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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Die schwanen-reine glut ätzt euch in marmel ein,
Und bauet eurem ruhm den besten sieges-bogen.
Schaut, Keusche Hertzen! schaut, ihr Sonnen dieser zeit!
Bey denen lieb und zucht in gleichen würden stehen,
So nährt die reine lieb ein meer der seeligkeit,
Wenn geilheit, böse lust und brunst zu scheitern gehen.


Auf eine andere hochzeit.
MEin Bruder! dessen freud auch mein vergnügen ist;
Du hast dir so ein kind zur Liebsten auserkiest,
Aus deren küssen ich dir nichts als viel gelücke
Nach wunsch versprechen kan. Heyrathen ist die brücke,
Auf welcher man zum tod' und auch zum leben geht.
Wer eine dirne freyt, die weiter nichts versteht,
Als was den putz betrifft, die keine suppe kochen,
Kein ey recht sieden kan; da ist in wenig wochen
Die liebe matt und todt. Jst sie ein zänckisch thier,
Das nichts vertragen kan, und das den krug voll bier,
Wenn ihr der mann was sagt, ihm ins gesichte giesset:
Jst sie ein fauler balg, den ieder schritt verdriesset:
Hat ihre wohllust nicht an einer kost genug:
Jst sie aufs gute dumm, und nur aufs böse klug;
So wird der ehestand zu einer rechten hölle.
Dir aber wird er nun zu einer lebens-qvelle.
Die nett' Elisabeth, so dich von hertzen liebt,
Und der dein hertze sich mit lauter lust ergiebt,
Jst von der besten art. Man hat sie klug erzogen:
Die tugend hat sie selbst mit ihrer milch gesogen:
Man sieht die häußligkeit in allen ihrem thun:
Und die bescheidenheit und demuth, welche nun
So seltsam werden will, läst dich viel gutes hoffen:
Dir steht bey ihr das schloß der reinen keuschheit offen;
Doch aber dir allein. Die muntre wachsamkeit:
Die anmuth, welche dich so ungemein erfreut:
Und andre tugenden, so deine Liebste zieren,
Sind blumen, welche dir im winter nicht erfrieren.
Sind
Hochzeit-Gedichte.
Die ſchwanen-reine glut aͤtzt euch in marmel ein,
Und bauet eurem ruhm den beſten ſieges-bogen.
Schaut, Keuſche Hertzen! ſchaut, ihr Sonnen dieſer zeit!
Bey denen lieb und zucht in gleichen wuͤrden ſtehen,
So naͤhrt die reine lieb ein meer der ſeeligkeit,
Wenn geilheit, boͤſe luſt und brunſt zu ſcheitern gehen.


Auf eine andere hochzeit.
MEin Bruder! deſſen freud auch mein vergnuͤgen iſt;
Du haſt dir ſo ein kind zur Liebſten auserkieſt,
Aus deren kuͤſſen ich dir nichts als viel geluͤcke
Nach wunſch verſprechen kan. Heyrathen iſt die bruͤcke,
Auf welcher man zum tod’ und auch zum leben geht.
Wer eine dirne freyt, die weiter nichts verſteht,
Als was den putz betrifft, die keine ſuppe kochen,
Kein ey recht ſieden kan; da iſt in wenig wochen
Die liebe matt und todt. Jſt ſie ein zaͤnckiſch thier,
Das nichts vertragen kan, und das den krug voll bier,
Wenn ihr der mann was ſagt, ihm ins geſichte gieſſet:
Jſt ſie ein fauler balg, den ieder ſchritt verdrieſſet:
Hat ihre wohlluſt nicht an einer koſt genug:
Jſt ſie aufs gute dumm, und nur aufs boͤſe klug;
So wird der eheſtand zu einer rechten hoͤlle.
Dir aber wird er nun zu einer lebens-qvelle.
Die nett’ Eliſabeth, ſo dich von hertzen liebt,
Und der dein hertze ſich mit lauter luſt ergiebt,
Jſt von der beſten art. Man hat ſie klug erzogen:
Die tugend hat ſie ſelbſt mit ihrer milch geſogen:
Man ſieht die haͤußligkeit in allen ihrem thun:
Und die beſcheidenheit und demuth, welche nun
So ſeltſam werden will, laͤſt dich viel gutes hoffen:
Dir ſteht bey ihr das ſchloß der reinen keuſchheit offen;
Doch aber dir allein. Die muntre wachſamkeit:
Die anmuth, welche dich ſo ungemein erfreut:
Und andre tugenden, ſo deine Liebſte zieren,
Sind blumen, welche dir im winter nicht erfrieren.
Sind
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[91/0093] Hochzeit-Gedichte. Die ſchwanen-reine glut aͤtzt euch in marmel ein, Und bauet eurem ruhm den beſten ſieges-bogen. Schaut, Keuſche Hertzen! ſchaut, ihr Sonnen dieſer zeit! Bey denen lieb und zucht in gleichen wuͤrden ſtehen, So naͤhrt die reine lieb ein meer der ſeeligkeit, Wenn geilheit, boͤſe luſt und brunſt zu ſcheitern gehen. Auf eine andere hochzeit. MEin Bruder! deſſen freud auch mein vergnuͤgen iſt; Du haſt dir ſo ein kind zur Liebſten auserkieſt, Aus deren kuͤſſen ich dir nichts als viel geluͤcke Nach wunſch verſprechen kan. Heyrathen iſt die bruͤcke, Auf welcher man zum tod’ und auch zum leben geht. Wer eine dirne freyt, die weiter nichts verſteht, Als was den putz betrifft, die keine ſuppe kochen, Kein ey recht ſieden kan; da iſt in wenig wochen Die liebe matt und todt. Jſt ſie ein zaͤnckiſch thier, Das nichts vertragen kan, und das den krug voll bier, Wenn ihr der mann was ſagt, ihm ins geſichte gieſſet: Jſt ſie ein fauler balg, den ieder ſchritt verdrieſſet: Hat ihre wohlluſt nicht an einer koſt genug: Jſt ſie aufs gute dumm, und nur aufs boͤſe klug; So wird der eheſtand zu einer rechten hoͤlle. Dir aber wird er nun zu einer lebens-qvelle. Die nett’ Eliſabeth, ſo dich von hertzen liebt, Und der dein hertze ſich mit lauter luſt ergiebt, Jſt von der beſten art. Man hat ſie klug erzogen: Die tugend hat ſie ſelbſt mit ihrer milch geſogen: Man ſieht die haͤußligkeit in allen ihrem thun: Und die beſcheidenheit und demuth, welche nun So ſeltſam werden will, laͤſt dich viel gutes hoffen: Dir ſteht bey ihr das ſchloß der reinen keuſchheit offen; Doch aber dir allein. Die muntre wachſamkeit: Die anmuth, welche dich ſo ungemein erfreut: Und andre tugenden, ſo deine Liebſte zieren, Sind blumen, welche dir im winter nicht erfrieren. Sind

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/93>, abgerufen am 03.05.2024.