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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Vergieb den frechen trotz, Hochwerthgeschätztes Paar!
Nicht zörne, daß mein mund darff so die liebe schmähen:
Jch schwehre bey dem thron der kunst-gesinnten schaar,
Du solst dein hohes lob hierdurch vergrössert sehen.
Es blitzt der diamant weit schöner durch den flor,
Wenn sich bey dunckler nacht der Juno lüffte kühlen;
Man zieht der tugend auch erst die tapeten vor,
Soll derer wunder-stern mit vielen strahlen spielen.
Jch weiß, daß deine glut nur reines feuer kennt,
Nicht das der faule west der geilheit angeblasen,
Daß deinen silber-schmuck kein brandmahl angebrennt,
Die so in geiler brunst ohn zaum und zügel rasen.
Der himmel hohe witz, der beyder seelen ziert,
Sah' bald der eitelkeit gestellte mörder-schlingen;
Jhr irrlicht, welches noch so manchen geist verführt,
War niemals starck genug dich in das garn zu bringen.
Die flamme, so nunmehr durch alle glieder fährt,
Entglamm nächst in der burg der lichten feuer-ballen;
Das öle gleicher gunst, das diesen brand ernährt,
Ließ selbst Diespiter auf schloß und scheitel fallen.
Weg amber! weg zibeth, und was nach bisam schmeckt!
Der himmel darff von euch nicht erst den zunder nehmen.
Wenn er dis große rund in große flammen steckt,
Krafft welcher die natur muß ihre pflantzen sämen.
Dreymal beglückter tag! o angenehmes band!
Womit der Höchste euch, Geehrtste! wollen binden;
Das glücke bietet schon den marmel seiner hand,
Und will um euer haupt itzt stete myrthen winden.
Seht! wie der sonnen gold von der saphirnen höh,
Auf euch verdoppelt wirfft die angenehmsten blicke,
Sie fordert eh' es zeit, die zelter aus der see
Und nennet diesen tag des himmels meister-stücke.
Selbst Amathusie, die welt-beherrscherin,
Senckt ihr beflammtes haupt anitzt zu euren füßen;
Jhr übermannter sohn wirfft pfeil und köcher hin,
Und muß als euer knecht des hauptes lorbeern küssen.
Die Pallas ist erfreut, daß euch kein falscher schein
Der zaubernden Dion von tugend abgezogen;
Die
Hochzeit-Gedichte.
Vergieb den frechen trotz, Hochwerthgeſchaͤtztes Paar!
Nicht zoͤrne, daß mein mund darff ſo die liebe ſchmaͤhen:
Jch ſchwehre bey dem thron der kunſt-geſinnten ſchaar,
Du ſolſt dein hohes lob hierdurch vergroͤſſert ſehen.
Es blitzt der diamant weit ſchoͤner durch den flor,
Wenn ſich bey dunckler nacht der Juno luͤffte kuͤhlen;
Man zieht der tugend auch erſt die tapeten vor,
Soll derer wunder-ſtern mit vielen ſtrahlen ſpielen.
Jch weiß, daß deine glut nur reines feuer kennt,
Nicht das der faule weſt der geilheit angeblaſen,
Daß deinen ſilber-ſchmuck kein brandmahl angebrennt,
Die ſo in geiler brunſt ohn zaum und zuͤgel raſen.
Der himmel hohe witz, der beyder ſeelen ziert,
Sah’ bald der eitelkeit geſtellte moͤrder-ſchlingen;
Jhr irrlicht, welches noch ſo manchen geiſt verfuͤhrt,
War niemals ſtarck genug dich in das garn zu bringen.
Die flamme, ſo nunmehr durch alle glieder faͤhrt,
Entglamm naͤchſt in der burg der lichten feuer-ballen;
Das oͤle gleicher gunſt, das dieſen brand ernaͤhrt,
Ließ ſelbſt Dieſpiter auf ſchloß und ſcheitel fallen.
Weg amber! weg zibeth, und was nach biſam ſchmeckt!
