland beweiſen, daß er das Land vielſeitig
beobachtet hat. Die Geſchichte ſcheint in dieſem
Inſtitut mit Ernſt und Liebe betrieben zu werden,
ſo wie auch bei der Auswahl der Buͤcher in der
Schulbibliothek auf dieſes wichtigſte Bildungsmit-
tel des Gemuͤths hauptſaͤchlich Ruͤckſicht genommen
iſt. Ich beſuchte auch noch die Schlafſaͤle, Eßzimmer
der Lehrer — die ich lieber mit ihren Zoͤglingen haͤtte
in Gemeinſchaft ſpeiſen ſehen — und die Lehr-
zimmer. Alle ſind ſehr ſchoͤn und anſtaͤndig. Die
Schlafſaͤle ſind hoch, hell, reinlich, es ſtehen
mehr und weniger Betten in denſelben, in keinem

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[323/0337] auch ſpatzieren. Ich unterhielt mich mit mehre- ren der Lehrer, auch mit dem Gouverneur der An- ſtalt, einem Hollaͤnder, der bei ſeinem angeſehe- nen Range im Staat und in der Geſellſchaft einen ſehr gewinnenden guͤtigen Ausdruck hatte, ſeine Sprache war gebildet, und er druͤckte ſich mit Ei- fer und Theilnahme uͤber ſeinen Wirkungskreis aus. Ein paar der Lehrer waren Deutſche, der Lehrer der Geſchichte iſt ein auch in der Litteratur ruͤhmlich bekannter Mann, der Bruder des belieb- ten ſchwaͤbiſchen Epigrammen-Dichters Haug. Die Hollaͤnder ſelbſt geſtehen ihm eine vollkomme- ne Kenntniß ihrer Sprache zu, und ſeine Briefe uͤber Holland beweiſen, daß er das Land vielſeitig beobachtet hat. Die Geſchichte ſcheint in dieſem Inſtitut mit Ernſt und Liebe betrieben zu werden, ſo wie auch bei der Auswahl der Buͤcher in der Schulbibliothek auf dieſes wichtigſte Bildungsmit- tel des Gemuͤths hauptſaͤchlich Ruͤckſicht genommen iſt. Ich beſuchte auch noch die Schlafſaͤle, Eßzimmer der Lehrer — die ich lieber mit ihren Zoͤglingen haͤtte in Gemeinſchaft ſpeiſen ſehen — und die Lehr- zimmer. Alle ſind ſehr ſchoͤn und anſtaͤndig. Die Schlafſaͤle ſind hoch, hell, reinlich, es ſtehen mehr und weniger Betten in denſelben, in keinem X 2

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/337>, abgerufen am 24.11.2024.