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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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gungslosigkeit drückt mich auf die Länge doch sehr.
-- Ich will lieber geschüttelt seyn, als mich ganz
widerstandslos herumziehen lassen. So weit ich
die Kanäle sah, sind sie immer so schmal, daß die
Straße, welche meist zu beiden Seiten hinläuft,
was darauf wandert, und was an ihr wohnt, mit
in den Schauplatz des Ruefs hineingezogen ist.
Das Fahrzeug selbst bietet immer ein verändertes
Personal des Theaters dar, denn es wird bestän-
dig gelandet, neue Gefährten aufzunehmen, und
alte ans Land zu setzen; das geht aber so schnell,
daß es niemand einfallen kann über den Verzug zu
klagen. Hier steht eine Nätherin mit dem Näh-
kistchen unter dem Arm, ein kleines Bündelchen
an der Hand, die soll in jenem Schlosse arbeiten,
sie nimmt sorgfältig die geglättete Schürze in Fal-
len, faßt den glänzenden Zitzrock auf, und schlüpft
in das Fenster hinein. Dort wartet ein breit-
schultriger Ehrenmann mit einer schwarzen runden
Perücke, schwarzplüschnen Unterkleidern und Stie-
felmanschetten, wohlig bei einem Glas Bier, bis
die Schuit landet, bläßt den Tabacksrauch vor
sich her, steigt langsam in die Luke hinein, setzt
sich, ordnet die Rockschößen, und fordert vom
Jager -- so heißt der Schiffer, Feuer, seine bei

gungsloſigkeit druͤckt mich auf die Laͤnge doch ſehr.
— Ich will lieber geſchuͤttelt ſeyn, als mich ganz
widerſtandslos herumziehen laſſen. So weit ich
die Kanaͤle ſah, ſind ſie immer ſo ſchmal, daß die
Straße, welche meiſt zu beiden Seiten hinlaͤuft,
was darauf wandert, und was an ihr wohnt, mit
in den Schauplatz des Ruefs hineingezogen iſt.
Das Fahrzeug ſelbſt bietet immer ein veraͤndertes
Perſonal des Theaters dar, denn es wird beſtaͤn-
dig gelandet, neue Gefaͤhrten aufzunehmen, und
alte ans Land zu ſetzen; das geht aber ſo ſchnell,
daß es niemand einfallen kann uͤber den Verzug zu
klagen. Hier ſteht eine Naͤtherin mit dem Naͤh-
kiſtchen unter dem Arm, ein kleines Buͤndelchen
an der Hand, die ſoll in jenem Schloſſe arbeiten,
ſie nimmt ſorgfaͤltig die geglaͤttete Schuͤrze in Fal-
len, faßt den glaͤnzenden Zitzrock auf, und ſchluͤpft
in das Fenſter hinein. Dort wartet ein breit-
ſchultriger Ehrenmann mit einer ſchwarzen runden
Peruͤcke, ſchwarzpluͤſchnen Unterkleidern und Stie-
felmanſchetten, wohlig bei einem Glas Bier, bis
die Schuit landet, blaͤßt den Tabacksrauch vor
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[246/0260] gungsloſigkeit druͤckt mich auf die Laͤnge doch ſehr. — Ich will lieber geſchuͤttelt ſeyn, als mich ganz widerſtandslos herumziehen laſſen. So weit ich die Kanaͤle ſah, ſind ſie immer ſo ſchmal, daß die Straße, welche meiſt zu beiden Seiten hinlaͤuft, was darauf wandert, und was an ihr wohnt, mit in den Schauplatz des Ruefs hineingezogen iſt. Das Fahrzeug ſelbſt bietet immer ein veraͤndertes Perſonal des Theaters dar, denn es wird beſtaͤn- dig gelandet, neue Gefaͤhrten aufzunehmen, und alte ans Land zu ſetzen; das geht aber ſo ſchnell, daß es niemand einfallen kann uͤber den Verzug zu klagen. Hier ſteht eine Naͤtherin mit dem Naͤh- kiſtchen unter dem Arm, ein kleines Buͤndelchen an der Hand, die ſoll in jenem Schloſſe arbeiten, ſie nimmt ſorgfaͤltig die geglaͤttete Schuͤrze in Fal- len, faßt den glaͤnzenden Zitzrock auf, und ſchluͤpft in das Fenſter hinein. Dort wartet ein breit- ſchultriger Ehrenmann mit einer ſchwarzen runden Peruͤcke, ſchwarzpluͤſchnen Unterkleidern und Stie- felmanſchetten, wohlig bei einem Glas Bier, bis die Schuit landet, blaͤßt den Tabacksrauch vor ſich her, ſteigt langſam in die Luke hinein, ſetzt ſich, ordnet die Rockſchoͤßen, und fordert vom Jager — ſo heißt der Schiffer, Feuer, ſeine bei

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/260>, abgerufen am 24.11.2024.