Der himmel darff von euch nicht erſt den zunder nehmen.
Wenn er dis große rund in große flammen ſteckt,
Krafft welcher die natur muß ihre pflantzen ſaͤmen.
Dreymal begluͤckter tag! o angenehmes band!
Womit der Hoͤchſte euch, Geehrtſte! wollen binden;
Das gluͤcke bietet ſchon den marmel ſeiner hand,
Und will um euer haupt itzt ſtete myrthen winden.
Seht! wie der ſonnen gold von der ſaphirnen hoͤh,
Auf euch verdoppelt wirfft die angenehmſten blicke,
Sie fordert eh’ es zeit, die zelter aus der ſee
Und nennet dieſen tag des himmels meiſter-ſtuͤcke.
Selbſt Amathuſie, die welt-beherrſcherin,
Senckt ihr beflammtes haupt anitzt zu euren fuͤßen;
Jhr uͤbermannter ſohn wirfft pfeil und koͤcher hin,
Und muß als euer knecht des hauptes lorbeern kuͤſſen.
Die Pallas iſt erfreut, daß euch kein falſcher ſchein
Der zaubernden Dion von tugend abgezogen;
Die
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[90/0092] Hochzeit-Gedichte. Vergieb den frechen trotz, Hochwerthgeſchaͤtztes Paar! Nicht zoͤrne, daß mein mund darff ſo die liebe ſchmaͤhen: Jch ſchwehre bey dem thron der kunſt-geſinnten ſchaar, Du ſolſt dein hohes lob hierdurch vergroͤſſert ſehen. Es blitzt der diamant weit ſchoͤner durch den flor, Wenn ſich bey dunckler nacht der Juno luͤffte kuͤhlen; Man zieht der tugend auch erſt die tapeten vor, Soll derer wunder-ſtern mit vielen ſtrahlen ſpielen. Jch weiß, daß deine glut nur reines feuer kennt, Nicht das der faule weſt der geilheit angeblaſen, Daß deinen ſilber-ſchmuck kein brandmahl angebrennt, Die ſo in geiler brunſt ohn zaum und zuͤgel raſen. Der himmel hohe witz, der beyder ſeelen ziert, Sah’ bald der eitelkeit geſtellte moͤrder-ſchlingen; Jhr irrlicht, welches noch ſo manchen geiſt verfuͤhrt, War niemals ſtarck genug dich in das garn zu bringen. Die flamme, ſo nunmehr durch alle glieder faͤhrt, Entglamm naͤchſt in der burg der lichten feuer-ballen; Das oͤle gleicher gunſt, das dieſen brand ernaͤhrt, Ließ ſelbſt Dieſpiter auf ſchloß und ſcheitel fallen. Weg amber! weg zibeth, und was nach biſam ſchmeckt! Der himmel darff von euch nicht erſt den zunder nehmen. Wenn er dis große rund in große flammen ſteckt, Krafft welcher die natur muß ihre pflantzen ſaͤmen. Dreymal begluͤckter tag! o angenehmes band! Womit der Hoͤchſte euch, Geehrtſte! wollen binden; Das gluͤcke bietet ſchon den marmel ſeiner hand, Und will um euer haupt itzt ſtete myrthen winden. Seht! wie der ſonnen gold von der ſaphirnen hoͤh, Auf euch verdoppelt wirfft die angenehmſten blicke, Sie fordert eh’ es zeit, die zelter aus der ſee Und nennet dieſen tag des himmels meiſter-ſtuͤcke. Selbſt Amathuſie, die welt-beherrſcherin, Senckt ihr beflammtes haupt anitzt zu euren fuͤßen; Jhr uͤbermannter ſohn wirfft pfeil und koͤcher hin, Und muß als euer knecht des hauptes lorbeern kuͤſſen. Die Pallas iſt erfreut, daß euch kein falſcher ſchein Der zaubernden Dion von tugend abgezogen; Die

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/92>, abgerufen am 04.05.2024.