beiten die Frauenzimmer, indeß die Männer ihren Geschäften nachgehen. Natürlich ist es dabei, daß man von einem solchen Schlafkabinet wenig Raum fordert, aber unleugbar auch, daß Anstand, Ord- nung, Nettigkeit, ein gewisses Gefühl anderer Unabhängigkeit zu ehren, durch diese Absonderung sehr befördert wird. Nur die Stunden der Mahl- zeiten sind hier und in der ehrlichen alten Schweiz sehr verschieden. Die Stände, welche nicht zum Volke gehören, essen alle spät, die höhern erst in den Abendstunden zu Mittag. Diese Sitte wird in Amsterdam, vielleicht in allen großen Han- delsstädten, von der Börsenzeit bestimmt, welche erst um vier Uhr zu Ende geht. Ehemals moch- ten die guten Herrn vorher, das heißt, um eilf oder zwölf speisen, um Glockenschlag zwei, wo die Börse geöffnet wird, ihre fünf Sinne gestärkt zu haben, das wäre anjetzt ein Hinderniß in der ganzen Tagesordnung, also verschiebt man es bis nach der Börse, welches dann vermittelst eines lang fortlaufenden, mit Käse, geräuchertem Fleisch, Schinken und zufälligen Leckerbissen bereicherten Frühstück endlich wohl angeht.
Die Zimmerverzierungen, so wie das Geräth, soll in vielen Handelshäusern sehr prächtig, und
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beiten die Frauenzimmer, indeß die Maͤnner ihren Geſchaͤften nachgehen. Natuͤrlich iſt es dabei, daß man von einem ſolchen Schlafkabinet wenig Raum fordert, aber unleugbar auch, daß Anſtand, Ord- nung, Nettigkeit, ein gewiſſes Gefuͤhl anderer Unabhaͤngigkeit zu ehren, durch dieſe Abſonderung ſehr befoͤrdert wird. Nur die Stunden der Mahl- zeiten ſind hier und in der ehrlichen alten Schweiz ſehr verſchieden. Die Staͤnde, welche nicht zum Volke gehoͤren, eſſen alle ſpaͤt, die hoͤhern erſt in den Abendſtunden zu Mittag. Dieſe Sitte wird in Amſterdam, vielleicht in allen großen Han- delsſtaͤdten, von der Boͤrſenzeit beſtimmt, welche erſt um vier Uhr zu Ende geht. Ehemals moch- ten die guten Herrn vorher, das heißt, um eilf oder zwoͤlf ſpeiſen, um Glockenſchlag zwei, wo die Boͤrſe geoͤffnet wird, ihre fuͤnf Sinne geſtaͤrkt zu haben, das waͤre anjetzt ein Hinderniß in der ganzen Tagesordnung, alſo verſchiebt man es bis nach der Boͤrſe, welches dann vermittelſt eines lang fortlaufenden, mit Kaͤſe, geraͤuchertem Fleiſch, Schinken und zufaͤlligen Leckerbiſſen bereicherten Fruͤhſtuͤck endlich wohl angeht.
Die Zimmerverzierungen, ſo wie das Geraͤth, ſoll in vielen Handelshaͤuſern ſehr praͤchtig, und
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beiten die Frauenzimmer, indeß die Maͤnner ihren
Geſchaͤften nachgehen. Natuͤrlich iſt es dabei, daß
man von einem ſolchen Schlafkabinet wenig Raum
fordert, aber unleugbar auch, daß Anſtand, Ord-
nung, Nettigkeit, ein gewiſſes Gefuͤhl anderer
Unabhaͤngigkeit zu ehren, durch dieſe Abſonderung
ſehr befoͤrdert wird. Nur die Stunden der Mahl-
zeiten ſind hier und in der ehrlichen alten Schweiz
ſehr verſchieden. Die Staͤnde, welche nicht zum
Volke gehoͤren, eſſen alle ſpaͤt, die hoͤhern erſt in
den Abendſtunden zu Mittag. Dieſe Sitte wird
in Amſterdam, vielleicht in allen großen Han-
delsſtaͤdten, von der Boͤrſenzeit beſtimmt, welche
erſt um vier Uhr zu Ende geht. Ehemals moch-
ten die guten Herrn vorher, das heißt, um eilf
oder zwoͤlf ſpeiſen, um Glockenſchlag zwei, wo
die Boͤrſe geoͤffnet wird, ihre fuͤnf Sinne geſtaͤrkt
zu haben, das waͤre anjetzt ein Hinderniß in der
ganzen Tagesordnung, alſo verſchiebt man es bis
nach der Boͤrſe, welches dann vermittelſt eines
lang fortlaufenden, mit Kaͤſe, geraͤuchertem Fleiſch,
Schinken und zufaͤlligen Leckerbiſſen bereicherten
Fruͤhſtuͤck endlich wohl angeht.
Die Zimmerverzierungen, ſo wie das Geraͤth,
ſoll in vielen Handelshaͤuſern ſehr praͤchtig, und
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/255>, abgerufen am 24.11.2024.
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